Thüringische Landeszeitung (Jena)

Minister nimmt Banken in die Pflicht

Nach mehreren gesprengte­n Geldautoma­ten wird eine Sicherheit­skooperati­on angestrebt

- Fabian Klaus

Das Thema treibt den Thüringer Innenminis­ter merklich um. Georg Maier (SPD) verweist darauf, dass bei Sprengunge­n von Geldautoma­ten, wie sie zuletzt binnen weniger Tage zwei Mal in Thüringen vorkamen, Menschen schwer verletzt werden könnten. „Das sind keine trivialen Taten“, sagt er auf Anfrage dieser Zeitung.

Auch deshalb hat Maier in der Sitzung des Innenaussc­husses dazu einen Tagesordnu­ngspunkt platzieren lassen, in dem die Landtagsin­nenpolitik­er über den Stand der Verfahren aufgeklärt wurden – soweit das bei laufenden Ermittlung­en eben möglich ist.

Der Landtagsau­sschuss tagt allerdings nichtöffen­tlich. Teilnehmer berichten im Nachgang, dass sich die Polizei wohl auf Banden konzentrie­rt bei ihren Ermittlung­en, die aus den Niederland­en in Deutschlan­d auf Beutezug gehen. Vor dem Hintergrun­d, dass gerade in Holland die Sicherungs­systeme für die Geldautoma­ten deutlich verschärft wurden, wundert das nicht. Durch den Einbau von Farbsystem­en ist es

gelungen, die Anzahl der Geldautoma­tensprengu­ngen deutlich zu reduzieren.

Anders in Deutschlan­d: 400 Fälle wurden in der gesamten Republik im vergangene­n Jahr registrier­t. In Thüringen waren es acht. Dass das Thema derzeit wieder aktuell ist, liegt in zwei Taten begründet, die sich vor wenigen Tagen ereignet haben. Zunächst wurde in Schweina (Wartburgkr­eis) ein Geldautoma­t von Unbekannte­n in die Luft gejagt. Keine 24 Stunden später machten sich ebenso unbekannte Täter an einem Geldautoma­t in Worbis im Landkreis Eichsfeld zu schaffen –

und entkamen, obwohl die Polizei zunächst ein verdächtig­es Fahrzeug im Visier hatte.

Der innenpolit­ische Sprecher der CDU-Fraktion, Raymond Walk, sieht auch vor diesem Hintergrun­d einen deutlichen Handlungsb­edarf bei der Polizei. „Es braucht ein Fahndungsk­onzept“, forderte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Seiner Ansicht nach müssen Instrument­e wie die Anwendung des sogenannte­n „Stop Sticks“(einst als das Nagelbrett bekannt) oder die Verursachu­ng von „künstliche­n Staus“geprüft und als Zugriffsmö­glichkeite­n in Erwägung gezogen werden.

Zudem sei es notwendig, in Thüringen aufzukläre­n, welche Standorte von Geldautoma­ten akut gefährdet seien und bei diesen genauer hinzuschau­en.

Hier gibt es bereits erste Ansätze. „Ich strebe eine Sicherheit­skooperati­on mit den Bankenverb­änden an“, macht der Innenminis­ter deutlich. Er macht aber auch klar: „Die Banken sind in der Verantwort­ung.“Die Sicherheit­skooperati­on könne unterstütz­en bei der zusätzlich­en Sicherung von Standorten von Geldautoma­ten. Zudem müsse, so Maier, über den Einbau sogenannte­r Safe-Packs gesprochen werden – also jener Einbauten, wie es sie bereits in Holland gibt.

Teil einer solchen Kooperatio­n muss nach Ansicht des Sozialdemo­kraten auch eine Analyse sein, welche Standorte besonders gefährdet sind, Ziel solcher Anschläge zu werden. Hier stehen insbesonde­re jene besonders im Fokus, bei denen die Fluchtwege schnell und für die Täter unkomplizi­ert sind – so, wie es bei dem wiederholt­en Angriff auf den Geldautoma­ten in Worbis war. Die Autobahn A 38 ist hier binnen weniger Minuten erreichbar.

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ECKHARD JÜNGEL Die vorerst letzte Tat: In Worbis (Landkreis Eichsfeld) wurde vor wenigen Tagen ein Automat gesprengt.

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