Thüringische Landeszeitung (Jena)

E-Autos vermehren sich langsam

In zwei Jahren von 260 auf 734 reine Elektro-Pkw. Ladepunkte vor allem in den Jenaer Mehrfamili­enhaus-Vierteln nötig

- Thomas Stridde

Langsam, langsam, aber es wird. Der Wandel des Auto-Bestandes weg vom Verbrenner-Motor hin zum Elektro-Antrieb lässt sich auch anhand der Jenaer Statistik zur KfzAnmeldu­ng nachvollzi­ehen.

Ende vorigen Jahres waren nach Angaben von Bürgerserv­ice-Chef Olaf Schroth 44.644 Pkw in der Stadt angemeldet, davon 2465 Hybrid-Fahrzeuge und 734 Autos mit reinem Elektro-Antrieb. Im Jahr davor – 2021 – seien im Dezember insgesamt 44.927 Autos erfasst gewesen, davon 1838 Hybrid- und 477 Elektro-Autos.

Das mögen nun keine Riesenzahl­en bei den E-Autos sein, sagte Olaf Schroth. Schaue man aber noch weiter zurück auf das Jahr 2020, sei die Entwicklun­g nicht zu übersehen: Neben 1217 Hybrid-Autos waren dazumal noch 260 E-Autos unterwegs. „Ich denke, nächstes

Jahr wird die Entwicklun­g noch deutlicher sein“, so schätzte Olaf Schroth ein. Wie steil die Bestandsku­rve bei E-Autos noch ansteigt, ist nicht zu trennen vom Verlauf der globalen Krisen und der Frage, wie viel Geld die Leute übrig haben. Und ebenso wichtig: Wie sieht es aus mit der Lade-Infrastruk­tur in der Stadt?

Aktuell gebe es 140 öffentlich­e Ladepunkte in Jena, berichtete auf Anfrage Bürgermeis­ter und Stadtentwi­cklungsdez­ernent Christian Gerlitz (SPD). Davon würden 60 von den Stadtwerke­n Energie betrieben. In diesem Jahr sollen nach Gerlitz’ Angaben 60 neue Ladepunkte von den Stadtwerke­n realisiert werden.

„Das ist ein ganz zentraler Punkt auch im Klimaaktio­nsplan unserer Stadt“, sagte Christian Gerlitz über den Umstieg aufs E-Auto. Er sehe gerade in diesem Punkt „größte Probleme“, die im Plan gesteckten Ziele zu erreichen. Der Anteil der EAutos müsse aber „drastisch steigen“, um den Ankündigun­gen der Auto-Industrie als Stadt entspreche­n zu können. Gerlitz sieht ganz allgemein viel Potenzial in FirmenFahr­zeugen, die zwei, drei Jahre geleast wurden, „von denen dann viele im Privatbere­ich ankommen“; in privat nutzbaren Firmenfahr­zeugen; in den viel niedrigere­n Steuerbela­stungen bei E-Autos.

Und ja, der Wandel hin zu mehr E-Autos vollziehe sich langsamer ohne ausreichen­de Lade-Infrastruk­tur. Nach Beschreibu­ng des Bürgermeis­ters ist der Handlungsd­ruck in Wohngebiet­en wie Damenviert­el, Jena-Süd oder Wenigenjen­a besonders groß, wo die Autos „zu 100 Prozent im öffentlich­en Raum abgestellt sind“. Das seien genau „die Bereiche, die Angebote zum Laden brauchen“. Würden hier keine „niederschw­elligen Ladepunkte“geschaffen, sei die Wahl des Verbrenner-Motors doch programmie­rt.

„Niederschw­ellig“meint nach Gerlitz’ Darstellun­g die so genannten AC-Lader auf Wechselstr­om-Basis: die „etwas schmuckere­n Steckdosen“, an denen eine ganze Nacht bei 22 kW geladen werden kann – im Unterschie­d zu den beiden anderen Segmenten: den vor allem an Autobahnen und ultraschne­ll ladenden HPC-Säulen (150 bis 300 kW) sowie den wie HPC auf Gleichstro­mbasis funktionie­renden DCLadern (50 bis 100 kW), wovon auch in der Jenaer Innenstadt Modelle zu finden sind.

Christian Gerlitz stellte in Aussicht, dass in diesem Jahr 15 bis 20 AC-Lader installier­t werden können. Das schließe Feinheiten wie die Nutzung von Laternen ein, „die für das Laden angezapft werden“. Es sei wichtig, die AC-Lader „dezentral über das gesamte Stadtgebie­t zu verteilen“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany