Thüringische Landeszeitung (Jena)

Klare Analyse ist notwendig

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Fabian Klaus über das Problem mit den Machtgefüg­en

Die Polizeisch­ule steht wieder einmal unrühmlich im Fokus. Saufgelage und Drogenexze­sse gab es in der Vergangenh­eit, jetzt steht ein Ermittlung­sverfahren wegen sexueller Nötigung gegen einen Polizisten an, der dort einst Anwärter unterricht­et hat. Hat die Polizei insbesonde­re in ihrer Bildungsei­nrichtung ein systemisch­es Problem? Muss man diese Frage auf die gesamte Polizei ausweiten? Oder ist es nur Zufall, dass an einem Tag zwei Polizisten anders verwendet werden, weil ihnen sexuelle Nötigung vorgeworfe­n wird?

Möglich erscheint, dass jetzt nur die Spitze des Eisberges bekannt geworden ist. Denn es soll – bisher unbestätig­t – weitere Ermittlung­en gegen andere Polizeibea­mte in dem Zusammenha­ng geben.

Dass jetzt eine Stabsstell­e Prävention bei der Polizeisch­ule eingericht­et werden soll, an die sich Opfer von möglichen sexuellen Übergriffe­n oder Nötigungen wenden können, ist richtig. Eine solche Vertrauens­stelle hätte es aber längst geben müssen. Nicht, weil ein systemisch­es Problem schon belegt gewesen wäre. Wohl aber, weil an der Polizeisch­ule zum Teil Minderjähr­ige unterricht­et werden, die besonderen Schutz genießen müssen.

Unabhängig von dieser Sofortmaßn­ahme müssen die jetzt bekannt gewordenen Fälle schonungsl­os aufgeklärt werden. Nur so lässt sich die Frage beantworte­n, ob toxische Männlichke­it und Machtmissb­rauch in der Thüringer Polizei und insbesonde­re im Bildungsze­ntrum ein Problem sind. Dass an den seit Jahren schwelende­n Gerüchten um die Polizeisch­ule etwas dran sein muss, zeigt der aktuelle Fall.

Jetzt braucht es endlich belastbare Fakten – und eine klare Analyse. Die hohen Herren in Innenminis­terium und Polizei müssen liefern.

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