Thüringische Landeszeitung (Jena)
Lange Schlangen in Lobeda-Ost
Handel zu DDR-Zeiten (15): Die vor 40 Jahren eröffnete Kaufhalle am Allendeplatz stand unter Beobachtung
Jena. Der 18. Januar 1983 war ein Festtag in Lobeda-Ost: Am Salvador-Allende-Platz eröffnete eine HO-Kaufhalle, die mit einer Verkaufsfläche von 1000 Quadratmetern ein besonders üppiges Angebot bereithielt. So gab es Extra-Stände für Käseprodukte oder Spirituosen. Nicht nur Produkte des täglichen Bedarfs waren zu haben, sondern zunächst auch Industriewaren wie Babykleidung – die Verkäuferinnen zeigen diese stolz den Bauarbeitern.
Den symbolischen Schlüssel für die Einrichtung übernahm die Verkaufsstellenleiterin Angelika Weiß, die mit einem Team von 84 Beschäftigten startete. Südfrüchte waren Mangelware, die nur selten zum Verkauf kamen. Wenn die Kaufhalle in den Genuss besonderer Sortimente kam, lagerte sie den Verkauf der besonderen Ware aus und eröffnete einen Sonderstand am Brunnen. Wenn nach Feierabend die Busse hielten, stellten sich die Leute an, ohne zu wissen, was es eigentlich gibt.
Die frühere Verkaufsstellenleiterin wusste zu berichten, dass nach einer Anordnung von Zeiss-Generaldirektor Biermann galt, 40 Prozent der Ware vormittags und den Rest nach Arbeitsschluss anzubieten. So waren bestimmte Produkte erst ab 16.30 Uhr im Handel. Einige Kunden sollen auch mit Feldstechern von den Balkons der umliegenden Elfgeschosser die Warenannahme beobachtet haben. Wurde von den Lkw Interessantes abgeladen, hätten sie kurze Zeit später im Laden gestanden und nach der Ware gefragt.
Nach der Wende machte sich die Kaufhallen-Leiterin Angelika Weiß als Partnerin von Rewe selbstständig und übergab den zwischenzeitlich in einen Neubau umgezogenen Supermarkt im Jahr 2017 an die heutige Inhaberin Antje Eismann.