Thüringische Landeszeitung (Jena)

Die Leiden des Willi Schmidt

Zum Rückrunden­auftakt in der Hockey-Regionalli­ga verliert der SSC Jena gegen Spandau 4:7

- Marcus Schulze

Willi Schmidt war bedient. Es war nicht zu übersehen: Mit versteiner­ter Miene verließ der Hockeyspie­ler des SSC Jena am Samstagnac­hmittag das Foyer im Sportkompl­ex Lobeda-West, um auf einer Treppe davor Platz zu nehmen – er wollte fürs Erste allein sein; wollte niemanden sehen und erst recht niemanden sprechen.

Dass sich der 18-jährige Abiturient zurückzog, war zum einen dem Spielausga­ng der Regionalli­gaBegegnun­g zwischen den Jenaern und dem Spandauer HTC geschuldet, die zu jenem Zeitpunkt erst seit gut 20 Minuten Geschichte war: 4:7 (2:4) mussten sich die Gastgeber den Berlinern geschlagen geben. Ergo: Der Stachel der Niederlage war noch frisch und saß auch noch entspreche­nd tief. Doch besagte Niederlage, die zweifelsoh­ne zur niederschm­etternden Gemütslage von Willi Schmidt beitrug, war nicht das Einzige, was den Defensivak­teur in jenen Momenten bedrückte. Es gab da noch etwas anderes: Er haderte mit seiner eigenen Leistung. Und das nicht zu knapp.

„Unsere Teamleistu­ng war durchwachs­en; wir hätten aus unseren Chancen einfach mehr machen

müssen“, resümierte Will Schmidt, der dann mit seinem nächsten Atemzug auf seine eigene Leistung zu sprechen kam: Auch er habe eine Aktie daran, dass man letztendli­ch nur vier Tore erzielt habe. Er verwies mit seinen Worten auf die zwei Siebenmete­r, welche er nicht verwandelt­e – und insbesonde­re der zweite vergebene schmerzte, denn mit diesem hätte er gut fünf Minuten vor dem Abpfiff der Begegnung auf 5:6 verkürzen und der Partie eine mögliche Wendung geben können. So blieb es beim 4:6.

Timon Eversmann erzielt erstes Tor in einer Herren-Mannschaft

Doch damit nicht genug in Sachen verbaler Selbstkast­eiung, betonte er doch auch, dass seine Torausbeut­e in puncto Ecken – Schmidt ist der etatmäßige Vollstreck­er bei den SSC-Herren – alles andere als befriedige­nd gewesen sei. Auf seinem Spezial-Terrain war er an diesem Spieltag nur ein einziges Mal erfolgreic­h: Nach der Pause verkürzte er zum temporären 3:4. Die zwei Tore während des ersten Aktes für den SSC Jena erzielte indes Marius Rausch, für das vierte war Timon Eversmann verantwort­lich, der an diesem Tag sein erstes Tor überhaupt für eine Herren-Mannschaft erzielte.

Und der Gegner? „Wir hätten Spandau schlagen können – sie sind zweifelsoh­ne kompakt, clever und erfahren, doch wir sind das deutlich jüngere, athletisch­ere, ja spritziger­e

Team, doch am Ende haben sie es einfach gut herunterge­spielt, während wir uns heute selbst im Weg standen“, resümierte Schmidt. Gen Ende hätten sich er und seine Mitstreite­r bevorzugt in Einzelakti­onen aufgeriebe­n, statt den Ball geschmeidi­g laufen zu lassen. „Wir haben es Spandau zu einfach gemacht.“

Dass zum Rückrunden­auftakt in der Halle Kapitän Camilo Peña Philipp und auch Theodor Angermülle­r fehlten, wollte Willi Schmdit indes nicht als Ausrede für das bescheiden­e Abschneide­n gelten lassen: „Das muss eine Mannschaft verkraften können; das ist auch unser Anspruch. Sie sind zweifelsoh­ne gute Spieler und hätten uns heute auch sehr geholfen, doch wir haben bereits bewiesen, dass wir auch ohne sie unsere Leistung abrufen können“, sagte der Verteidige­r, der am Samstag vertretung­sweise die Kapitänsbi­nde trug.

Ach ja, die Gemütslage von Willi Schmidt hellte sich jedoch am Samstag merklich auf, als er von seinen Plänen jenseits des HockeyPlat­zes berichtete: Im Frühjahr will er per Interrail-Zugfahrkar­te Europa erkunden und sich dabei auch darüber im Klaren werden, was er perspektiv­isch studieren möchte.

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MARCUS SCHULZE Haderte mit seiner Leistung: Willi Schmidt.

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