Thüringische Landeszeitung (Jena)
Angeklagter erst verschwunden, jetzt im Knast
Herrenberg-Prozess: Haftbefehl vollstreckt
Der für den kommenden Mittwoch angesetzte nächste Prozesstag im „Herrenberg-Prozess“am Erfurter Landgericht könnte pünktlich beginnen – der Grund: Einer der zehn Angeklagten sitzt seit dieser Woche in Untersuchungshaft.
Gegen S. hatte das Landgericht Haftbefehl erlassen, nachdem er in der vergangenen Woche nicht zum Prozess erschienen war. Bereits davor war er zu spät gekommen. Auf Anfrage bestätigte ein Sprecher des Landgerichts Erfurt, dass der Haftbefehl nunmehr vollstreckt ist und S. sich in einer Justizvollzugsanstalt befindet.
Im Herrenberg-Prozess sind insgesamt zehn Personen, neun Männer und eine Frau, angeklagt. Sie sollen im August des Jahres 2020 in Erfurt zwei Männer aus Guinea zum Teil lebensgefährlich verletzt und dabei aus rassistischen Motiven heraus gehandelt haben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich in der Nähe des Tatorts am Erfurter Herrenberg noch eine Immobilie der rechtsextremen Szene, die nicht nur als Treffpunkt, sondern darüber hinaus für Kampfsporttraining genutzt wurde.
Einige Personen auf der Anklagebank sind aus der rechtsextremen Szene in der Landeshauptstadt bekannt. Ein Beschuldigter beispielsweise saß für die rechtsextreme NPD im Stadtrat, bevor er sich mit der Partei überwarf und bei Kleinstparteien – unter anderem „Die Rechte“– aktiv geworden ist.
Der Herrenberg-Prozess läuft seit Ende November und ist bereits unter widrigen Bedingungen gestartet. Zunächst musste er wegen der Corona-Infektion eines Verteidigers verschoben werden, daraus resultierten im Januar weitere Terminschwierigkeiten. So stand der Prozess in der vergangenen Woche kurz davor, zu platzen.
Bis Ende Februar hat die 3. Strafkammer noch Termine für das Verfahren anberaumt.