Thüringische Landeszeitung (Jena)
Jena und das Saale-Holzland sind Vorreiter bei der Schulkooperation
Vereinbarung zu Gastschüler-Aufnahme geht über Gesetzesvorschrift hinaus. 1388 Landkreis-Kinder lernen in Jena
Das war so ein kleiner, aber feiner Info-Stand während der 6. Schulmesse am vergangenen Sonnabend im Jenaer Volkshaus: Leiterin Michaela Posse und ihr Stellvertreter Mike Viehöfer hielten die Fahne hoch für ihre Grundschule „Talblick“in Stiebritz. Dass die Schule aus der Saale-Holzland-Gemeinde bei der Rundum-Präsentation der Jenaer Schulen dabei war, hatte einen einfachen Grund: Etwa ein Drittel der insgesamt 130 Mädchen und Jungen ihrer Schule komme aus Jena, berichtete Michaela Posse. Konkret gehen viele Grundschüler aus den nach Jena eingemeindeten Saaleplatten-Ortsteilen in der relativ nahen Stiebritzer Nachbarschaft zur Schule. Die nächstgelegene Alternative wäre für jene Jenaer Kinder die Westschule, die ohnehin zu den bestausgelasteten Schulen der Stadt gehört. Einleuchtend also: Die Stadt sei „dankbar, dass wir die Kinder abnehmen“, sagte Michaela Posse.
Ross und Reiter werden benannt
Nach Angaben des Leiters der Jenaer Schulverwaltung, René Ehrenberg, lernen aktuell 1385 Gastschüler aus dem Umland in Jenas – etwa je zur Hälfte – staatlichen und freien Schulen, indessen 154 Mädchen und Jungen aus Jena Schulen im Saale-Holzland-Kreis besuchen. René Ehrenberg betonte, die Stadt sei gesetzlich verpflichtet, den eigenen Schulnetzplan mit den Nachbarn abzustimmen „und deren Okay abzuholen“.
Darüber hinaus dürften Jena und der SHK sich als Vorreiter verstehen mit einer Verwaltungsvereinbarung, die jene Schulen benennt, die am ehesten für die Aufnahme von Kindern der benachbarten Gebietskörperschaft prädestiniert scheinen. Hier seien „Ross und Reiter“benannt.
Insofern habe er es sehr gut gefunden, dass Jenas OB zur Eröffnung der Schulmesse auch die Gäste aus dem Umland willkommen geheißen habe, sagte Ehrenberg. Er gab zu bedenken, dass der SHK insgesamt als Flächenkreis mit etwas anders gelagerten Problemen zu ringen habe. Die Stadt sei permanent von Zuzügen betroffen als Universitätsund Wirtschaftsstandort und müsse der „Zuerst Jena“-Pflicht bei den Einschulungen folgen.
Und ja, Jena müsse auch zusehen, dass die Mädchen und Jungen ukrainischer Flüchtlingsfamilien rasch in Jena Schulunterricht bekommen. Das sei „mittlerweile ziemlich knackig gestaltet“. Quantitativ sei das eine große Herausforderung. „Das sind 10 bis 15 Klassen, die wir insgesamt bilden könnten.