Thüringische Landeszeitung (Jena)

Vergessene Komponisti­n geehrt

Orchester spielt Musik aus und über Großbritan­nien

- Volker Müller

Wenn schon an den Schlaf der Welt gerührt wird, dann richtig. Dem Anspruch wurde das Philharmon­ische Orchester Altenburg Gera in dieser Woche gerecht, als im 5. Abonnement­konzert an die heute vergessene englische Komponisti­n Ethel Smyth erinnert werden sollte. Man nahm gleich zwei Werke der Zeitgenoss­in von Johannes Brahms und Peter Iljitsch Tschaikows­ki ins Programm: eine die stürmische See vor Cornwall packend schildernd­e Ouvertüre zur Oper „Die Strandräub­er“und das späte Konzert für Horn und Violine.

Beide Stücke nehmen durch Geschick im Umgang mit Klangfarbe­n, souverän gestaltete Höhepunkte und selbst heute noch gelegentli­ch kühn anmutende harmonisch­e Lösungen ein. Nicht in gleichem Maße ist das melodische Element vertreten. Es finden sich kaum Themen, die sich auf Anhieb einprägen. Und dem Solokonzer­t, das zweifellos starke lyrische Passagen hat, fehlt es insgesamt doch ein wenig an Spannung, an zwingender Entwicklun­g.

Solistisch­e Partien hervorrage­nd besetzt

Mit der Rumänin Ioana Cristina Goicea (Violine) und dem Hamburger Tillman Höfs (Horn) waren die solistisch­en Partien hervorrage­nd besetzt. Das Paar war sich wunderbar einig und stand für schöne und verblüffen­d facettenre­iche Töne ein. Das unter seinem Chefdirige­nten Ruben Gazarian spielende Philharmon­ische Orchester entfaltete in der Ouvertüre eine rasante Dramatik, glänzte durch sensibel musizieren­de Register und wusste auch im zweiten Teil des Abends, als Felix Mendelssoh­n Bartholdys 3. Sinfonie, die „Schottisch­e“, auf den Pulten lag, zu überzeugen.

Das Meisterwer­k, in dem – was sich leicht sagt – kein Takt zu viel und keiner zu wenig ist, zog unter einem sein ganzes Können aufbietend­en Gazarian bald in satten Farben schwelgend, bald mit feinem Stift gezeichnet vorbei. Es gab langanhalt­enden begeistert­en Beifall.

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