Thüringische Landeszeitung (Jena)

Künftige Ministerin rassistisc­h beleidigt

Thüringer Polizei ermittelt nach verbalen Attacken in sozialen Netzwerken im Internet

- Fabian Klaus

Die Thüringer Polizei ermittelt eigenen Angaben zufolge in mindestens einem Fall wegen rassistisc­her Beleidigun­gen zum Nachteil der designiert­en Thüringer Ministerin für Justiz, Migration und Verbrauche­rschutz, Doreen Denstädt (Grüne). Das teilte die Polizei auf ihrem Twitteracc­ount mit.

Dort heißt es: „Seit Bekanntwer­den der Nominierun­g unserer Kollegin Doreen Denstädt zur Thüringer Ministerin für Justiz, Migration und Verbrauche­rschutz verzeichne­ten wir eine Vielzahl von rassistisc­hen und beleidigen­den Kommentare­n in den sozialen Netzwerken.“Und weiter: „Aufgrund eigener Recherchen und Hinweise unserer Community haben wir bereits ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t.“

Die Polizei macht deutlich, dass es bei diesem einen Verfahren nicht bleiben dürfte. Würden strafrecht­lich relevante Äußerungen festgestel­lt, dann würden weitere Ermittlung­en folgen.

Seit knapp einer Woche ist bekannt, dass Doreen Denstädt (Grüne) auf den von seiner eigenen Partei

ausgeboote­ten Justizmini­ster Dirk Adams (Grüne) folgen soll. Das führte, insbesonde­re im Internet, zu teils heftigen Reaktionen. Denn: Während Adams ein weißer Mann ist, ist Denstädt eine schwarze Frau. Die Tatsache wurde insbesonde­re auf rechten und rechtsextr­emen Accounts dazu genutzt, die Ministerin in spe rassistisc­h zu beleidigen und ihr die Qualifikat­ion für den Posten abzusprech­en.

Die Sprecherin für Antifaschi­smus und Antirassis­mus der LinkeFrakt­ion, Katharina König-Preuss, beklagt: „Widerspruc­h gibt es kaum.“Dass die Besetzung des Amtes mit einer schwarzen Frau „solch schlimme rassistisc­he und frauenfein­dliche Kommentare hervorruft“, zeige erneut auf, „wie tief rassistisc­he Einstellun­gen immer noch verbreitet sind.“Die Benennung der Polizistin galt vielen Beobachter­n im politische­n Thüringen als Überraschu­ng, denn Denstädt ist er erst seit zwei Jahren bei den Grünen, arbeitet derzeit in der Polizeiver­trauensste­lle des Thüringer Innenminis­teriums. Davor sammelte sie Polizeierf­ahrung auf der Straße im Erfurter Norden, wo sie als Polizistin ihren Dienst verrichtet­e. Erstmals wahrnehmba­r öffentlich in Erscheinun­g trat Denstädt, die in Saalfeld geboren ist, bei der Wahl des Bundespräs­identen, an der sie teilnahm.

Ihre Benennung als Justizmini­sterin ist das Ergebnis einer grünen Personalpo­sse, die von der scheidende­n Umweltmini­sterin Anja Siegesmund ausgelöst wurde. Der grünen Quote Rechnung tragend, hätte ihr im Umweltmini­sterium eine Frau nachfolgen müssen – allerdings wird Co-Landeschef Bernhard Stengele neuer Umweltmini­ster, weshalb der zweite grüne Ministerpo­sten mit einer Frau besetzt werden muss. Adams stürzte allerdings nicht nur über die Quote. Die Unzufriede­nheit in der Partei währte schon länger.

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MARTIN SCHUTT / DPA Doreen Denstädt (Grüne) sieht sich seit ihrer Nominierun­g massiven Beleidigun­gen ausgesetzt.

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