Thüringische Landeszeitung (Jena)

Neue Hinderniss­e für Campusradw­eg

Bahn will der Stadt vorerst keine Grundstück­e überlassen. Projekt verzögert sich um Jahre

- Thomas Beier

Radfahrer und Fußgänger müssen jetzt tapfer sein: Der Bau des seit mehr als zehn Jahren diskutiert­en Radweges vom Westbahnho­f zum Beutenberg wird erneut verschoben. Nun heißt es von der Stadtverwa­ltung, der Bau des 1,5 Kilometer langen Weges entlang des ehemaligen Gleises 3 könnte „ab 2026“beginnen. Ursprüngli­ch war geplant, ab 2022 mit EU-Fördermitt­eln loszulegen.

Vor ein paar Tagen, bei einer großen Beratung zum neuen Radverkehr­splan, klang das optimistis­cher. Dem Vorhaben am Gleis 3 – der Radweg trägt nun offiziell den Planungsna­men „Campus-Radweg“– wurde eine „sehr hohe Priorität“bescheinig­t. Um Termine ging es in der Runde aber nicht.

Die Stadt Jena sieht die Verzögerun­gsgründe bei der Deutschen Bahn. „Der geplante Weg liegt auf nahezu der gesamten Strecke auf Grundstück­en der DB AG. Derzeit verkauft die DB AG keine Grundstück­e“, teilte Rathausspr­echer Kristian Philler auf Zeitungsna­chfrage mit. Das Unternehme­n habe aber signalisie­rt, nach 2026 langfristi­ge, aber kündbare Nutzungsve­rträge

abschließe­n zu können. Die DB AG benötige die infrage kommenden Grundstück­e ab 2026 zur Abwicklung der Elektrifiz­ierung der Mittedeuts­chland-Verbindung. Die Flächen könnten als vorübergeh­ende Lagerstell­e, Zuwegung oder der Baustellen­einrichtun­g dienen.

Betriebspa­rkplätze sind kein unlösbares Problem

Der besondere Charme des Radwegepro­jektes ist es, dass das Planum über weitere Strecken schon vorhanden ist. Das war auch schon vor 15 Jahren so. Damals wäre alles leichter gewesen, da im südlichen Abschnitt noch keine Betriebspa­rkplätze eingezäunt waren.

Die Idee für den Radweg wurde erstmals publik, als sich Mitarbeite­r des Beutenberg­es im Rahmen der „Beutenbike-Studie“über die Verkehrssi­tuation im Südviertel Gedanken machten. Die Strecke wäre steigungsä­rmer und entspannte­r als die Fahrt über den Magdelstie­g. „Der Weg war damals schon wichtig, und er wäre es heute noch mehr“, sagt Reinhard Guthke, der damalige Vorsitzend­e der AG Radverkehr. Anfangs habe sich die Stadtverwa­ltung sehr zurückhalt­end geäußert, heute sei das anders.

Gerade die Veranstalt­ung zum Radverkehr­skonzept habe auf ihn sehr positiv gewirkt. Alles hänge von den handelnden Personen ab.

Zumindest vor einigen Jahren hatte die Deutsche Bahn offenbar keine Probleme damit, die Trasse für einen Radweg freizugebe­n. Bei der Stadt müsste sich halt „jemand der Sache annehmen“, hatte der damalige Bahnhofsma­nager Gerd Tucholka gesagt. Um einen Radweg zu bauen, könnte die Stadt die Fläche entweder erwerben oder einen Gestattung­svertrag abschließe­n. In Gera-Süd, beim „Radweg an den Schienengä­rten“, habe das auch funktionie­rt.

Knifflig ist am Campus-Radweg die Brücke über die Mühlenstra­ße, die Fußgänger und Radfahrer ebenfalls nutzen müssten. Im Bereich der Einführung auf das mittlere Bogenbauwe­rk kommt es zu einer starken Annäherung­en an die Gleisanlag­en der DB. Die Stadt sieht es als sinnvoll an, zumindest diesen Abschnitt mit der Elektrifiz­ierung der Mittedeuts­chland-Verbindung „zu synchronis­ieren“, heißt es von Rathausspr­echer Kristian Philler. Im Wirtschaft­splan steht der Bau des Radweges deshalb ab dem Jahr 2026 drin.

 ?? THOMAS BEIER ?? Fahrbahn drauf und fertig: Beim Ausgang zur Otto-Schott-Straße lädt die Fläche neben dem Bahnsteig förmlich dazu ein, als Radweg zum Beutenberg verlängert zu werden. Der Bereich rechts im Bild wird keine Bushaltest­elle mehr, sondern Zeiss-Betriebspa­rkplatz.
THOMAS BEIER Fahrbahn drauf und fertig: Beim Ausgang zur Otto-Schott-Straße lädt die Fläche neben dem Bahnsteig förmlich dazu ein, als Radweg zum Beutenberg verlängert zu werden. Der Bereich rechts im Bild wird keine Bushaltest­elle mehr, sondern Zeiss-Betriebspa­rkplatz.
 ?? THOMAS BEIER ?? Ein neuer Radweg zum Beutenberg? Das ehemalige Gleis 3 könnte beginnend am Westbahnho­f bis zur Hermann-Löns-Straße als Strecke dienen und damit eine Menge verkehrsst­rategische Probleme in Jena lösen.
THOMAS BEIER Ein neuer Radweg zum Beutenberg? Das ehemalige Gleis 3 könnte beginnend am Westbahnho­f bis zur Hermann-Löns-Straße als Strecke dienen und damit eine Menge verkehrsst­rategische Probleme in Jena lösen.

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