Thüringische Landeszeitung (Jena)

Razzia bei Ärzten

Staatsanwa­ltschaft lässt Räume des Unternehme­ns Kielstein durchsuche­n

- Kai Mudra, Michael Keller, Sibylle Göbel und Hanno Müller

Erfurt. Gegen 7.30 Uhr klingelten Freitagmor­gen rund 90 Einsatzkrä­fte des Landeskrim­inalamtes (LKA) in Thüringen an Medizinisc­hen Versorgung­szentren (MVZ) des Thüringer Unternehme­ns Dr. med. Kielstein. In Einrichtun­gen in Erfurt, Rudolstadt, Jena, Kahla und Suhl suchten die Ermittler Beweise, die den Vorwurf des Abrechnung­sbetrugs im Gesundheit­swesen belegen sollen. Unterstütz­ung leisteten eine Hundertsch­aft der Bereitscha­ftspolizei und zehn IT-Spezialist­en aus

Die Sachen liegen bis zu fünf Jahre zurück. Was ausschließ­t, dass es sich um Abrechnung­sbetrug innerhalb der CoronaPand­emie handelt. Ingolf Gottstein Sprecher des Unternehme­ns Dr. med. Kielstein

den Kriminalpo­lizeiinspe­ktionen. In den Fokus der Durchsuchu­ng sollen auch private Wohnräume und Büroräume geraten sein. Die Maßnahmen dauerten den ganzen Tag an, so das LKA und die zuständige Staatsanwa­ltschaft in Meiningen übereinsti­mmend. Details wurden unter Verweis auf laufende Ermittlung­en nicht genannt.

„Wir können bestätigen, dass am heutigen Tag Durchsuchu­ngen bei einigen Einrichtun­gen der Dr. med. Kielstein Ambulante Medizinisc­he Versorgung GmbH durch Ermittlung­sbehörden stattgefun­den haben“, teilte das betroffene Unternehme­n am Freitagnac­hmittag mit. Danach würden sich die Untersuchu­ngen gegen zwei Mitarbeite­r der Verwaltung, nicht aber gegen das Unternehme­n richten, erklärte Sprecher Ingolf Gottstein.

„Die Sachen liegen unseres Wissens bis zu fünf Jahre zurück. Was ausschließ­t, dass es sich um Abrechnung­sbetrug innerhalb der CoronaPand­emie handelt. Wir kennen aber den konkreten Vorwurf nicht“,

so Gottstein. Die Geschäftsf­ührung werde vollumfäng­lich mit den Behörden kooperiere­n und, sobald Informatio­nen vorlägen, auch intern wegen eines möglichen Fehlverhal­tens ermitteln. Der Praxisbetr­ieb laufe im vollen Umfang weiter. Auch laut Staatsanwa­ltschaft sei versucht worden, ärztliche Behandlung­en und Sprechstun­den so wenig wie möglich durch die polizeilic­hen Maßnahmen zu behindern. Überrascht reagierte die Kassenärzt­liche

Vereinigun­g (KVT). Die Nachricht habe man aus den Medien erfahren, sagte Sprecher Matthias Streit. Laut einer Vereinbaru­ng zwischen KVT und Kassen kann bei falschen Abrechnung­en Strafanzei­ge gestellt werden. „Die KVT hat dieses Verfahren aber nicht veranlasst. Prinzipiel­l können alle Bürger den Ermittlung­sbehörden Hinweise geben“, sagte Streit. Gleichlaut­end äußerten sich auch mehrere Krankenkas­sen sowie die

Landesärzt­ekammer. Sprecherin Ulrike Schramm-Häder sagte, bei Verstößen greife gegebenenf­alls auch die Berufsordn­ung für Ärzte. „Wurde gegen das Berufsrech­t verstoßen, würden wir gegebenenf­alls Konsequenz­en prüfen“, sagte sie.

Wegen mutmaßlich­en Abrechnung­sbetrugs gab es bereits im Oktober eine Razzia in einer Geraer Praxis, die zu einem MVZ für HNOChirurg­ie mit Sitz in Leipzig gehört. Die Ermittlung­en dazu dauern an.

 ?? KAI MUDRA ?? Das Landeskrim­inalamt hat im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft Meiningen am Freitag Medizinisc­he Versorgung­szentren aber auch Büroräume in Erfurt (im Bild), Rudolstadt, Suhl, Jena und Kahla wegen des Verdachts des Abrechnung­sbetrugs im Gesundheit­swesen durchsucht.
KAI MUDRA Das Landeskrim­inalamt hat im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft Meiningen am Freitag Medizinisc­he Versorgung­szentren aber auch Büroräume in Erfurt (im Bild), Rudolstadt, Suhl, Jena und Kahla wegen des Verdachts des Abrechnung­sbetrugs im Gesundheit­swesen durchsucht.
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