Thüringische Landeszeitung (Jena)

Angeklagte­r erst verschwund­en, jetzt im Knast

Herrenberg-Prozess: Haftbefehl vollstreck­t

- Fabian Klaus

Der für den kommenden Mittwoch angesetzte nächste Prozesstag im „Herrenberg-Prozess“am Erfurter Landgerich­t könnte pünktlich beginnen – der Grund: Einer der zehn Angeklagte­n sitzt seit dieser Woche in Untersuchu­ngshaft.

Gegen S. hatte das Landgerich­t Haftbefehl erlassen, nachdem er in der vergangene­n Woche nicht zum Prozess erschienen war. Bereits davor war er zu spät gekommen. Auf Anfrage bestätigte ein Sprecher des Landgerich­ts Erfurt, dass der Haftbefehl nunmehr vollstreck­t ist und S. sich in einer Justizvoll­zugsanstal­t befindet.

Im Herrenberg-Prozess sind insgesamt zehn Personen, neun Männer und eine Frau, angeklagt. Sie sollen im August des Jahres 2020 in Erfurt zwei Männer aus Guinea zum Teil lebensgefä­hrlich verletzt und dabei aus rassistisc­hen Motiven heraus gehandelt haben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich in der Nähe des Tatorts am Erfurter Herrenberg noch eine Immobilie der rechtsextr­emen Szene, die nicht nur als Treffpunkt, sondern darüber hinaus für Kampfsport­training genutzt wurde.

Einige Personen auf der Anklageban­k sind aus der rechtsextr­emen Szene in der Landeshaup­tstadt bekannt. Ein Beschuldig­ter beispielsw­eise saß für die rechtsextr­eme NPD im Stadtrat, bevor er sich mit der Partei überwarf und bei Kleinstpar­teien – unter anderem „Die Rechte“– aktiv geworden ist.

Der Herrenberg-Prozess läuft seit Ende November und ist bereits unter widrigen Bedingunge­n gestartet. Zunächst musste er wegen der Corona-Infektion eines Verteidige­rs verschoben werden, daraus resultiert­en im Januar weitere Terminschw­ierigkeite­n. So stand der Prozess in der vergangene­n Woche kurz davor, zu platzen.

Bis Ende Februar hat die 3. Strafkamme­r noch Termine für das Verfahren anberaumt.

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