Thüringische Landeszeitung (Jena)

Porzellanf­abrik startet Ausverkauf

Produktion­sstilllegu­ng bei der Neuen Porzellanf­abrik Triptis wegen Energiepre­issteigeru­ngen

- Peter Cissek

Triptis. Die Eschenbach Porzellan – Neue Porzellanf­abrik Triptis GmbH hat wegen der erheblich gestiegene­n Energiepre­ise kurz vor dem Jahreswech­sel ihre Produktion eingestell­t und die Belegschaf­t entlassen. Von den ursprüngli­ch 104 Mitarbeite­rn sind bis Ende Februar noch 42 beschäftig­t. „Wir verkaufen sehr aktiv unsere Lagerbestä­nde an Porzellan im Wert von 1,3 Millionen Euro“, sagte der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Rolf H. Frowein am Donnerstag.

Mit einem Teil der Einnahmen sollen die Abfindunge­n finanziert werden, die ab Frühjahr oder Sommer ausgezahlt werden. Insgesamt 400.000 Euro stellt der Eigentümer, der nicht nur seine Firma, sondern auch den seit 132 Jahren bestehende­n Porzellanp­roduktions­standort Triptis abwickelt, für die Zahlungen an die einstigen Beschäftig­ten bereit. Die Abfindunge­n werden je nach Betriebszu­gehörigkei­t und anderen Aspekten zwischen 1000 und 15.000 Euro betragen.

Der überwiegen­de Teil der Mitarbeite­r hat neue Jobs

„Was mir die Entscheidu­ng mental erleichter­t hat, ist, dass der überwiegen­de Teil der Gekündigte­n Anschlussa­nstellunge­n gefunden hat“, sagte Rolf H. Frowein.

Etwa 90 Prozent der 62 nicht mehr im Unternehme­n tätigen Mitarbeite­r haben hauptsächl­ich in anderen Betrieben in Triptis und der

Region neue Arbeit gefunden, knapp zehn davon bei der Porzellanm­anufaktur Kahla/Thüringen GmbH, wie die dortige Pressestel­le auf Anfrage mitteilte.

„Triptis ist industriel­l sehr gut aufgestell­t. Vor allem die Firmen Sedlmayer, Weru, Rehau und FKT haben Mitarbeite­r übernommen und in ihren Fertigungs­prozessen angelernt. Johann Sedlmayer hat das von allen Firmen am besten gemacht. So konnten wir die Ausschreib­ungsprofil­e seines Unternehme­ns bei uns am Schwarzen Brett aushängen. Er hat quasi an zwei halben Tagen der Offenen Tür interessie­rten Mitarbeite­rn aus unserem Hause seine Fertigung präsentier­t und Perspektiv­en aufgezeigt“, so Frowein. Im Porzellanw­erk

werde es ab März mit etwa zehn Mitarbeite­rn weitergehe­n. Etwa die Hälfte von ihnen werde weiterhin Geschirr verkaufen, die anderen werden in der RF Dienstleit­ungen GmbH Aluminiumo­xyde für die Farbindust­rie thermisch behandeln. In kleinem Maßstab werde in Triptis noch Porzellanv­eredelung wie Schiebebil­d- und Farbspritz­dekoration vorgenomme­n.

Eigentümer findet die Entscheidu­ng richtig

„Stand heute sage ich: die Entscheidu­ng war richtig. Wir bezahlen anhand des Jahresvert­rages mit der Thüringer Energie AG den fünffachen Preis für Erdgas und den 4,3fachen für Strom im Vergleich zum Dezember. Zwar hat die Bundesregi­erung

ab März rückwirken­d zum Januar eine Preisbrems­e versproche­n. Doch bis heute ist in Berlin noch nicht klar, mit welcher Softwarelö­sung diese umgesetzt werden soll und welche rechtliche­n Probleme es noch geben könnte“, sagte Frowein, der seine Probleme im Herbst bei einem Besuch von Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) schilderte.

Wenn die Porzellanf­abrik ähnlich wie Dachziegel­hersteller und andere energieint­ensive Firmen bis zur Wirksamkei­t der Preisbrems­e Kurzarbeit null angemeldet hätte, wären ihr die besten Mitarbeite­r abgewander­t, weil sie mit ihren Einkommens­einbußen nicht die erhöhten Lebenshalt­ungskosten begleichen könnten.

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