Thüringische Landeszeitung (Jena)
Neue Hindernisse für Campusradweg
Bahn will der Stadt vorerst keine Grundstücke überlassen. Projekt verzögert sich um Jahre
Radfahrer und Fußgänger müssen jetzt tapfer sein: Der Bau des seit mehr als zehn Jahren diskutierten Radweges vom Westbahnhof zum Beutenberg wird erneut verschoben. Nun heißt es von der Stadtverwaltung, der Bau des 1,5 Kilometer langen Weges entlang des ehemaligen Gleises 3 könnte „ab 2026“beginnen. Ursprünglich war geplant, ab 2022 mit EU-Fördermitteln loszulegen.
Vor ein paar Tagen, bei einer großen Beratung zum neuen Radverkehrsplan, klang das optimistischer. Dem Vorhaben am Gleis 3 – der Radweg trägt nun offiziell den Planungsnamen „Campus-Radweg“– wurde eine „sehr hohe Priorität“bescheinigt. Um Termine ging es in der Runde aber nicht.
Die Stadt Jena sieht die Verzögerungsgründe bei der Deutschen Bahn. „Der geplante Weg liegt auf nahezu der gesamten Strecke auf Grundstücken der DB AG. Derzeit verkauft die DB AG keine Grundstücke“, teilte Rathaussprecher Kristian Philler auf Zeitungsnachfrage mit. Das Unternehmen habe aber signalisiert, nach 2026 langfristige, aber kündbare Nutzungsverträge
abschließen zu können. Die DB AG benötige die infrage kommenden Grundstücke ab 2026 zur Abwicklung der Elektrifizierung der Mittedeutschland-Verbindung. Die Flächen könnten als vorübergehende Lagerstelle, Zuwegung oder der Baustelleneinrichtung dienen.
Betriebsparkplätze sind kein unlösbares Problem
Der besondere Charme des Radwegeprojektes ist es, dass das Planum über weitere Strecken schon vorhanden ist. Das war auch schon vor 15 Jahren so. Damals wäre alles leichter gewesen, da im südlichen Abschnitt noch keine Betriebsparkplätze eingezäunt waren.
Die Idee für den Radweg wurde erstmals publik, als sich Mitarbeiter des Beutenberges im Rahmen der „Beutenbike-Studie“über die Verkehrssituation im Südviertel Gedanken machten. Die Strecke wäre steigungsärmer und entspannter als die Fahrt über den Magdelstieg. „Der Weg war damals schon wichtig, und er wäre es heute noch mehr“, sagt Reinhard Guthke, der damalige Vorsitzende der AG Radverkehr. Anfangs habe sich die Stadtverwaltung sehr zurückhaltend geäußert, heute sei das anders.
Gerade die Veranstaltung zum Radverkehrskonzept habe auf ihn sehr positiv gewirkt. Alles hänge von den handelnden Personen ab.
Zumindest vor einigen Jahren hatte die Deutsche Bahn offenbar keine Probleme damit, die Trasse für einen Radweg freizugeben. Bei der Stadt müsste sich halt „jemand der Sache annehmen“, hatte der damalige Bahnhofsmanager Gerd Tucholka gesagt. Um einen Radweg zu bauen, könnte die Stadt die Fläche entweder erwerben oder einen Gestattungsvertrag abschließen. In Gera-Süd, beim „Radweg an den Schienengärten“, habe das auch funktioniert.
Knifflig ist am Campus-Radweg die Brücke über die Mühlenstraße, die Fußgänger und Radfahrer ebenfalls nutzen müssten. Im Bereich der Einführung auf das mittlere Bogenbauwerk kommt es zu einer starken Annäherungen an die Gleisanlagen der DB. Die Stadt sieht es als sinnvoll an, zumindest diesen Abschnitt mit der Elektrifizierung der Mittedeutschland-Verbindung „zu synchronisieren“, heißt es von Rathaussprecher Kristian Philler. Im Wirtschaftsplan steht der Bau des Radweges deshalb ab dem Jahr 2026 drin.