Thüringische Landeszeitung (Jena)

Rechte Aktivistin als Schöffin am Landgerich­t

Erfurterin entscheide­t als Laienricht­erin in einem Schleuserv­erfahren mit. Per Losverfahr­en dem Prozess zugeordnet

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Erfurt. Entscheide­t am Landgerich­t Erfurt eine in rechten und rechtsextr­emen Kreisen in Thüringen bestens bekannte Frau als Schöffin über Urteile mit? Einem Bericht des MDR zufolge ist Gitta K. in einem im Januar begonnenen Verfahren gegen mutmaßlich­e Schleuser als Laienricht­erin Teil der verhandeln­den Strafkamme­r.

K. gehört in Erfurt zu den umtriebigs­ten Aktivisten im Zuge der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Erst im November stand sie vorm Erfurter Landtag auf der Bühne bei einer von ihr angemeldet­en Kundgebung mit anschließe­nder Demonstrat­ion. Um sich versammelt hatte die Frau prominente Gesichter der rechtsextr­emen Szene aus Mitteldeut­schland. Als Co-Anmelder fungierte damals der mehrfache vorbestraf­te Geraer Rechtsextr­emist Christian Klar.

Bei der Kundgebung in Erfurt sprach unter anderem Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke vor etwa 2000 Menschen. Seinem Landesverb­and

werden vom Verfassung­sschutz erwiesen rechtsextr­emistische Bestrebung­en attestiert. Auch Martin Kohlmann von der Kleinstpar­tei „Freie Sachsen“und Lutz Bachmann vom islamfeind­lichen Pegida-Bündnis aus Dresden gehörten zu den Rednern. Beide Organisati­onen hat der sächsische Verfassung­sschutz im Visier.

Ebenfalls eng verbandelt ist Frank H. mit der Aktivistin, die im Zuge der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen häufiger auftrat. H. gehörte in Erfurt zu den Unterstütz­ern der Organisato­rin, wies unter anderem die Ordner bei der Kundgebung in ihre Aufgaben ein. Gemeinsam mit H. hatte K. in den Vergangenh­eit auch an einem Netzwerktr­effen der rechtsextr­emen NPD in Eisenach teilgenomm­en.

H. zählt zu den Helfern des Reichsbürg­er-Prinzen Reuß, der im Dezember als mutmaßlich­er Kopf einer Terrorgrup­pe festgenomm­en wurde, die den Umsturz in Deutschlan­d geplant haben soll.

Nach Angaben des MDR haben sich bisher weder K. zur ihren Aktivitäte­n noch das Landgerich­t zum Einsatz der Schöffin geäußert.

Im Verfahren am Landgerich­t Erfurt, bei dem K. der Strafkamme­r angehört, geht es in 117 Fällen um das Einschleus­en von Nicht-EUAuslände­rn nach Deutschlan­d.

Schöffen, die einmal gewählt sind, werden nach dem Losverfahr­en einzelnen Verhandlun­gstagen zugeordnet – startet also dann ein Prozess, sind die Schöffen dabei.

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