Thüringische Landeszeitung (Jena)
Porzellanfabrik startet Ausverkauf
Produktionsstilllegung bei der Neuen Porzellanfabrik Triptis wegen Energiepreissteigerungen
Triptis. Die Eschenbach Porzellan – Neue Porzellanfabrik Triptis GmbH hat wegen der erheblich gestiegenen Energiepreise kurz vor dem Jahreswechsel ihre Produktion eingestellt und die Belegschaft entlassen. Von den ursprünglich 104 Mitarbeitern sind bis Ende Februar noch 42 beschäftigt. „Wir verkaufen sehr aktiv unsere Lagerbestände an Porzellan im Wert von 1,3 Millionen Euro“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Rolf H. Frowein am Donnerstag.
Mit einem Teil der Einnahmen sollen die Abfindungen finanziert werden, die ab Frühjahr oder Sommer ausgezahlt werden. Insgesamt 400.000 Euro stellt der Eigentümer, der nicht nur seine Firma, sondern auch den seit 132 Jahren bestehenden Porzellanproduktionsstandort Triptis abwickelt, für die Zahlungen an die einstigen Beschäftigten bereit. Die Abfindungen werden je nach Betriebszugehörigkeit und anderen Aspekten zwischen 1000 und 15.000 Euro betragen.
Der überwiegende Teil der Mitarbeiter hat neue Jobs
„Was mir die Entscheidung mental erleichtert hat, ist, dass der überwiegende Teil der Gekündigten Anschlussanstellungen gefunden hat“, sagte Rolf H. Frowein.
Etwa 90 Prozent der 62 nicht mehr im Unternehmen tätigen Mitarbeiter haben hauptsächlich in anderen Betrieben in Triptis und der
Region neue Arbeit gefunden, knapp zehn davon bei der Porzellanmanufaktur Kahla/Thüringen GmbH, wie die dortige Pressestelle auf Anfrage mitteilte.
„Triptis ist industriell sehr gut aufgestellt. Vor allem die Firmen Sedlmayer, Weru, Rehau und FKT haben Mitarbeiter übernommen und in ihren Fertigungsprozessen angelernt. Johann Sedlmayer hat das von allen Firmen am besten gemacht. So konnten wir die Ausschreibungsprofile seines Unternehmens bei uns am Schwarzen Brett aushängen. Er hat quasi an zwei halben Tagen der Offenen Tür interessierten Mitarbeitern aus unserem Hause seine Fertigung präsentiert und Perspektiven aufgezeigt“, so Frowein. Im Porzellanwerk
werde es ab März mit etwa zehn Mitarbeitern weitergehen. Etwa die Hälfte von ihnen werde weiterhin Geschirr verkaufen, die anderen werden in der RF Dienstleitungen GmbH Aluminiumoxyde für die Farbindustrie thermisch behandeln. In kleinem Maßstab werde in Triptis noch Porzellanveredelung wie Schiebebild- und Farbspritzdekoration vorgenommen.
Eigentümer findet die Entscheidung richtig
„Stand heute sage ich: die Entscheidung war richtig. Wir bezahlen anhand des Jahresvertrages mit der Thüringer Energie AG den fünffachen Preis für Erdgas und den 4,3fachen für Strom im Vergleich zum Dezember. Zwar hat die Bundesregierung
ab März rückwirkend zum Januar eine Preisbremse versprochen. Doch bis heute ist in Berlin noch nicht klar, mit welcher Softwarelösung diese umgesetzt werden soll und welche rechtlichen Probleme es noch geben könnte“, sagte Frowein, der seine Probleme im Herbst bei einem Besuch von Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) schilderte.
Wenn die Porzellanfabrik ähnlich wie Dachziegelhersteller und andere energieintensive Firmen bis zur Wirksamkeit der Preisbremse Kurzarbeit null angemeldet hätte, wären ihr die besten Mitarbeiter abgewandert, weil sie mit ihren Einkommenseinbußen nicht die erhöhten Lebenshaltungskosten begleichen könnten.