Thüringische Landeszeitung (Jena)
Minister nimmt Banken in die Pflicht
Nach mehreren gesprengten Geldautomaten wird eine Sicherheitskooperation angestrebt
Das Thema treibt den Thüringer Innenminister merklich um. Georg Maier (SPD) verweist darauf, dass bei Sprengungen von Geldautomaten, wie sie zuletzt binnen weniger Tage zwei Mal in Thüringen vorkamen, Menschen schwer verletzt werden könnten. „Das sind keine trivialen Taten“, sagt er auf Anfrage dieser Zeitung.
Auch deshalb hat Maier in der Sitzung des Innenausschusses dazu einen Tagesordnungspunkt platzieren lassen, in dem die Landtagsinnenpolitiker über den Stand der Verfahren aufgeklärt wurden – soweit das bei laufenden Ermittlungen eben möglich ist.
Der Landtagsausschuss tagt allerdings nichtöffentlich. Teilnehmer berichten im Nachgang, dass sich die Polizei wohl auf Banden konzentriert bei ihren Ermittlungen, die aus den Niederlanden in Deutschland auf Beutezug gehen. Vor dem Hintergrund, dass gerade in Holland die Sicherungssysteme für die Geldautomaten deutlich verschärft wurden, wundert das nicht. Durch den Einbau von Farbsystemen ist es
gelungen, die Anzahl der Geldautomatensprengungen deutlich zu reduzieren.
Anders in Deutschland: 400 Fälle wurden in der gesamten Republik im vergangenen Jahr registriert. In Thüringen waren es acht. Dass das Thema derzeit wieder aktuell ist, liegt in zwei Taten begründet, die sich vor wenigen Tagen ereignet haben. Zunächst wurde in Schweina (Wartburgkreis) ein Geldautomat von Unbekannten in die Luft gejagt. Keine 24 Stunden später machten sich ebenso unbekannte Täter an einem Geldautomat in Worbis im Landkreis Eichsfeld zu schaffen –
und entkamen, obwohl die Polizei zunächst ein verdächtiges Fahrzeug im Visier hatte.
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Raymond Walk, sieht auch vor diesem Hintergrund einen deutlichen Handlungsbedarf bei der Polizei. „Es braucht ein Fahndungskonzept“, forderte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Seiner Ansicht nach müssen Instrumente wie die Anwendung des sogenannten „Stop Sticks“(einst als das Nagelbrett bekannt) oder die Verursachung von „künstlichen Staus“geprüft und als Zugriffsmöglichkeiten in Erwägung gezogen werden.
Zudem sei es notwendig, in Thüringen aufzuklären, welche Standorte von Geldautomaten akut gefährdet seien und bei diesen genauer hinzuschauen.
Hier gibt es bereits erste Ansätze. „Ich strebe eine Sicherheitskooperation mit den Bankenverbänden an“, macht der Innenminister deutlich. Er macht aber auch klar: „Die Banken sind in der Verantwortung.“Die Sicherheitskooperation könne unterstützen bei der zusätzlichen Sicherung von Standorten von Geldautomaten. Zudem müsse, so Maier, über den Einbau sogenannter Safe-Packs gesprochen werden – also jener Einbauten, wie es sie bereits in Holland gibt.
Teil einer solchen Kooperation muss nach Ansicht des Sozialdemokraten auch eine Analyse sein, welche Standorte besonders gefährdet sind, Ziel solcher Anschläge zu werden. Hier stehen insbesondere jene besonders im Fokus, bei denen die Fluchtwege schnell und für die Täter unkompliziert sind – so, wie es bei dem wiederholten Angriff auf den Geldautomaten in Worbis war. Die Autobahn A 38 ist hier binnen weniger Minuten erreichbar.