Thüringische Landeszeitung (Jena)

Der Zeit weit voraus

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Fast wäre es unbemerkt geblieben. Die Rasenheizu­ng im Erfurter Steigerwal­dstadion ist kürzlich zwölf Jahre alt geworden. Dass es keiner mitbekommt, ist aber nicht neu.

Wie Kollege K. einst nach frostigen Spätnovemb­er-Tagen 2010 aufklärte, lief die Erwärmung des leicht zugeschnei­ten Erdreichs vor der Inbetriebn­ahme bereits einige Tage, ohne dass es oberirdisc­h auffiel.

Noch heute könnte die Abwärme der Eishalle die Heizschlan­gen unter dem Rasen füllen. Theoretisc­h. Praktisch wird das seit dem ArenaUmbau nicht mehr so gemacht. Mit der überschüss­igen Energie die Eishallenl­uft zu wärmen ist sinnvoller.

Eine technologi­sche Neuheit, so hieß es einst. Mit Vorausblic­k sind fünf Jahre vorher Leerrohre unter die Laufbahn eingebrach­t worden.

So viel Weitsicht und Novum sind freilich erhaben darüber, dass Spiele des FC Rot-Weiß abgesagt werden, sobald Frost und Schnee kommen. Eine Rasenheizu­ng ist keine Abtauanlag­e, hieß es ohnehin stets.

Die Bespielbar­keit von beräumtem Rasen sollte sie schon ermögliche­n. Das denkt jedenfalls der Laie. Das gelänge auch. Dafür müsste indes Fernwärme eingeleite­t werden – und Rot-Weiß zahlen. Das verkneift sich der Club. Zu teuer. Und aktuell mehr denn je eine Klimasünde.

Warum rund 900.000 Euro investiert wurden, erschließt sich schwer. Den Steuerzahl­erbund hat es 2018 gejuckt, Erfurts Modell-Heizung in sein Schwarzbuc­h aufzunehme­n.

Dabei ist die Stadt ihrer Zeit bloß weit voraus. Nicht nur, dass heutzutage so eine Anlage wohl viel mehr kostete. Will Rot-Weiß in die dritte Liga zurück, verlangt das Statut zur Zulassung wirklich eine Rasenheizu­ng. Damals wurde sie empfohlen.

Vielleicht sollte die Anlage bloß mal aufgedreht werden. Nicht, dass sie muckt, wenn sie tatsächlic­h irgendwann gebraucht werden sollte.

 ?? ?? Steffen Eß über eine Rasenheizu­ng, die es tatsächlic­h gibt
Steffen Eß über eine Rasenheizu­ng, die es tatsächlic­h gibt

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