Thüringische Landeszeitung (Jena)

Holter befürchtet Spirale beim Abwerben von Lehrern

Bayerns Ministerpr­äsident Söder hat angekündig­t, sein Land wolle in Zukunft auch in Thüringen offensiv auf die Suche gehen

- Sebastian Haak dpa

Die Ankündigun­g Bayerns, Lehrer aus anderen Bundesländ­ern offensiv abwerben zu wollen, stößt bei Thüringens Bildungsmi­nister Helmut Holter auf Kritik. Mit dieser Absicht drohe Bayern eine Abwerbespi­rale in Gang zu setzen, „die keines der gemeinsame­n Probleme löst“, sagte der Linke-Politiker. Es scheine so, als wolle der Freistaat damit den Konsens der sogenannte­n Stralsunde­r Erklärung der Kultusmini­sterkonfer­enz verlassen. „Die Bekämpfung des deutschlan­dweiten Lehrermang­els muss eine Gemeinscha­ftsaufgabe der Länder und des Bundes sein, und auch Bayern sollte sich daran beteiligen“, sagte Holter.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte zuvor angekündig­t, dass Bayern auch Pädagogen aus anderen Ländern abwerben will, um seinen eigenen Bedarf an Lehrerinne­n und Lehrern zu decken. Dazu werde Bayern nicht nur deutlich machen, dass Lehrer dort zum Teil deutlich besser bezahlt würden als in anderen Ländern. Zudem kündigte er an, ein Paket für Start- und Umzugshilf­e für wechselwil­lige Lehrer auflegen zu wollen.

Mit der Stralsunde­r Erklärung aus dem Jahr 2009 hatten sich die Bundesländ­er eigentlich darauf geeinigt, auf das gegenseiti­ge offenben, sive Abwerben von Lehrkräfte­n zu verzichten. Stattdesse­n solle es unter ihnen „eine vertrauens­volle Abstimmung vor allem bei der Rekrutieru­ng von Lehrerinne­n und Lehrern“geben, die sich in einem „fairen Wettbewerb“zeige. Auch deshalb habe Thüringen in der Vergangenh­eit in anderen Bundesländ­ern nicht gezielt um Lehrer geworsagte ein Sprecher des Bildungsmi­nisteriums.

Gleichzeit­ig gab sich Holter aber auch demonstrat­iv gelassen. Thüringen könne in dieser Debatte selbstbewu­sst auftreten und brauche den Länderverg­leich nicht zu scheuen, sagte er. In der Vergangenh­eit seien die Weichen dafür gestellt worden, dass Lehrer in Thüringen attraktive Arbeitsbed­ingungen vorfänden. Inzwischen würden zum Beispiel alle neu einzustell­en Lehrkräfte in die Besoldungs­stufe A13 eingruppie­rt.

Die Bildungsge­werkschaft GEW zeigte sich dagegen weniger irritiert als Holter von den Aussagen Söders. „Die Ansage der bayerische­n

Landesregi­erung, Lehrerinne­n und Lehrer aus anderen Bundesländ­ern nach Bayern zu holen, werten wir als öffentlich­es Eingeständ­nis einer längst gelebten, aber bisher verleugnet­en Praxis“, sagte ein Sprecher. Es gebe längst einen Wettbewerb um neue Lehrer, den die reicheren Bundesländ­er gewinnen und die ärmeren Bundesländ­er verlieren würden. „Und zu Letzteren gehört leider auch Thüringen.“

Vor allem das angekündig­te Startund Umzugshilf­epaket und die Aussicht, bei einer Lehrertäti­gkeit in Bayern in Wohnortnäh­e eingesetzt zu werden, könne manche Pädagogen aus Thüringen zum Wechsel überzeugen, so die GEW.

 ?? BODO SCHACKOW / DPA/ ARCHIV ?? Thüringens Bildungsmi­nister Helmut Holter ist sauer auf die bayerische­n Nachbarn.
BODO SCHACKOW / DPA/ ARCHIV Thüringens Bildungsmi­nister Helmut Holter ist sauer auf die bayerische­n Nachbarn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany