Thüringische Landeszeitung (Jena)
Stadtauswahl erstmals Turniersieger
Dariusz Wosz von der unterlegenen Bundesliga-Auswahl Ost fordert im Spiel der Generationen mehr Respekt ein. Jenas René Klingbeil erklärt, warum aufs Tor Schießen nicht sein Ding ist
Ein Spiel, zwei Meinungen. Jubel bei der Stadtauswahl Gera über den ersten Sieg beim Fußball-OldieTurnier. Frust bei der Bundesliga Ost über das verlorene Finale am Freitag vor knapp 1570 Zuschauern in der Panndorfhalle.
„Spielern einer anderen Generation, wir sind jenseits der 50, sollte der Gegner etwas mehr Respekt entgegenbringen. Wir wollen doch Fußball spielen und nicht rum rammeln wie die Halbstarken“, sagte Dariusz Wosz, 53, ehemaliger Nationalund Bundesligaspieler nach der 0:1-Niederlage.
Das Finale war nicht schön anzusehen, spannend aber allemal, geprägt von Taktik. Die BundesligaAuswahl lauerte auf Fehler der Geraer, viele Zweikämpfe, viele Fouls, Zwei-Minuten-Strafen auf beiden Seiten. Der Stadtauswahl war anzumerken, sie wollte unbedingt den Pokal, das Auftreten nicht respektlos, aber übermotiviert.
„Wir wussten, dass wir mit den Top-Spielern fußballerisch nicht mithalten konnten. Was uns gefehlt hat, haben wir durch Kampf, Zweikämpfe und Leidenschaft wettgemacht“, sagte Trainer Frank Schäfer. „Wir sind gut ins Turnier gekomnach
men, natürlich braucht es auch Glück.“Dreimal stand der frühere Torwart mit der Stadtauswahl im Finale, am Freitag bei der 23. TurnierAuflage gelang erstmals der Pokalsieg vor heimischer Kulisse. „Da möchte man selbst wieder aufs Parkett. Aber irgendwann muss man sich entscheiden.“
Die Mannschaft, die sich nur einmal im Jahr beim Oldie-Turnier zusammenfindet, habe viel investiert, seit November gemeinsam trainiert.
Das Siegtor erzielte David Kwiatkowski, als Lars Jungnickel von der Bundesliga-Auswahl draußen saß. „Endlich hat es mit einem Tor von mir geklappt“, sagte der 43-Jährige. Schon im Neunmeterschießen des Halbfinals gegen Sparta Prag hatte der frühere Spieler in Gera und Meuselwitz zweimal getroffen. „Es war ein unheimlich spannendes Finale. Ich hatte kaum Zeit zum Luft holen“, sagte Keeper Alexander Just. Daniel Gehrt fehlten kurz dem Abpfiff fast die Worte: „Der Wahnsinn. Wir hatten uns als Ziel das Halbfinale gestellt. Das haben wir souverän gemeistert – und dann wollten wir uns einfach belohnen. Jetzt wird gefeiert.“
Pokalverteidiger FC Carl Zeiss Jena landete auf Platz vier, nach einem 0:4 im Halbfinale gegen die Bundesliga-Auswahl und einem sehenswerten 4:6 gegen Prag im kleinen Finale. „Es macht immer wieder Spaß, in der Halle zu spielen“, sagte René Klingbeil. Dass er in guter Schussposition, von Moderator Lutz Lindemann angefeuert, dann doch nicht abdrückte, sah der Trainer des FC Carl Zeiss Jena gelassen. „Das ist nicht mein Ding. Ich bin Verteidiger, damit muss ich leben.“Sagt es und lacht.
Achter und Letzter wurde der FC Rot-Weiß Erfurt nach drei Vorrundenniederlagen und einem 2:3 gegen Kaiserslautern im Neunmeterschießen um Platz sieben. „Klar will man immer gewinnen. Aber es hat auch so Spaß gemacht. Das Turnier ist top organisiert, die Stimmung klasse. Wir sind alle auf einer Wellenlänge“, sagte Martin Ullmann, Spieler in Jena und Erfurt. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust, aber die Jenaer haben ja schon eine gute Truppe“, sagte er..