Thüringische Landeszeitung (Jena)
Rekord: In Deutschland leben 84,3 Millionen Menschen
Grund ist die starke Zuwanderung. Auch im vergangenen Jahr wurden weniger Kinder geboren
Wiesbaden. Weniger Geburten, mehr Todesfälle – doch die Zuwanderung liegt auf einem Rekordniveau: In der Summe hat das Deutschland zum Jahreswechsel einen Bevölkerungshöchststand von mindestens 84,3 Millionen gebracht. „Damit lebten hierzulande so viele Menschen wie noch nie am Ende eines Jahres“, berichtete das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden.
Schätzungsweise seien 1,42 bis 1,45 Millionen Menschen mehr nach Deutschland gekommen, als ins Ausland gezogen seien. In der Folge sei die sogenannte Nettozuwanderung so hoch gewesen wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950. „Neben der starken Zuwanderung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hat auch die Zuwanderung von Menschen anderer Nationalitäten deutlich zugenommen“, erläuterte das Statistische Bundesamt. Insgesamt habe die Bevölkerungszahl vom Jahresende 2021 bis zum Jahresende 2022 um 1,1 Millionen Menschen zugenommen. Der Rückgang der Geburtenzahl und der Anstieg der Sterbezahl hätten sich dämpfend auf das Bevölkerungswachstum ausgewirkt.
Laut den bereits vorliegenden Meldungen der Standesämter sank die Zahl der Geburten vom Jahr 2021 auf 2022 um etwa sieben Prozent „und dürfte zwischen 735.000 und 745.000 betragen“, so das Statistische Bundesamt weiter (2021: 795.492). Die Zahl der Gestorbenen sei dagegen um rund vier Prozent auf etwa 1,06 Millionen gestiegen (2021: 1, 023).
In den drei Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung Deutschlands sei die Bevölkerung Deutschlands überwiegend gewachsen – mit Ausnahme der Jahre 1998 sowie 2003 bis 2010. Das Wachstum habe sich jedoch ausschließlich dadurch ergeben, dass mehr Menschen zu- als abgewandert seien, erklärten die Fachleute aus Wiesbaden. „Ohne Zuwanderung wäre die Bevölkerung bereits seit 1972 geschrumpft, da seither jedes Jahr mehr Menschen starben als geboren wurden.“
Das jüngste Bevölkerungswachstum hat vor allem mit Fluchtmigration im Zusammenhang mit Krieg und Gewalt in Syrien, Afghanistan und im Irak 2015/2016 sowie nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 zu tun, wie das Statistische Bundesamt im November erklärt hatte. Aber auch aus den EU-Staaten Rumänien, Bulgarien und Polen seien stetig Zuzüge zu verzeichnen.* „Entsprechend nahm zwischen dem 31. Dezember 2014 und dem 30. Juni 2022 die Zahl der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zu (+ 4.341.000), während die Zahl jener mit deutscher Staatsangehörigkeit rückläufig war (- 1.458.000).“
Im ersten Corona-Jahr 2020 war Deutschlands Bevölkerungszahl nahezu unverändert geblieben. Zum Jahresende 2021 stieg sie um 0,1 Prozent (82.000 Menschen) auf gut 83,2 Millionen, womit in Deutschland mehr Leute lebten als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Auch diese Entwicklung war bereits auf Zuwanderung zurückzuführen.