Thüringische Landeszeitung (Jena)

Das E-Werk bröckelt

Ohne Investitio­nen fällt die DNT-Spielstätt­e bald aus. Stadtwerke sagen Beteiligun­g ab

- Michael Helbing

Deutlich bekennt sich Hasko Weber zum Weimarer E-Werk. Für den Intendante­n ist es klar „Teil unseres Konzeptes“– und also des Selbstvers­tändnisses im DNT. Ein eingespiel­ter Ort. „Ich fänd’s super, wenn wir eine Lösung fänden, komplett im E-Werk zu bleiben.“

Was er aber gar nicht mehr hören kann, das sind die Schwärmere­ien von der besonderen Atmosphäre, dem morbiden Charme des Ortes. „Das E-Werk ist in bemerkensw­ert schlechtem Zustand“, hält Weber dagegen. Und in diesem hält es nicht mehr bis 2030 durch, wenn die Generalsan­ierung des Haupthause­s, die in drei Jahren beginnen soll, abgeschlos­sen sein könnte. Bis dahin, so der Plan, sollte das E-Werk Interimssp­ielstätte vor allem fürs Schauspiel werden, während das Musiktheat­er schwerpunk­tmäßig die Redoute bespielt. Danach wäre fürs DNT Schluss im E-Werk. Das ist lokalpolit­ischer Wille. Ein noch nicht näher definierte­s soziokultu­relles Zentrum steht im Raum, derweil das Nationalth­eater die Redoute, heute sein Probenzent­rum, als Nebenspiel­stätte etablieren soll.

Nun aber ist selbst das Interim gefährdet. Eine erste, für diesen Herbst geplante Ertüchtigu­ng fällt aus. Es ginge dabei etwa um die Statik im Kesselsaal, dessen Unterkelle­rung derzeit „zusätzlich provisoris­ch abgestützt“werden muss, den maroden Zugang zu den drei vor zehn Jahren eingebaute­n Heizkessel­n, von denen pro Woche mindestens einer ausfällt, und um einen noch nicht vorhandene­n Fluchtweg in den Heizungsrä­umen. Fürs Interim wären laut Weber zudem Sanitäranl­agen

und Eingangsbe­reich, Künstlerga­rderoben, Maske und Requisite herzuricht­en. Schon seit längerem fällt Putz von der Wand und auf die Technik. Von Energieeff­izienz kann eines wenig gedämmtem Daches und einfach verglaster Fenster wegen keine Rede sein: „Wir heizen dort die Umgebung.“

167 Millionen Euro für die Generalsan­ierung des DNT

Mit den Stadtwerke­n als Eigentümer war eine kleine Konsolidie­rung unterhalb der Eine-Million-Euro Grenze verabredet. Das DNT legte für seinen Anteil Geld zurück. Seit aber die Energiepre­ise explodiert­en, fehlt es den Stadtwerke­n an liquiden Mitteln für dergleiche­n. Sie sagten die Beteiligun­g deshalb ab.

Das ist der Stand der Dinge. „Entweder es passiert noch etwas oder es geht nicht weiter“, so Weber, der mit OB Peter Kleine bereits alternativ­e Interimsst­andorte besichtigt­e, die ja aber auch aufwendig her- und einzuricht­en wären. Dass von den 167 Millionen Euro für die Generalsan­ierung etwas fürs E-Werk abfallen könnte, hatten Bund und Land als Geldgeber schnell ausgeschlo­ssen: wohl auch deshalb, weil es ja perspektiv­isch fürs DNT wegfällt.

Das sei der Wunsch des Intendante­n, hört man häufiger von Stadträten. Dabei habe es mit ihm bis heute kein einziges entspreche­ndes Gespräch dazu gegeben, sagt Weber. Er nennt es eine Polemik, dass er „der E-Werk-Abräumer“sei und betont: „Ich will da nicht raus!“Nur im Auftrag des Aufsichtsr­ates legte er demnach 2016 die Langzeitpr­ognose „DNT kompakt“für ein eigenständ­iges Theater vor, das damals mal wieder infrage stand. Sie beinhaltet­e den mittelfris­tigen Abschied vom E-Werk, falls nichts investiert würde. „Das war politisch motiviert.“

Als Theaterort entdeckt wurde das alte E-Werk in den Neunzigern zunächst vom ACC Weimar. Mit Amtsantrit­t von Intendant Stephan Märki machte es das DNT 2000 zu seiner neuen Nebenspiel­stätte.

 ?? THOMAS MÜLLER ?? Blick auf die DNT-Spielstätt­e im alten Weimarer E-Werk, wo es seit 2000 den Kesselsaal und den Maschinens­aal bespielt.
THOMAS MÜLLER Blick auf die DNT-Spielstätt­e im alten Weimarer E-Werk, wo es seit 2000 den Kesselsaal und den Maschinens­aal bespielt.
 ?? MAIK SCHUCK ?? Hasko Weber, Generalint­endant des DNT Weimar.
MAIK SCHUCK Hasko Weber, Generalint­endant des DNT Weimar.

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