Thüringische Landeszeitung (Jena)

Geheimdien­st soll Tod des Innenminis­ters aufklären

Hintergrün­de des Hubschraub­erabsturze­s über Kiew sind noch unklar. EU-Ratspräsid­ent Charles Michel berät mit Selenskyj weitere Hilfen

- Dpa/afp/fmg

Nach dem Tod des ukrainisch­en Innenminis­ters Denys Monastyrsk­yj und 13 weiterer Menschen bei einem Hubschraub­erabsturz sind die Hintergrün­de weiter unklar. Er habe den Geheimdien­st mit der Aufklärung beauftragt, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwochab­end in einer Videoanspr­ache.

Unterdesse­n nimmt die internatio­nale Debatte über mögliche Kampfpanze­rlieferung­en an die von Russland angegriffe­ne Ukraine weiter Fahrt auf. Und den USA bereitet ein gemeinsame­s Manöver von Russland und seinem Verbündete­n Belarus Sorgen.

Monastyrsk­yj und der ebenfalls getötete Vize-Innenminis­ter Jehwhenij Jenin seien keine Politiker, die „leicht ersetzt werden können“. „Es ist wirklich ein großer Verlust für den Staat.“Unter den Toten bei dem Absturz, der sich am Mittwochvo­rmittag in einem Wohngebiet bei einem Kindergart­en nahe der Hauptstadt Kiew ereignete, ist jüngsten Angaben zufolge auch ein Kind. Der eingesetzt­e Hubschraub­ertyp Airbus H225 gilt als nicht besonders zuverlässi­g.

Vor dem Hintergrun­d des russischen Angriffskr­ieges, gegen den sich die Ukraine bereits seit fast elf Monaten verteidigt, wurde aber auch ein Abschuss oder Sabotage nicht ausgeschlo­ssen.

Moskauer Polizei bezieht Stellung an Mahnmal für Dnipro-Gedenken

Angesichts des Verbots von Kritik am russischen Angriffskr­ieg ist in Moskau eigens eine Polizeistr­eife an einem inoffiziel­len Mahnmal für ukrainisch­e Opfer abgestellt worden. Bereits seit Dienstagab­end sind in der kleinen Parkanlage im Stadtzentr­um nun rund um die Uhr zwei Beamte im Einsatz an dem Ort, an dem Passanten Blumen für die mehr als 45 Todesopfer im zentralukr­ainischen Dnipro abgelegt haben. Am vergangene­n Wochenende war dort eine russische Rakete mitten in ein Wohnhaus eingeschla­gen.

Unbekannte Moskauer errichtete­n daraufhin die kleine Gedenkstel­le am Fuß eines Denkmals für die ukrainisch­e Dichterin Lessja Ukrajinka. Sie legten auch ein Schwarz-Weiß-Foto des zerstörten Wohnhauses in Dnipro und Kuscheltie­re in Gedenken an die Kinder

unter den Opfern ab. Wenig später rückte die Polizei an. Bürgerrech­tlern zufolge wurden mehrere Menschen festgenomm­en beim Versuch, Blumen abzulegen.

Ungeachtet des Drucks durch die Behörden ist der improvisie­rte Gedenkort über die Tage zwar viel kleiner geworden, aber noch immer nicht ganz verschwund­en. Mehrfach wurden die Blumen schon weggeräumt, doch Passanten brachten neue – unter den Augen der Polizisten.

EU-Ratspräsid­ent Charles Michel zu Besuch in Kiew

EU-Ratspräsid­ent Charles Michel ist in die ukrainisch­e Hauptstadt Kiew

gereist. Dort traf er sich unter anderem mit Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Reise hatte er am Donnerstag­morgen in einem Videobeitr­ag auf Twitter angekündig­t. Ziel der Reise sei es, mit dem ukrainisch­en Präsidente­n über „konkrete Maßnahmen“der EU zur weiteren Unterstütz­ung der Ukraine zu beraten. Auch Ministerpr­äsident Denys Schmyhal und Mitglieder des ukrainisch­en Parlaments wolle er treffen.

Die Ukrainer kämpften um ihr Land, aber auch um „unsere gemeinsame­n Werte von Frieden und Wohlstand“, erklärte Michel weiter. „Sie brauchen und verdienen unsere Unterstütz­ung.“

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AFP Bei dem Hubschraub­erabsturz kamen 17 Menschen ums Leben.

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