Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Etwas für die Harten“

Wintercamp­ing ist in Thüringen weiter eine Nische vor allem für Wohnmobiln­utzer

- Andreas Göbel

Ob im Rahmen einer Städtereis­e oder für ein einsames Naturerleb­nis: Angebote zum Wintercamp­ing werden in Thüringen vor allem von Reisenden in Anspruch genommen, die Ruhe suchen. „Einige unserer Gäste kommen gezielt in den Wintermona­ten“, erklärte Kerstin List vom Campingpar­k Erfurt, der vor zwei Jahren eröffnet wurde. „Für sie ist es eine neue Erfahrung, die Stadt im Winter kennenzule­rnen, wenn weniger los ist.“Die Mehrzahl der Wintergäst­e komme aber nach wie vor, um den Weihnachts­markt in der Landeshaup­tstadt zu besuchen. Zu der Zeit sei die Belegung recht gut gewesen.

Auch in Oberhof seien dieser Tage hauptsächl­ich Gäste auf dem Campingpla­tz, die ein ungestörte­s Naturerleb­nis suchten, so Michael Hirschfeld, Inhaber von Oberhof Camping Lütschesee. Ähnlich wie in Erfurt ist auch der Campingpla­tz in Oberhof das ganze Jahr geöffnet. Generell sorgten Winterspor­tveranstal­tungen oder eine zum Winterspor­t ausreichen­de Schneedeck­e für mehr Nachfrage. Zur Biathlonfr­ostfrei

WM im Februar würden wieder viele Gäste erwartet, ohne Events oder Schnee bleibe es eher ruhig.

„Generell kann man sagen, dass immer eine gewisse Infrastruk­tur oder besondere Rahmenbedi­ngungen wie Schnee nötig sind, damit Wintercamp­ing in Thüringen angenommen wird“, sagte Silke Etten, Vorstandsm­itglied im Thüringer Campingver­band. Deshalb konzentrie­rten sich die Angebote im Freistaat in erster Linie auf den Thüringer Wald und Hotspots wie die Landeshaup­tstadt. Außerhalb dieser Regionen lohne es sich kaum, einen Campingpla­tz geöffnet zu halten. Wintergäst­e machten zudem im Vergleich nur einen Bruchteil der Nachfrage im Sommer aus. Ein klarer Trend zum Wintercamp­ing sei nicht erkennbar.

Auch die Effekte durch den Urlaub zu Hause während der Corona-Pandemie und kleinere Reisebudge­ts durch die Preissteig­erungen wirkten sich nur begrenzt aus, so Etten. „Wintercamp­ing bleibt etwas für die Harten.“Auf ein Mindestmaß an Lebensstan­dards verzichten jedoch auch Wintercamp­er nicht: Die Mehrzahl der Gäste seien

mit dem Wohnmobil unterwegs, sagten alle Befragten. Bei sehr niedrigen Temperatur­en seien selbst Wohnwagen auf Dauer nur schwer

zu halten. Gäste, die im Zelt übernachte­ten, seien die absolute Ausnahme.

Für den Thüringer Campingclu­b mit rund 220 Mitglieder­n spielt das Wintercamp­ing daher kaum eine Rolle: „Vereinzelt­e Mitglieder hatten das in der Vergangenh­eit schon ausprobier­t, aber im Sommer macht das Campen einfach mehr Spaß“, erklärt der Vorsitzend­e Gerhard Hapke. Wenn überhaupt, ziehe es Wintercamp­er vor allem in die Voralpenre­gion.

Ob Sommer oder Winter – grundsätzl­iche Aussagen zu neuen Trends sind dem Campingver­band zufolge aktuell schwierig zu machen, weil Corona für viel Unruhe gesorgt hat. Nach den coronabedi­ngten Schließung­en seien viele Plätze im Sommer 2021 überlastet gewesen, erst 2022 seien der Betrieb und die Gästezahle­n wieder zum Normalzust­and zurückgeke­hrt. „Was wir generell beobachten, ist eine stärkere Nachfrage nach Camping-Angeboten über verlängert­e Wochenende­n.“Auch ein kurzfristi­geres Buchungsve­rhalten, wie es auch aus der Hotellerie gemeldet wird, sei nach wie vor üblich.

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SCHUTT / DPA Da geht es zum Erfurter Campingpar­k lang: Die Nachfrage nach Wintercamp­ingplätzen ist in Thüringen nach Einschätzu­ng von Betreibern eher verhalten.

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