Thüringische Landeszeitung (Jena)
Drackendorfer Knutfest: das Original
Lobedas Nachbarortsteil hat das älteste, Jena-West das sportlichste, Zwätzen das „erdigste“
Jena. Es möge, bitte schön, nun in vielen Jenaer Ortsteilen das Knutfest mit Verbrennung ausgedienter Weihnachtsbäume gefeiert werden. Aber das Drackendorfer Knutfest als einst erstes seiner Art in Jena und nun in 19. Auflage sei doch ohne Frage „das Original“. So betonte es am Sonnabend Ober-Weihnachtsbaumbrandmeister Rainer Raithel, zugleich Vorsitzender des Heimatvereins Drackendorf und Ortsteilbürgermeister. Er schätzte, dass um die 170 Bäume an die Feuerstelle „Am König“gebracht worden waren. In Beköstigungsbelangen birgt die 19. Auflage nach Raithels Darstellung einen Sprung nach vorn, weil den Gästen erstmals nicht nur Glühwein, sondern auch Bratwürste angeboten werden konnten. Sponsoren hätten die Bratwurst-Offerte ermöglicht, berichtete Raithel.
Nach seiner Beobachtung kamen in diesem Jahr wieder nicht nur Leute aus dem 870-EinwohnerOrtsteil, sondern ebenso aus dem benachbarten Lobeda zum Knutfest. Drackendorf – ein Magnet eben. Raithel kann das auch festmachen zum Beispiel am Heimatverein und dessen zehn Sommer-Lesungen zwischen Juni und September im Tee-Pavillon. Da würden selbst „Damen aus Jena-Nord“regelmäßig die lange Anfahrt nicht scheuen.
Weihnachtsbaum-Speer flog 17,30 Meter
Stichwort Magnet: Zudem ist Raithel im Blick zurück froh, dass der Drackendorfer Park vor einigen Jahren mit landschaftsarchitektonischer Expertise saniert worden ist, mögen Frei- und Pflegeschnitte am Grün dazumal auch Kritik hervorgerufen haben. Drackendorf habe nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Fördermittel-Akquise „einfach Glück“gehabt. Über eine Million Euro nicht zuletzt für den auf fünf Jahre limitierten Grünpflege-Vertrag seien so in den Ortsteil geflossen.
Das mutmaßlich sportlichste Knutfest von Jena ist am Sonnabend wieder vom Verein InWest auf dem Westsportplatz gefeiert worden. Bei der elften Auflage ging es neuerlich darum, dass der mitgebrachte Alt-Weihnachtsbaum auf ein Speerformat hin entzweigt und dann wie beim Speerwurf in Richtung Leutra geschleudert wird. Etwa 70 Bäume seien der späteren finalen Verbrennung halber mitgebracht worden, schätzte Vereinsmitglied
Frank Kramer. Bei den Männern habe der Sieger eine Weite von 17,30 Metern geschafft; bei den Frauen habe die Beste 12 Meter geschafft. Vereins-Chef Rüdiger Schütz und Frank Kramer berichteten von einigen Verbesserungen auf dem Volkssportplatz. So seien zuletzt 19 Tonnen Erde zum Bodenausgleich des Hauptrasenplatzes verbaut worden.
Besonders freuen sich die „InWest“-ler, dass sie beim Jenaer Bürgerbudget-Verfahren aus dem Stadthaushalt 10.000 Euro zugesprochen bekommen haben für die Umrüstung des Flutlichtes am BeachVolleyball-Areal auf LED-Licht. Der
Tischtennis-Bereich wiederum sei derart gut frequentiert, dass die Erweiterung nur logisch war, sagte Frank Kramer. Der Clou dabei ist ein nunmehr vierter TT-Tisch – ein „Teqball-Platte“genannter Universaltisch. Die benötigten 7000 Euro haben die Firma ZollSoft als Sponsor und der Verein zusammengetragen.
Klimawandelbedingte Ausweitung der Saison in Jena-West
„Der Renner“auf dem Westsportplatz sei aber das Trampolin, sagte Frank Kramer, der von einer wohl klimawandelbedingten Ausdehnung der Saison berichten kann:
Eigentlich sei die Saison ausgerichtet auf die Spanne zwischen Maibaumsetzen und September. „Dieses Jahr ging es bis November.“
Zwätzen erlebte die dritte Auflage seines Knutfestes mit 300 bis 400 Besuchern. Das Feuer brannte auf dem Übungsplatz „Rote Erde“des Sportvereins Jena-Zwätzen von 15 bis 20.30 Uhr – brand- und rasenschutztechnisch also geschickt eingefädelt von der Freiwilligen Feuerwehr Zwätzen, wie Ortsteilbürgermeister Waldemar Kühner erläuterte. „Das allgemeine Feedback war sehr gut und von dem Wunsch geprägt, dass die Veranstaltung im nächsten Jahr wieder stattfindet.“