Thüringische Landeszeitung (Jena)
Aufregung um Baerbock-Äußerung
Mit ihrer Aussage „Krieg gegen Russland“befeuert die Ministerin die russische Propaganda
Berlin. Annalena Baerbock galt lange als die große Klartextrednerin der deutschen Außenpolitik. Ob bei G20-Treffen oder vor den Vereinten Nationen: Die GrünenPolitikerin las dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine die Leviten wie kaum ein anderer. Teils schien es, dass die auf allen internationalen Bühnen präsente deutsche Chefdiplomatin Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Schau stehlen würde.
Doch nun passierten ihr sprachliche Patzer, die ihrem Image Kratzer zufügen. Am Dienstag sorgte sie im Europarat in einer auf Englisch gehaltenen Aussage für Wirsei bel. „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander“, so die Außenministerin. Sie wollte mit ihrem Satz zum Zusammenhalt des Westens aufrufen. Doch er ließ Raum für Interpretationen – in politisch aufgeladenen Zeiten wie diesen fatal.
Das Auswärtige Amt versuchte zu beschwichtigen: Deutschland
„keine Konfliktpartei“, teilte es per Tweet mit. Doch der Schaden war da. Die russischen Staatsmedien schlachteten das BaerbockStatement genüsslich aus. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, forderte am Freitag eine Erklärung des deutschen Botschafters in Moskau zu „widersprüchlichen“Aussagen aus Berlin.
Eine weitere Panne kam hinzu. Das Auswärtige Amt veröffentlichte am Dienstag einen Tweet über die Reise des russischen Außenministers Sergej Lawrow nach Afrika. Er habe sich nicht auf den Weg gemacht, um Leoparden zu sehen, sondern um seine Propaganda
zu verbreiten, hieß es. Der Leopard war als Tier-Emoji dargestellt. Im Ministerium sah man darin wohl einen originellen Gag.
Eine Sprecherin der Afrikanischen Union fragte, ob Baerbock wohl auch nur nach Afrika reise, um Tiere zu besichtigen. Das vernichtende Urteil: „Ein Außenministerium, das widerliche koloniale Klischees bedient, um geopolitische Punkte zu machen.“Man hätte im Auswärtigen Amt wissen müssen: Die afrikanischen Länder beziehen im Ukraine-Krieg keineswegs einhellig die Position des Westens. Vor diesem Hintergrund war das Leopard-Emoji unsensibel und kontraproduktiv.