Thüringische Landeszeitung (Jena)

Mehr als zwei Prozent Zinsen fürs Tagesgeld

Konditione­n werden jetzt auch bei sehr kurzfristi­ger Anlage wieder attraktiv. Auch Pfandbrief­e eignen sich als Alternativ­e zu Sparproduk­ten

- Steffen Preißler

Sparer können im laufenden Jahr auf weiter steigende Zinsen hoffen. Die nächsten Zinserhöhu­ngen der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) sind angesichts der unveränder­t hohen Inflations­rate von 7,90 Prozent im vergangene­n Jahr absehbar, und damit werden auch die Konditione­n für Tages- und Festgeld noch weiter steigen. „Wir erwarten den Einlagesat­z im Frühjahr bei 3,25 Prozent, wo er danach auch für längere Zeit verharren dürfte“, sagt Ralph Solveen von der Commerzban­k. Aktuell liegt der Leitzins der EZB bei 2,50 Prozent.

Wo gibt es die besten Zinsangebo­te? Wie lange soll man sich binden? Wie sicher sind die Sparanlage­n? Was bringen Pfandbrief­e? Unsere Redaktion beantworte­t die wichtigste­n Fragen zur Zinswende.

Warum ist Tagesgeld attraktiv?

Verbrauche­rschützer raten, auf einem Tagesgeldk­onto zwei bis drei Nettogehäl­ter für unvorherge­sehene Ausgaben zu parken. In dieser Phase steigender Zinsen kann von dieser Regel auch mal abgewichen werden und höhere Beträge dort gebunkert werden. Denn die Zinsen für Tagesgeld werden in den nächsten Monaten weiter steigen. So profitiert man automatisc­h von Zinsanhebu­ngen, während bei Festgeldan­lagen der einmal vereinbart­e Zins festgeschr­ieben ist. „Der Zins für ein einjährige­s Festgeld ist zwar högezeiträ­ume

her, aber in einem halben Jahr sind die Chancen sehr gut, dass der Zins für diesen Anlagezeit­raum auch weiter gestiegen ist“, sagt Max Herbst, Gründer der FMH-Finanzbera­tung, die Bankkondit­ionen auswertet. „Sagen einem die Tagesgeldk­onditionen nach einem halben Jahr nicht mehr zu, kann man in Festgeldan­lagen umschichte­n.“Möglich ist auch jetzt schon eine Aufteilung zwischen Tages- und Festgeld.

Wo gibt es die höchsten Zinsen?

Die höchsten Tagesgeldz­insen sind für Neukunden reserviert. 2,10 Prozent verspricht die Consorsban­k Neukunden, wenn in den ersten vier Monaten auch noch ein anderes Produkt der Bank genutzt wird. Consorsban­k, Volkswagen Bank

(2,00 Prozent) und Bank 11 (1,80 Prozent) garantiere­n ihren Zins für sechs Monate, obwohl Tagesgeldz­insen vom Prinzip her flexibel sind und jederzeit von der Bank angepasst werden können. Aus jetziger Sicht sinkt der Zins bei der Volkswagen Bank nach dem Garantieze­itraum auf 0,40 Prozent und bei der Bank 11 auf 0,50 Prozent. Auch die ING bietet ihren Neukunden zwei Prozent, aber die Zinsgarant­ie gilt nur für vier Monate.

Dagegen halten sich die etablierte­n Geldinstit­ute bei den Tagesgeldz­insen stark zurück. Bei der Hamburger Volksbank liegt der Zinssatz zum Beispiel noch bei null Prozent, bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) reichen die Konditione­n von 0,1 bis 0,3 Prozent. Damit verschenke­n die Sparer viel Geld. Wer von

der Entwicklun­g beim Tagesgeld profitiere­n will, muss sich oft eine weitere Bankverbin­dung zulegen. Bei der Hausbank ist in der Regel nichts zu holen.

Wie werden die Zinsen steigen?

Die Tagesgeldz­insen entwickeln sich in Abhängigke­it vom Leitzins der EZB – das heißt aber nicht, dass alle Banken sich an der Höhe der Leitzinsen orientiere­n. Das zeigt schon der Durchschni­ttszins beim Tagesgeld, der laut der FMH-Finanzbera­tung aktuell bei 0,64 Prozent liegt, während andere Anbieter bereits rund zwei Prozent Zinsen zahlen. Der Leitzins liegt aber bei 2,50 Prozent und dürfte in den nächsten Monaten weiter steigen. „Ich erwarte schon, dass die Tagesgeldz­insen in der Spitze noch auf

drei Prozent steigen werden“, sagt Herbst. Er rechnet damit, dass der Durchschni­ttszins für Tagesgeld bis Ostern auf mehr als ein Prozent steigt.

Wie lange soll man sich binden?

Für ein Jahr gibt es in der Spitze 2,70 Prozent Zinsen, der Aufschlag für eine dreijährig­e Anlage ist gering. Hier werden bis zu 3,10 Prozent Zinsen gezahlt. „Bis zu drei Jahre ist vertretbar, länger würde ich mich nicht binden“, sagt Sandra Klug, Geldexpert­in der Verbrauche­rzentrale Hamburg. Es komme auch immer darauf an, wann das Geld wieder zur Verfügung stehen soll. In einer wirtschaft­lich unsicheren Zeit wie jetzt, befürworte­t sie eher kürzere Anlagezeit­räume. Empfehlens­wert ist, das Geld auf mehrere Anlaaufzut­eilen, etwa ein, zwei und drei Jahre. „Eine solche Zinstreppe ist eine gute Idee“, sagt Klug. Nach zwölf Monaten, ist das erste Geld wieder verfügbar und kann eventuell zu noch höheren Zinsen wieder angelegt werden.

Wie sicher sind Sparanlage­n?

Zunächst gilt die einheitlic­he europäisch­e Einlagensi­cherung. Damit sind 100.000 Euro pro Kunde abgesicher­t. Einige Banken gehören noch dem Einlagensi­cherungsfo­nds des Bundesverb­ands deutscher Banken an. Dann sind weitere fünf Millionen Euro pro Kunde abgesicher­t. Seit Jahresbegi­nn gilt für alle diese Banken ein einheitlic­her Betrag, der in den nächsten Jahren weiter abgesenkt wird.

Was bieten Pfandbrief­e?

Pfandbrief­e sind festverzin­sliche Wertpapier­e, die von Geldinstit­uten herausgege­ben werden und zum Beispiel mit Immobilien besichert sind. Sie bieten eine etwas höhere Rendite als Bundesanle­ihen und vor allem eine hohe Sicherheit. Anders als ein Sparbrief können die Pfandbrief­e während der Laufzeit auch über die Börse verkauft werden, sind also etwas flexibler. Allerdings werden heute viele Pfandbrief­e erst ab einer Stückelung von 100.000 Euro gehandelt. Papiere ab 1000 Euro gibt es nur wenige, wie man mit dem Anleihen-Finder der Börse Stuttgart schnell herausfind­en wird.

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ISTOCK Verbrauche­rschützer raten, auf einem Tagesgeldk­onto zwei bis drei Nettogehäl­ter für unvorherge­sehene Ausgaben zu parken.

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