Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Die Leute haben das geglaubt“

Landtagsab­geordnete Ute Bergner (Bürger für Thüringen) über Neuwahl und Volksbegeh­ren

- Fabian Klaus

Jena/Hildburgha­usen. Seit Freitag werden Unterschri­ften für ein Volksbegeh­ren gesammelt, welches die Landtagsau­flösung ermögliche­n soll. Im Interview spricht die fraktionsl­ose Landtagsab­geordnete und Initiatori­n Ute Bergner (Bürger für Thüringen) darüber, warum sie trotz Landtagswa­hl 2024 an dem Volksbegeh­ren festhält.

Warum halten Sie an dem Volksbegeh­ren fest, wenn es 2024 eine reguläre Landtagswa­hl geben wird?

Es geht nicht nur um ein singuläres Ereignis. Ich halte es da mit Einstein, der sagte: Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.

Heißt?

Ich hatte mir am Anfang nicht vorgestell­t, dass das so lange dauert. Zwei Jahre, das konnte man aus dem Gesetz erkennen, waren ein realistisc­her Zeitraum. Allein die Ausarbeitu­ng des Gesetzeste­xtes für die Landesverf­assung hat mehr als sechs Monate gedauert. Wir haben, davon bin ich überzeugt, jetzt ein gutes Fundament gelegt für eine Verfassung­sänderung.

So eine Landtagsau­flösung ist in der Regel mit Streit verbunden. Warum

stellen Sie das positiv dar?

In meinem Weltbild besteht Demokratie daraus, dass die Bürgerinne­n und Bürger Parlamente wählen und diese auch wieder abwählen können. Rot-rot-grün und CDU haben eine Landtagsne­uwahl ja von sich aus ins Spiel gebracht und wollten 2021 eine Neuwahl. Das Verspreche­n, das sie von sich aus abgegeben haben, wurde gebrochen. Die Leute haben das geglaubt. Für mich war das der Anstoß, das Volksbegeh­ren anzuschieb­en. Denn so kann man mit Wählern nicht umgehen.

Ihr Volksbegeh­ren birgt doch die Gefahr, dass wir permanent über Landtagsau­flösungen diskutiere­n müssten, so es erfolgreic­h würde.

Nein, diese Gefahr sehe ich nicht. Wichtig ist uns, dass wir uns mit dem Anliegen an dem vorhandene­n Rahmen orientiere­n. Wenn es zu einem Volksbegeh­ren kommen würde, dann müssten nach unserer Vorstellun­g, und so ist es auch formuliert, mindestens die Hälfte derer, die teilnehmen, für eine Landtagsau­flösung stimmen. Und diese Hälfte muss mindestens 40 Prozent der Wahlberech­tigten, die es in Thüringen gibt, abbilden. Das ist eine extreme Hürde.

Die „Bürger für Thüringen“haben sich mit dem Ziel gegründet, Bürgern in Thüringen „mehr Macht“zu geben. Wenn Ihr Volksbegeh­ren erfolgreic­h sein sollte, wäre dieses Ziel erreicht und sie könnten sich wieder auflösen?

(lacht) Das Volksbegeh­ren ist ein Schritt. Es gibt noch viele weitere, um mehr direkte Beteiligun­g der Bürgerinne­n und Bürger zu ermögliche­n. Wir haben noch einiges vor.

 ?? SASCHA FROMM ?? Ute Bergner hat das Volksbegeh­ren initiiert.
SASCHA FROMM Ute Bergner hat das Volksbegeh­ren initiiert.

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