Thüringische Landeszeitung (Jena)
Bundestag erinnert an queere Nazi-Opfer
Holocaust-Gedenktag: Bas betont das Leid sexueller Minderheiten
Mit einer feierlichen Gedenkstunde hat der Bundestag am Freitag zum Holocaust-Gedenktag der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung gedacht. Zum ersten Mal standen dabei verfolgte Homosexuelle und weitere Angehörige sexueller Minderheiten im Mittelpunkt. Diese Opfergruppe habe „lange um ihre Anerkennung kämpfen“müssen, sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD).
Viele homosexuelle Männer seien in der NS-Zeit zu langen Haftstrafen verurteilt, zur Sterilisation gezwungen und oft auch in Konzentrationslagern ermordet worden, erinnerte Bas. Doch „auch lesbische Frauen waren vor Verfolgung keineswegs sicher“, sagte sie.
„Wir gedenken aller Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, beraubt, gedemütigt, ausgegrenzt, entrechtet, gequält und ermordet wurden“, betonte Bas. Konkret nannte sie Jüdinnen und Juden, Opfer der deutschen Besatzungsherrschaft und Vernichtungspolitik insbesondere in Mittel- und Osteuropa, Sinti und Roma, Opfer der Euthanasie, Verfolgte wegen ihrer politischen Überzeugung oder ihres Glaubens, Angehörige sexueller Minderheiten, als „asozial“Diffamierte, Kriegsgefangene, Widerstandskämpferinnen und -kämpfer, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. „Viele der Opfer des deutschen Vernichtungskrieges im Osten waren Ukrainerinnen und Ukrainer“, sagte Bas. Sie äußerte sich erschüttert, „dass auch Überlebende des Holocaust durch die gegenwärtigen russischen Angriffe auf die Ukraine getötet wurden“.
Nachdrücklich mahnte sie zum Gedenken an die im Namen des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen. „Mich beunruhigen auch Versuche, die Einzigartigkeit des Holocaust zu relativieren“, so Bas. „Es kann keinen Schlussstrich geben“, stellte sie klar.