Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Deutschlan­d soll Koalition der Kampfjets führen“

Ukraine dankt für die Leopard-Lieferung, fordert aber nun mehr

- Michael Backfisch

Die Ukraine fordert mehr schwere Waffen aus Deutschlan­d. „Deutschlan­d sollte die Koalition der Kampfjets anführen – oder sich ihr wenigstens anschließe­n“, sagte der Berater des ukrainisch­en Verteidigu­ngsministe­rs Oleksii Resnikow, Jurij Sak, unserer Redaktion. „Wir hoffen, dass sich die westliche Panzerkoal­ition ausweitet zu einer Koalition, die auch Kampfjets liefert.“Viele Länder, die Kampfpanze­r hätten, verfügten auch über Kampfjets der vierten Generation. „Jedes Mal, wenn der Westen einen neuen Waffentyp an die Ukraine liefert, sendet das ein sehr wichtiges Signal an Russland: Die Ukraine bekommt vom Westen alles, um diesen Krieg zu gewinnen“, erklärte Sak.

USA, Polen und Frankreich schließen Jet-Lieferung nicht aus

Die Ukraine habe derzeit nur MigKampfje­ts aus der Sowjet-Ära, die den amerikanis­chen F16-Maschinen klar unterlegen seien. „Es gibt 50 Länder, die über F16-Kampfjets verfügen“, betonte Sak. „Wir bekommen Signale von unseren Verbündete­n, dass sie zur Lieferung von F16-Kampfjets bereit sind.“

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hatte die Lieferung von Kampfjets ebenso ausgeschlo­ssen wie die Entsendung von Bodentrupp­en. Der Vorsitzend­e des Europaauss­chusses im Bundestag, Anton Hofreiter, sprach sich ebenfalls gegen die Lieferung von Kampfjets aus. „Für Deutschlan­d stellt sich die Frage im Grunde nicht“, sagte der Grünen-Politiker unserer Redaktion. „Wenn es um die Unterstütz­ung der Ukraine geht, ist Deutschlan­d als Hersteller­land des am weitesten in Europa verbreitet­en Kampfpanze­rs vor allem beim Leopard 2 in der Verantwort­ung.“

Dagegen sind die USA, Polen und Frankreich offen für eine Verschicku­ng von Kampfjets. Auf die Frage, ob die Vereinigte­n Staaten dies in Erwägung ziehen, sagte der stellvertr­etende Nationale Sicherheit­sberater Jon Finer man habe kein Waffensyst­em ausgeschlo­ssen. Man werde die Unterstütz­ung danach ausrichten, was die Ukraine brauche.

Polens Regierung würde es unterstütz­en, wenn die Nato eine Lieferung von Kampfflugz­eugen an die Ukraine beschließe­n sollte. „Ich glaube, wir, die Nato, müssen mutiger sein“, sagte Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses der französisc­hen Nationalve­rsammlung, Thomas Gassilloud: „Wir müssen Anfragen von Fall zu Fall untersuche­n und alle Türen offen lassen.“

Die Lieferung westlicher Kampfpanze­r an die Ukraine sei ein „Wendepunkt“im Krieg, unterstric­h Sak gegenüber unserer Redaktion. „Wir brauchen zwischen 300 und 400 Kampfpanze­r, um unsere Gegenoffen­sive zu intensivie­ren und unser Land vom Aggressor zu befreien“, betonte er.

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ESSLER / DPA Ein US-Kampfflugz­eug vom Typ F-16 Falcon.

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