Thüringische Landeszeitung (Jena)
Das E-Werk bröckelt
Ohne Investitionen fällt die DNT-Spielstätte bald aus. Stadtwerke sagen Beteiligung ab
Deutlich bekennt sich Hasko Weber zum Weimarer E-Werk. Für den Intendanten ist es klar „Teil unseres Konzeptes“– und also des Selbstverständnisses im DNT. Ein eingespielter Ort. „Ich fänd’s super, wenn wir eine Lösung fänden, komplett im E-Werk zu bleiben.“
Was er aber gar nicht mehr hören kann, das sind die Schwärmereien von der besonderen Atmosphäre, dem morbiden Charme des Ortes. „Das E-Werk ist in bemerkenswert schlechtem Zustand“, hält Weber dagegen. Und in diesem hält es nicht mehr bis 2030 durch, wenn die Generalsanierung des Haupthauses, die in drei Jahren beginnen soll, abgeschlossen sein könnte. Bis dahin, so der Plan, sollte das E-Werk Interimsspielstätte vor allem fürs Schauspiel werden, während das Musiktheater schwerpunktmäßig die Redoute bespielt. Danach wäre fürs DNT Schluss im E-Werk. Das ist lokalpolitischer Wille. Ein noch nicht näher definiertes soziokulturelles Zentrum steht im Raum, derweil das Nationaltheater die Redoute, heute sein Probenzentrum, als Nebenspielstätte etablieren soll.
Nun aber ist selbst das Interim gefährdet. Eine erste, für diesen Herbst geplante Ertüchtigung fällt aus. Es ginge dabei etwa um die Statik im Kesselsaal, dessen Unterkellerung derzeit „zusätzlich provisorisch abgestützt“werden muss, den maroden Zugang zu den drei vor zehn Jahren eingebauten Heizkesseln, von denen pro Woche mindestens einer ausfällt, und um einen noch nicht vorhandenen Fluchtweg in den Heizungsräumen. Fürs Interim wären laut Weber zudem Sanitäranlagen
und Eingangsbereich, Künstlergarderoben, Maske und Requisite herzurichten. Schon seit längerem fällt Putz von der Wand und auf die Technik. Von Energieeffizienz kann eines wenig gedämmtem Daches und einfach verglaster Fenster wegen keine Rede sein: „Wir heizen dort die Umgebung.“
167 Millionen Euro für die Generalsanierung des DNT
Mit den Stadtwerken als Eigentümer war eine kleine Konsolidierung unterhalb der Eine-Million-Euro Grenze verabredet. Das DNT legte für seinen Anteil Geld zurück. Seit aber die Energiepreise explodierten, fehlt es den Stadtwerken an liquiden Mitteln für dergleichen. Sie sagten die Beteiligung deshalb ab.
Das ist der Stand der Dinge. „Entweder es passiert noch etwas oder es geht nicht weiter“, so Weber, der mit OB Peter Kleine bereits alternative Interimsstandorte besichtigte, die ja aber auch aufwendig her- und einzurichten wären. Dass von den 167 Millionen Euro für die Generalsanierung etwas fürs E-Werk abfallen könnte, hatten Bund und Land als Geldgeber schnell ausgeschlossen: wohl auch deshalb, weil es ja perspektivisch fürs DNT wegfällt.
Das sei der Wunsch des Intendanten, hört man häufiger von Stadträten. Dabei habe es mit ihm bis heute kein einziges entsprechendes Gespräch dazu gegeben, sagt Weber. Er nennt es eine Polemik, dass er „der E-Werk-Abräumer“sei und betont: „Ich will da nicht raus!“Nur im Auftrag des Aufsichtsrates legte er demnach 2016 die Langzeitprognose „DNT kompakt“für ein eigenständiges Theater vor, das damals mal wieder infrage stand. Sie beinhaltete den mittelfristigen Abschied vom E-Werk, falls nichts investiert würde. „Das war politisch motiviert.“
Als Theaterort entdeckt wurde das alte E-Werk in den Neunzigern zunächst vom ACC Weimar. Mit Amtsantritt von Intendant Stephan Märki machte es das DNT 2000 zu seiner neuen Nebenspielstätte.