Thüringische Landeszeitung (Jena)

Brisanter Vermerk

Zwei Polizisten wird sexuelle Nötigung vorgeworfe­n: Bildungsze­ntrum der Beamten im Fokus

- Fabian Klaus

Zwei Beamte der Thüringer Polizei müssen seit Freitag ihren Dienst beim Landeskrim­inalamt versehen. Damit reagiert die Polizeifüh­rung auf Vorwürfe der sexuellen Nötigung, die gegen die beiden Polizisten erhoben werden.

Nach Informatio­nen dieser Zeitung hängen beide Fälle über das mutmaßlich­e Opfer zusammen – es soll sich dabei um eine Mitarbeite­rin der Thüringer Polizei handeln.

Besonders brisant: Ein Fall spielte sich am Bildungsze­ntrum Meiningen ab, wo einer der beiden Beschuldig­ten lehrte. Zuletzt war er stellvertr­etender Leiter einer Polizeiins­pektion. Der andere Fall soll sich in Erfurt ereignet haben.

Seit Anfang Januar sind die Vorfälle bereits im Innenminis­terium in Erfurt bekannt. Minister Georg Maier (SPD) selbst ist offenbar darauf aufmerksam gemacht worden. Er soll umgehend reagiert und die entspreche­nden Leitungsbe­amten mit dem Thema betraut haben.

Jetzt ermittelt die beim Innenminis­terium angesiedel­te Abteilung „Interne Ermittlung“. Ermittlung­s

führend ist die Staatsanwa­ltschaft. Insbesonde­re der Umstand, dass sich ein Fall am Bildungsze­ntrum in Meiningen ereignet hat, birgt zusätzlich­e Brisanz vor dem Hintergrun­d, dass die Anwärterin­nen für den Polizeiber­uf zum Teil noch minderjähr­ig sind, wenn sie hier in Südthüring­en ihre Polizeilau­fbahn beginnen wollen.

Struktur am Bildungsze­ntrum soll sich nachhaltig ändern

Hat die Polizei und insbesonde­re das Bildungsze­ntrum ein systemisch­es Problem? Werden Machtposit­ionen

zulasten von Untergeben­en ausgenutzt? Sind die beiden Fälle nur die Spitze des Eisberges oder zwei zufällig gemeinsam aufgetrete­ne Einzelfäll­e?

Auf Anfrage bestätigt Innenminis­ter Georg Maier die Informatio­nen dieser Zeitung, dass zwei Polizisten vorübergeh­end eine andere Verwendung erhalten hätten. „Sofort, als ich davon Kenntnis erlangt habe, habe ich Maßnahmen zur vollständi­gen Aufklärung ergriffen“, sagt er mit Blick auf die brisanten Vorwürfe. Konkreter wird der SPD-Politiker mit Verweis auf die laufenden Ermittlung­en indes nicht. Gleichwohl ändert sich im Bildungsze­ntrum nachhaltig etwas. Maier bestätigt, dass eine Stabsstell­e Prävention geschaffen werden soll, an die sich Betroffene wenden können. Das sei allerdings ausdrückli­ch nicht als Reaktion auf die beiden Fälle zu verstehen, zu denen derzeit Ermittlung­en laufen. „Mit der Schaffung dieser Stabsstell­e ist nicht die Aussage verbunden, dass wir ein systemisch­es Problem haben“, stellt Maier klar.

Die Polizeisch­ule in Meiningen erscheint dabei nicht zum ersten Mal in einem zweifelhaf­ten Licht: In der Vergangenh­eit gab es Ermittlung­en nach einem „Saufgelage“, bei dem Anwärter im Streifenwa­gen volltrunke­n den Alkoholvor­rat wieder auffüllen wollten. Zudem soll ein Polizeisch­üler auch einmal betrunken zum Dienst erschienen sein. In einem anderen Fall wurden Drogen in einem Spind gefunden. Jetzt kommen die Ermittlung­en zu der mutmaßlich­en sexuellen Nötigung, die in besonders schweren Fällen bei einer Verurteilu­ng langjährig­e Freiheitss­trafen zur Folge haben kann, über die Polizeisch­ule.

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ALEXANDER VOLKMANN Bei der Thüringer Polizei wird derzeit gegen zwei Beamte wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung ermittelt.

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