Thüringische Landeszeitung (Jena)

Rechnungsh­of rügt MDR

Die Prüfbehörd­e wirft dem Sender mangelnden Einsparwil­len vor. Neuwahl des Intendante­n steht bevor

- Martin Debes

Erfurt. Der Thüringer Rechnungsh­of wirft dem Mitteldeut­schen Rundfunk (MDR) vor, seine Sparziele nicht konsequent genug umzusetzen. Das Vorgehen des Senders sei „zu unpräzise“, heißt es in einem jetzt veröffentl­ichten Bericht. So erfülle der Strategiep­lan für die Jahre 2018 und 2019 seinen Zweck nicht, da er keine konkreten Maßnahmen enthalten.

Aus Sicht des Rechnungsh­ofs gelingt es dem MDR mittelfris­tig nicht, sein strukturel­les Defizit abzubauen. Ein „planmäßige­s Vorgehen“sei „nicht erkennbar“. Dabei müsse es darum gehen, „eine dauerhafte Absenkung der Ausgaben“zu erreichen: „Ein ausreichen­der Stellenabb­au ist nicht erkennbar.“

Die Thüringer Behörde hatte den Sender auch im Auftrag der Rechnungsh­öfe von Sachsen und Sachsen-Anhalt geprüft. Dabei ging es um das Controllin­g – also unter anderem die Steuerung der Ausgaben – im Sender von 2016 bis 2020. Das Fazit des 38-seitigen Papiers: Die Strukturen seien defizitär, wogegen der Sender kaum etwas tue.

Die Reaktion des MDR ist im Bericht enthalten. Darin weist der Sender die meisten Vorwürfe zurück, nimmt aber auch einige Empfehlung­en an. Selbstvers­tändlich bleibe es das Ziel des Senders, „das strukturel­le Defizit zu gegebener Zeit zu schließen“, hieß es. Unternehme­nssprecher Michael Naumann ergänzte auf Nachfrage, dass zuerst die vorhandene­n Gewinnrück­lagen aufgebrauc­ht werden müssten. „Dies wird Ende 2024 der Fall sein.“

Millionen-Verluste trotz wachsender Einnahmen

Finanzvers­töße seien nicht festgestel­lt worden, betonte Naumann. Im Übrigen setze der MDR alle Einsparvor­gaben um und gehe „seit 2021 sogar darüber hinaus“.

Trotz eines Anstiegs der Einnahmen, der insbesonde­re auf der Erhöhung der sogenannte­n Haushaltsa­bgabe beruhte, hatte der

MDR auch zuletzt Defizite erwirtscha­ftet. Im Jahr 2021 erhielt der Sender laut dem eigenen Geschäftsb­ericht 610,4 Millionen Euro an Gebühren. Hinzu kamen eigene Einnahmen. Dennoch stand unter der Bilanz ein Minus von 39,2 Millionen Euro. Für 2022 wurden Einnahmen von knapp 709 Millionen Euro erwartet – und ein Defizit von rund 67 Millionen Euro.

Ende 2021 verfügte der Sender über ein Eigenkapit­al von 250 Millionen Euro plus Gewinnrück­lage in Höhe von 170 Millionen Euro. Zu diesem Zeitpunkt waren beim MDR mehr als 2000 festangest­ellte Mitarbeite­r beschäftig­t. Hinzu kamen etwa 1650 freie Mitarbeite­r.

Hauptveran­twortlich für das vom Rechnungsh­of geprüfte Controllin­g ist MDR-Verwaltung­sdirektor Ralf Ludwig. Nach dem Willen des Verwaltung­srats soll er demnächst zum Intendante­n aufsteigen. Das höchste Aufsichtsg­remium nominierte in der vergangene Woche einstimmig den Wirtschaft­swissensch­aftler.

Damit setzte sich Ludwig überrasche­nd klar gegen die Kinderkana­lChefin Astrid Plenk und den Thüringer Funkhausdi­rektor Boris Lochthofen durch. Allerdings handelt es sich nur um einen Vorschlag. Für die Wahl im Rundfunkra­t benötigt Ludwig eine Zweidritte­l-Mehrheit. Die Amtszeit von Intendanti­n Karola Wille endet im Herbst.

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KIRSTEN NIJHOF / MDR / DPA Nach dem Willen des MDR-Verwaltung­drats soll er nächster Intendant des Senders werden: Verwaltung­sdirektor Ralf Ludwig.

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