Thüringische Landeszeitung (Jena)
Deutschland berühmt für Spielwaren
Im Thüringer Süden werden seit mehr als 100 Jahren Spielsachen für die ganze Welt hergestellt
Der Titel klingt nach Teddys, Puzzeln und Figuren: Sonneberg sei die „Weltspielwarenstadt“, sagte man vor 100 Jahren. Die Stadt liegt im Süden des Bundeslands Thüringen. Von hier kam damals weltweit jedes fünfte bis sechste Spielzeug. In Deutschland stammte sogar jedes zweite bis dritte Spielzeug aus Sonneberg.
Aus Holz geschnitzt und aus Pappmasché geformt
Julia Thomae vom Deutschen Spielzeugmuseum erklärt, warum das so war: „Erstens gab es genügend Rohstoffe. Zweitens lag die Stadt an einer wichtigen Handelsstraße. Und drittens gab es in Sonneberg besonders pfiffige Kaufleute, die Verleger.
Die Wälder rund um Sonneberg lieferten genug Material für die Schnitzer und Drechsler. Sie schufen Tiere und Puppen, Bauklötze und Schießgewehre aus Holz. In der Umgebung fanden sich auch die Rohstoffe für das Papiermaché. Aus dieser Masse aus zerkleinertem Papier, Leim und Wasser formten die Spielzeugmacher die Puppen. Händler brachten die Spielwaren aus Sonneberg in die großen Städte: nach Nürnberg, Erfurt oder Leipzig. Von dort ging es für Puppe, Stofftier oder Eisenbahn sogar bis in das ferne Land USA. Für den Verkauf der Spielwaren sorgten die Kaufleute, die Verleger.
Das erfolgreiche System funktionierte so: Der Verleger bestellte die
Ware beim Fabrikanten. Zum Beispiel orderte er fünfzig Puppen mit braunen Zöpfen, blauen Augen und kariertem Kleid.
Der Fabrikant gab den Auftrag weiter, und zwar an Menschen, die zu Hause arbeiteten. Sie fertigten Puppenköpfe, Augen, Perücken, Kleider oder Schuhe. Dabei machte nie einer alles. Die Arbeit war auf Spezialisten aufgeteilt. Wenn die Teile fertig waren, gingen sie an den Fabrikanten. Bei ihm wurden sie zusammengesetzt. Der Fabrikant verkaufte die Puppen an den Verleger. Und der lieferte sie in alle Welt. Reich wurden die Spielzeugmacher damit nicht, die Verleger aber konnten sich prächtige Häuser bauen.
Größte Spielwarenmesse der Welt findet in Nürnberg statt
Die Menschen ließen sich damals immer wieder etwas Neues einfallen. Sie stellten ihre Ideen überall vor, wo Händler aus vielen Ländern der Welt nach neuen Spielwaren suchten: zum Beispiel auf Messen oder Weltausstellungen. Außerdem zeigten sie ihre Waren in Musterbüchern und Musterkoffern.
Auch wenn Sonneberg heute nicht mehr die Hauptstadt des Spielzeugs ist, ist Deutschland noch immer bekannt für gutes Spielzeug. Auch die größte Spielwarenmesse der Welt findet hier statt, in Nürnberg – in diesem Jahr vom 1. bis 5. Februar. Sehr viel Spielzeug wird heute aber auch in anderen Ländern hergestellt. Das liegt auch daran, dass es dort billiger produziert werden kann.