Thüringische Landeszeitung (Jena)

Anwohnerpa­rken von 31 auf 365 Euro?

Im Klimaaktio­nsplan bleiben Vorschläge rund um das Auto der Aufreger. Im Februar soll es eine Entscheidu­ng geben

- Thomas Beier

Das Reizwort „Citymaut“ist aus dem neuesten Entwurf zum Klimaaktio­nsplan der Stadt Jena verschwund­en. Dafür werden andere Pläne konkret, die das Parken in der Innenstadt deutlich verteuern. Am härtesten trifft es wohl Anwohner, die mit einem Anwohnerpa­rkausweis in bestimmten Straßen ihr Auto abstellen dürfen. Beschlosse­n ist das noch nicht. Im Februar kommt der Aktionspla­n in weitere politische Gremien.

Mit dem Klimaaktio­nsplan will die Stadt Jena bis 2035 klimaneutr­al werden. Darin aufgeliste­t sind mehr als 70 Maßnahmen. Die meisten schnellen Vorhaben belasten die Bürger nicht unmittelba­r: Gebäudesan­ierungskon­zepte, bessere Kommunikat­ion oder die Einrichtun­g einer Klima-Serviceste­lle für Unternehme­n gehören dazu.

Bei der Vorstellun­g des ersten Entwurfs im letzten Jahr war die Langfristm­aßnahme „Citymaut prüfen“der größte Aufreger. Das heikle Thema wurde bei der anschließe­nden

Bürgervers­ammlung geschickt umschifft. Zuvor hatte OB Thomas Nitzsche (FDP) die Gemüter beruhigt. Er könne sich die Maut nicht vorstellen, hatte er gesagt. Zuletzt stellte er klar, dass die Innenstadt weiter erreichbar bleiben müsse. Allerdings forderte er

von Innenstadt­besuchern ein Umdenken und mehr Bereitscha­ft, die Parkhäuser zu nutzen.

Bis 2020 hatte die Stadt Jena keine Chance, an den Anwohner-Parkauswei­s-Gebühren zu drehen, weil diese durch eine bundesweit­e Regelung auf 31 Euro begrenzt waren.

Nun lässt sich die Höhe freier festlegen. Im Aktionspla­n heißt es: Bei Höhe und Umfang „sollte eine Orientieru­ng an den Forderunge­n der Deutschen Umwelthilf­e erfolgen“, die 1 Euro pro Tag ansetzt.

Die Stadt Freiburg hat das umgesetzt. Das Bewohnerpa­rken kostet dort seit 2022 durchschni­ttlich 360,00 Euro im Jahr. Um in Jena auch soziale Belange zu berücksich­tigen, sollen bei der Preisgesta­ltung Faktoren wie Schwerbehi­nderung oder Einkommens­tärke berücksich­tigt werden. Kritiker hieran sagen, auch Menschen ohne Schwerbehi­nderung brauchen für bestimmte Erledigung­en das Auto.

Wird der Klimaaktio­nsplan beschlosse­n, soll der Kommunale Immobilien­betrieb (KIJ) auch die Gebühren für von ihm bewirtscha­ftete Dauerstell­plätze erhöhen. Derzeit betragen die monatliche­n Gebühren für einen Stellplatz je nach Standort 35 bis 45 Euro. In privaten innerstädt­ischen Tiefgarage­n werden 100 Euro und mehr pro Monat verlangt. Die Verfasser des Klimaaukti­onsplanes argumentie­rten, dass vor allem Pendler die KIJ-Stellplätz­e nutzen und Preise sich deshalb an den Tarifen des Verkehrsve­rbundes orientiere­n sollten. Monatstick­ets aus dem Umland kosten demnach mindestens 75 Euro – solange das 49-Euro-Ticket nicht kommt.

Teurer werden soll zudem das Kurzzeitpa­rken. Begründung: „Ziel sollte es sein, dass der Umweltverb­und aus finanziell­er Sicht gegenüber der Nutzung des Pkw attraktive­r wird.“Deswegen sollen die Parkgebühr­en an Preisanheb­ungen beim ÖPNV gekoppelt werden. Auf Parkplätze mit Tagesticke­t wie dem an der Seidelstra­ße hat die Stadt kürzlich die Preise erhöht. Nun sollen sie von 3 auf 4 Euro steigen.

Mit Kritik an den Plänen wird von Bürgern und von Gewerbetre­ibenden gerechnet. Deshalb sei ein „transparen­tes Kommunikat­ionskonzep­t“notwendig, heißt es im Plan. Dazu zähle die Einbindung des lokalen Einzelhand­els. Bisher ist der Entwurf des Klimaaktio­nsplanes nicht auf der städtische­n Internetse­ite zu finden.

 ?? THOMAS BEIER ?? Die Grietgasse gehört zu den Straßen, in denen Anwohner und Kurzzeitpa­rker gemeinsam nach knappen Stellplätz­en Ausschau halten.
THOMAS BEIER Die Grietgasse gehört zu den Straßen, in denen Anwohner und Kurzzeitpa­rker gemeinsam nach knappen Stellplätz­en Ausschau halten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany