Thüringische Landeszeitung (Jena)
Die Leiden des Willi Schmidt
Zum Rückrundenauftakt in der Hockey-Regionalliga verliert der SSC Jena gegen Spandau 4:7
Willi Schmidt war bedient. Es war nicht zu übersehen: Mit versteinerter Miene verließ der Hockeyspieler des SSC Jena am Samstagnachmittag das Foyer im Sportkomplex Lobeda-West, um auf einer Treppe davor Platz zu nehmen – er wollte fürs Erste allein sein; wollte niemanden sehen und erst recht niemanden sprechen.
Dass sich der 18-jährige Abiturient zurückzog, war zum einen dem Spielausgang der RegionalligaBegegnung zwischen den Jenaern und dem Spandauer HTC geschuldet, die zu jenem Zeitpunkt erst seit gut 20 Minuten Geschichte war: 4:7 (2:4) mussten sich die Gastgeber den Berlinern geschlagen geben. Ergo: Der Stachel der Niederlage war noch frisch und saß auch noch entsprechend tief. Doch besagte Niederlage, die zweifelsohne zur niederschmetternden Gemütslage von Willi Schmidt beitrug, war nicht das Einzige, was den Defensivakteur in jenen Momenten bedrückte. Es gab da noch etwas anderes: Er haderte mit seiner eigenen Leistung. Und das nicht zu knapp.
„Unsere Teamleistung war durchwachsen; wir hätten aus unseren Chancen einfach mehr machen
müssen“, resümierte Will Schmidt, der dann mit seinem nächsten Atemzug auf seine eigene Leistung zu sprechen kam: Auch er habe eine Aktie daran, dass man letztendlich nur vier Tore erzielt habe. Er verwies mit seinen Worten auf die zwei Siebenmeter, welche er nicht verwandelte – und insbesondere der zweite vergebene schmerzte, denn mit diesem hätte er gut fünf Minuten vor dem Abpfiff der Begegnung auf 5:6 verkürzen und der Partie eine mögliche Wendung geben können. So blieb es beim 4:6.
Timon Eversmann erzielt erstes Tor in einer Herren-Mannschaft
Doch damit nicht genug in Sachen verbaler Selbstkasteiung, betonte er doch auch, dass seine Torausbeute in puncto Ecken – Schmidt ist der etatmäßige Vollstrecker bei den SSC-Herren – alles andere als befriedigend gewesen sei. Auf seinem Spezial-Terrain war er an diesem Spieltag nur ein einziges Mal erfolgreich: Nach der Pause verkürzte er zum temporären 3:4. Die zwei Tore während des ersten Aktes für den SSC Jena erzielte indes Marius Rausch, für das vierte war Timon Eversmann verantwortlich, der an diesem Tag sein erstes Tor überhaupt für eine Herren-Mannschaft erzielte.
Und der Gegner? „Wir hätten Spandau schlagen können – sie sind zweifelsohne kompakt, clever und erfahren, doch wir sind das deutlich jüngere, athletischere, ja spritzigere
Team, doch am Ende haben sie es einfach gut heruntergespielt, während wir uns heute selbst im Weg standen“, resümierte Schmidt. Gen Ende hätten sich er und seine Mitstreiter bevorzugt in Einzelaktionen aufgerieben, statt den Ball geschmeidig laufen zu lassen. „Wir haben es Spandau zu einfach gemacht.“
Dass zum Rückrundenauftakt in der Halle Kapitän Camilo Peña Philipp und auch Theodor Angermüller fehlten, wollte Willi Schmdit indes nicht als Ausrede für das bescheidene Abschneiden gelten lassen: „Das muss eine Mannschaft verkraften können; das ist auch unser Anspruch. Sie sind zweifelsohne gute Spieler und hätten uns heute auch sehr geholfen, doch wir haben bereits bewiesen, dass wir auch ohne sie unsere Leistung abrufen können“, sagte der Verteidiger, der am Samstag vertretungsweise die Kapitänsbinde trug.
Ach ja, die Gemütslage von Willi Schmidt hellte sich jedoch am Samstag merklich auf, als er von seinen Plänen jenseits des HockeyPlatzes berichtete: Im Frühjahr will er per Interrail-Zugfahrkarte Europa erkunden und sich dabei auch darüber im Klaren werden, was er perspektivisch studieren möchte.