Thüringische Landeszeitung (Jena)
Aufregung wegen Gaudipark-Option
Betreiber des Indoor-Spielparadies` zeigt sich mit städtischer Unterstützung kämpferisch, erzeugt damit jedoch Groll und Verunsicherung bei einer Gastronomin und Volker Blumentritt
Jena. Als Gaudipark-Betreiber Roy Franke die Gastronomin Kathrin Lämmerhirt in ihrer „Schmiede 3.0“besucht, um mit ihr über eine mögliche gemeinsame Zukunft im Gebäudekomplex der alten Schwimmhalle in Lobeda-West zu sprechen, löste er reichlich Verunsicherung aus. Der Gaudipark-Standort in der Löbstedter Straße, direkt neben dem Obi-Baumarkt wird Anfang Februar schließen – die Miete sei enorm gestiegen, nicht mehr zu bezahlen, sagt Roy Franke.
Für die Stadt sei dies ein Verlust, so Bürgermeister und Stadtentwicklungsdezernent Christian Gerlitz (SPD). Die Nachricht über das bevorstehende Aus habe großes Bedauern in der breiten Bevölkerung ausgelöst. Daher habe die Stadt gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung nach einer Alternativfläche für den Gaudipark gesucht.
Während Gaudiparkbetreiber Jens Schmidt noch unsicher sei, ob er den Neustart wirklich durchziehen wolle, sei der Geschäftspartner Roy Franke mit seinen 37 Jahren kämpferisch. „Für die Kinder in Jena“, sagt Franke. Doch natürlich gehe es auch um die eigene Existenz. Die Suche nach einem Ersatzobjekt gestaltete sich jedoch trotz städtischer Unterstützung schwierig: Schließlich seien Hallen gefragt, da alle Unternehmen versuchen würden, ihre Lager zu füllen, und die Kosten seien überall gestiegen, erklärt Markus Henkenmeier von Jenawirtschaft.
Etwas zu schnell „vorgeprescht“
Mehr als 2000 Quadratmeter habe die jetzige Gaudipark-Halle, so Henkenmeier. Die alte Schwimmhalle in Lobeda-West sei nur etwa halb so groß. Daher habe man mit Roy Franke eine „unverbindliche Begehung“angesetzt. Man habe zunächst herausfinden wollen, ob die alte Schwimmhalle als Indoor-Kinderspiel-Paradies überhaupt denkbar sei. Roy Franke fand die Halle so geeignet, dass er nach der Begehung gleich mit der Nachbarin und Schmiede-Betreiberin Kathrin Lämmerhirt Kontakt aufnahm, um ein mögliches zukünftiges Miteinander
zu besprechen. „Es ging mir um eine Win-Win-Situation für die Schmiede und den Gaudipark“, sagt Franke. Kathrin Lämmerhirt allerdings nahm den Besuch mit großer Verunsicherung auf. Dass die Option Gaudipark für die Schwimmhalle im Raum stehe, habe sie erst durch Franke erfahren. Mit eigenen Plänen zu möglichen Umbauoptionen habe Franke sie überrumpelt. Schließlich war sie erst 2018 aus der Emil-Wölk-Straße an die Karl-Marx-Allee gezogen.
In ihrer Verunsicherung fragte sie bei Ortsteilbürgermeister Volker Blumentritt (SPD) nach, was es mit dem Gaudipark auf sich habe, der
seinerseits ebenso überrascht war wie Lämmerhirt selbst. „Ich wurde von niemanden informiert, dass es hier Gespräche mit einem potenziellen Investor beziehungsweise konkrete Überlegungen zu einer Nachnutzung gibt“, sagt Blumentritt nahezu fassungslos.
Doch von konkreten Überlegungen will niemand sprechen. Zu viel sei hier noch ungeklärt, zu viele Fragen offen, so Henkenmeier von Jenawirtschaft. Roy Franke sei hier einfach etwas zu schnell „vorgeprescht“. Der wiederum sagt, er wolle eben gleich mit vollem Einsatz für den neuen Standort kämpfen.
Volker Blumentritt jedenfalls fühlt sich von der Stadt übergangen. Ortsteilrat und Ortsteilbürgermeister hätten schließlich auch Vorstellungen zur Entwicklung des Stadtteils und zur Nachnutzung der Schwimmhalle. Am liebsten eine multifunktionale Nutzung als Ort der Begegnung und des Sports. Einen Ideenaustausch an einem runden Tisch wünsche er sich dazu, vielleicht auch eine Umfrage bei den Lobedaern. Eine Begehung mit einem möglichen Betreiber ohne Absprache mit dem Ortsteilbürgermeister jedenfalls sei nicht der richtige Weg.
Auch von geplanten Parkplätzen und Baumfällungen sei bereits die Sprache gewesen, für Blumentritt kaum zu glauben. Grundsätzlich sei Blumentritt offen für die Idee des Gaudiparks in der Halle, doch dann müsse man den Ortsteil einbeziehen in die Planung.
Nicht das Eine gegen das Andere austauschen
Kathrin Lämmerhirt jedenfalls könne unbesorgt sein, so Markus Henkenmeier von Jenawirtschaft. „Wir als Wirtschaftsförderung wollen doch nicht das Eine gegen das Andere austauschen.“Es gebe einen Bestandsschutz und einen Mietvertrag, und letztlich sei die Schmiede eines von wenigen gastronomischen Angeboten im Stadtteil. Das Interesse, dies zu erhalten, sei klar.
Wann genau es überhaupt soweit ist, dass die alte Schwimmhalle vom Betrieb genommen wird, sei ohnehin noch nicht mit Bestimmtheit zu sagen, erklärt die Sprecherin der Bädergesellschaft, Anja Tautenhahn. Der bisher kommunizierte Termin nach den Osterferien im April sei angesichts der Krisensituation sportlich angesetzt. Sobald die Halle nicht mehr für das Schwimmen genutzt werde, gehe sie in den Besitz der Stadt über, erklärt Anja Tautenhahn.
Tilo Peißker von den Kommunalen Immobilien Jena sagt, noch werde in der Halle geschwommen, und die Stadt habe noch gar keine Schlüsselgewalt. Falls die Idee des Gaudiparks in der alten Schwimmhalle jedoch Freunde im Stadtteil finde, sieht Gerlitz es als eine gute Option an.