Thüringische Landeszeitung (Jena)
E-Autos vermehren sich langsam
In zwei Jahren von 260 auf 734 reine Elektro-Pkw. Ladepunkte vor allem in den Jenaer Mehrfamilienhaus-Vierteln nötig
Langsam, langsam, aber es wird. Der Wandel des Auto-Bestandes weg vom Verbrenner-Motor hin zum Elektro-Antrieb lässt sich auch anhand der Jenaer Statistik zur KfzAnmeldung nachvollziehen.
Ende vorigen Jahres waren nach Angaben von Bürgerservice-Chef Olaf Schroth 44.644 Pkw in der Stadt angemeldet, davon 2465 Hybrid-Fahrzeuge und 734 Autos mit reinem Elektro-Antrieb. Im Jahr davor – 2021 – seien im Dezember insgesamt 44.927 Autos erfasst gewesen, davon 1838 Hybrid- und 477 Elektro-Autos.
Das mögen nun keine Riesenzahlen bei den E-Autos sein, sagte Olaf Schroth. Schaue man aber noch weiter zurück auf das Jahr 2020, sei die Entwicklung nicht zu übersehen: Neben 1217 Hybrid-Autos waren dazumal noch 260 E-Autos unterwegs. „Ich denke, nächstes
Jahr wird die Entwicklung noch deutlicher sein“, so schätzte Olaf Schroth ein. Wie steil die Bestandskurve bei E-Autos noch ansteigt, ist nicht zu trennen vom Verlauf der globalen Krisen und der Frage, wie viel Geld die Leute übrig haben. Und ebenso wichtig: Wie sieht es aus mit der Lade-Infrastruktur in der Stadt?
Aktuell gebe es 140 öffentliche Ladepunkte in Jena, berichtete auf Anfrage Bürgermeister und Stadtentwicklungsdezernent Christian Gerlitz (SPD). Davon würden 60 von den Stadtwerken Energie betrieben. In diesem Jahr sollen nach Gerlitz’ Angaben 60 neue Ladepunkte von den Stadtwerken realisiert werden.
„Das ist ein ganz zentraler Punkt auch im Klimaaktionsplan unserer Stadt“, sagte Christian Gerlitz über den Umstieg aufs E-Auto. Er sehe gerade in diesem Punkt „größte Probleme“, die im Plan gesteckten Ziele zu erreichen. Der Anteil der EAutos müsse aber „drastisch steigen“, um den Ankündigungen der Auto-Industrie als Stadt entsprechen zu können. Gerlitz sieht ganz allgemein viel Potenzial in FirmenFahrzeugen, die zwei, drei Jahre geleast wurden, „von denen dann viele im Privatbereich ankommen“; in privat nutzbaren Firmenfahrzeugen; in den viel niedrigeren Steuerbelastungen bei E-Autos.
Und ja, der Wandel hin zu mehr E-Autos vollziehe sich langsamer ohne ausreichende Lade-Infrastruktur. Nach Beschreibung des Bürgermeisters ist der Handlungsdruck in Wohngebieten wie Damenviertel, Jena-Süd oder Wenigenjena besonders groß, wo die Autos „zu 100 Prozent im öffentlichen Raum abgestellt sind“. Das seien genau „die Bereiche, die Angebote zum Laden brauchen“. Würden hier keine „niederschwelligen Ladepunkte“geschaffen, sei die Wahl des Verbrenner-Motors doch programmiert.
„Niederschwellig“meint nach Gerlitz’ Darstellung die so genannten AC-Lader auf Wechselstrom-Basis: die „etwas schmuckeren Steckdosen“, an denen eine ganze Nacht bei 22 kW geladen werden kann – im Unterschied zu den beiden anderen Segmenten: den vor allem an Autobahnen und ultraschnell ladenden HPC-Säulen (150 bis 300 kW) sowie den wie HPC auf Gleichstrombasis funktionierenden DCLadern (50 bis 100 kW), wovon auch in der Jenaer Innenstadt Modelle zu finden sind.
Christian Gerlitz stellte in Aussicht, dass in diesem Jahr 15 bis 20 AC-Lader installiert werden können. Das schließe Feinheiten wie die Nutzung von Laternen ein, „die für das Laden angezapft werden“. Es sei wichtig, die AC-Lader „dezentral über das gesamte Stadtgebiet zu verteilen“.