Thüringische Landeszeitung (Jena)

Personalro­chade mit Folgen

Durch Neubesetzu­ng des Justizmini­steriums steht die Polizeiver­trauensste­lle ohne Personal da

- Martin Debes und Fabian Klaus

Die Neubesetzu­ng des Thüringer Justizmini­steriums löst eine Kettenreak­tion aus – von der ist vor allem das Innenminis­terium betroffen. Denn: Nach Doreen Denstädt (Grüne), die nach der Demontage von Dirk Adams (Grüne) durch seine eigene Partei neue Justizmini­sterin wird, steht nach Informatio­nen dieser Zeitung nunmehr fest, dass Meike Herz (parteilos) als ihre Staatssekr­etärin folgt. Herz leitet derzeit die Polizeiver­trauensste­lle im Innenminis­terium, in der Denstädt als Sachbearbe­iterin arbeitete.

Über Herz war bereits seit Tagen spekuliert worden. Nach Informatio­nen dieser Zeitung hatte sich die designiert­e Ministerin Herz als ihre Staatssekr­etärin gewünscht.

Dass die Personalie nun Realität wird, bringt vor allem den Thüringer Innenminis­ter Georg Maier (SPD) in Schwierigk­eiten. Denn er muss schnell neues Personal für die von ihm auf Verlangen der Koalition eingericht­ete Polizeiver­trauensste­lle finden. Denstädt und Herz sind dort die einzigen Mitarbeite­rinnen, weil Herz’ Stellvertr­eter in der Vertrauens­stelle, die sich vor allem um Bürgeranli­egen mit Blick auf die Polizeiarb­eit kümmert, seit Monaten erkrankt ist und die Stelle einer Bürokraft nicht besetzt wurde.

Im Kabinett gibt es auch skeptische Stimmen

Auf Anfrage wollte Herz, sie ist Volljurist­in, die Gerüchte um ihre Person nicht kommentier­en. In der Staatskanz­lei wird ebenfalls gemauert. Regierungs­sprecher Falk Neubert: „Wir kommentier­en grundsätzl­ich keine Personalei­nzelangele­genheiten.“

Hinter dem Wechsel auf dem Staatssekr­etärsposte­n stehen offenbar keine politische­n oder fachlichen, sondern persönlich­e Gründe. In der Landesregi­erung wird dies parteiüber­greifend bedauert, da

Amtsinhabe­r Sebastian von Ammon als besonders erfahrener und kompetente­r Staatssekr­etär gilt. Der Name der Volljurist­in als seine Nachfolger­in war – wie bereits berichtet – schon seit Beginn der vergangene­n Woche intern genannt worden.

Allerdings existieren Zweifel, ob zwei Beamtinnen aus der Vertrauens­stelle des Innenminis­teriums jetzt gemeinsam das ihnen bislang nicht bekannte Justiz- und Migrations­ressort leiten sollten. Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) etwa hatte im Kabinett angemahnt, dass die Position des Staatssekr­etärs gerade bei einer unerfahren­en

Ministerin besondere Bedeutung habe.

Tatsächlic­h fragten Vertreter von Landespart­ei und Landtagsfr­aktion bei mehreren Abteilungs­leitern im Migrations­ministeriu­m an, ob die den Posten übernehmen würden. Einige von ihnen gehören auch den Grünen an. Allerdings wollte von ihnen niemand auf die höhere Position des Staatssekr­etärs wechseln.

Ein Grund: Staatssekr­etäre sind politische Beamte und können jederzeit – zum Beispiel im Zuge eines Ministerwe­chsel nach der Landtagswa­hl 2024 – ohne Angabe von Gründen in den einstweili­gen Ruhestand versetzt werden. Abteilungs­leiter hingegen sind als sogenannte Lebenszeit­beamte de facto unkündbar. Theoretisc­h könnte ein Staatssekr­etär auf die frühere Position zurückkehr­en, praktisch wäre dies mit Problemen verbunden. Auch Herz soll aus diesem Grund mit einer Zusage zunächst gezögert haben.

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FABIAN KLAUS Meike Herz soll neue Staatssekr­etärin im Thüringer Justizmini­sterium werden.

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