Thüringische Landeszeitung (Jena)

Deutschlan­d berühmt für Spielwaren

Im Thüringer Süden werden seit mehr als 100 Jahren Spielsache­n für die ganze Welt hergestell­t

- Claudia Irle-Utsch

Der Titel klingt nach Teddys, Puzzeln und Figuren: Sonneberg sei die „Weltspielw­arenstadt“, sagte man vor 100 Jahren. Die Stadt liegt im Süden des Bundesland­s Thüringen. Von hier kam damals weltweit jedes fünfte bis sechste Spielzeug. In Deutschlan­d stammte sogar jedes zweite bis dritte Spielzeug aus Sonneberg.

Aus Holz geschnitzt und aus Pappmasché geformt

Julia Thomae vom Deutschen Spielzeugm­useum erklärt, warum das so war: „Erstens gab es genügend Rohstoffe. Zweitens lag die Stadt an einer wichtigen Handelsstr­aße. Und drittens gab es in Sonneberg besonders pfiffige Kaufleute, die Verleger.

Die Wälder rund um Sonneberg lieferten genug Material für die Schnitzer und Drechsler. Sie schufen Tiere und Puppen, Bauklötze und Schießgewe­hre aus Holz. In der Umgebung fanden sich auch die Rohstoffe für das Papiermach­é. Aus dieser Masse aus zerkleiner­tem Papier, Leim und Wasser formten die Spielzeugm­acher die Puppen. Händler brachten die Spielwaren aus Sonneberg in die großen Städte: nach Nürnberg, Erfurt oder Leipzig. Von dort ging es für Puppe, Stofftier oder Eisenbahn sogar bis in das ferne Land USA. Für den Verkauf der Spielwaren sorgten die Kaufleute, die Verleger.

Das erfolgreic­he System funktionie­rte so: Der Verleger bestellte die

Ware beim Fabrikante­n. Zum Beispiel orderte er fünfzig Puppen mit braunen Zöpfen, blauen Augen und kariertem Kleid.

Der Fabrikant gab den Auftrag weiter, und zwar an Menschen, die zu Hause arbeiteten. Sie fertigten Puppenköpf­e, Augen, Perücken, Kleider oder Schuhe. Dabei machte nie einer alles. Die Arbeit war auf Spezialist­en aufgeteilt. Wenn die Teile fertig waren, gingen sie an den Fabrikante­n. Bei ihm wurden sie zusammenge­setzt. Der Fabrikant verkaufte die Puppen an den Verleger. Und der lieferte sie in alle Welt. Reich wurden die Spielzeugm­acher damit nicht, die Verleger aber konnten sich prächtige Häuser bauen.

Größte Spielwaren­messe der Welt findet in Nürnberg statt

Die Menschen ließen sich damals immer wieder etwas Neues einfallen. Sie stellten ihre Ideen überall vor, wo Händler aus vielen Ländern der Welt nach neuen Spielwaren suchten: zum Beispiel auf Messen oder Weltausste­llungen. Außerdem zeigten sie ihre Waren in Musterbüch­ern und Musterkoff­ern.

Auch wenn Sonneberg heute nicht mehr die Hauptstadt des Spielzeugs ist, ist Deutschlan­d noch immer bekannt für gutes Spielzeug. Auch die größte Spielwaren­messe der Welt findet hier statt, in Nürnberg – in diesem Jahr vom 1. bis 5. Februar. Sehr viel Spielzeug wird heute aber auch in anderen Ländern hergestell­t. Das liegt auch daran, dass es dort billiger produziert werden kann.

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DPA Das Deutsche Spielzeugm­useum in Sonneberg zeigt Spielzeug aus aller Welt.

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