Thüringische Landeszeitung (Jena)
Jüdische Lyrikerin Ilse Weber wird gewürdigt
Achava-Veranstaltung zum Holocaustgedenktag
Die jüdische Lyrikerin Ilse Weber ist heute fast vergessen. Dabei hat sie Großes geleistet. Zum Holocaustgedenktag wird ihr eine Veranstaltung von Achava in Weimar gewidmet, die unter dem Motto „Hört die Zeugen“steht und Gespräch, Film und Lesung umfasst. Mit dabei: die Holocaustüberlebende und Filmregisseurin Eva Stocker-Füzesi. Am 27. Januar wird an die Befreiung des nationalsozialistisches Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee erinnert.
Ilse Weber, Jahrgang 1903, stammte aus Witkowicz in Mährisch-Ostrau. Sie schrieb Kindermärchen. Ihren ältesten Sohn Hanus schickten Ilse und Willi Weber noch rechtzeitig nach England, ehe sie 1942 mit ihrem jüngeren Sohn Thomas von Prag nach Theresienstadt deportiert wurden. Dort arbeitete sie als Krankenschwester und bot den Jüngsten Beschäftigung und Ablenkung vom Grauen des Lagers. Sie spielte mit ihnen, schrieb Gedichte für sie.
1944 wurde Ilse Weber mit ihrer Familie ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, um sie, ihren Sohn und die von ihr betreuten Kinder zu ermorden. Ihr Mann Willi überlebte. Er hatte Ilses Gedichte in Theresienstadt kurz vor dem Abtransport vergraben und nach dem Krieg geborgen. In den erhaltenen Briefen und Gedichten dokumentiert Ilse Weber unbeschönigt die Lage im Land und im Lager. Sie erfasst Ängste, Sehnsüchte, Träume, Leid, aber auch das kleine Glück des Moments.
Bei der Achava-Veranstaltung, einer Koproduktion mit dem Friedrich-Schiller-Gymnasium Weimar und der Stadt Weimar, führen die Journalistin Blanka Weber, AchavaIntendant Martin Kranz und TLZChefredakteurin Gerlinde Sommer durch Ilse Webers Originaltexte und ihr Leben. Die Regisseurin Eva Stocker-Füzesi zeigt die Kurzfassung ihres Dokumentarfilms „Der Krieg gegen die Juden“, in dem Schicksale europäischer Juden der Nazizeit thematisiert werden.