Thüringische Landeszeitung (Jena)
Löbdergraben wird für Jahre Umleitung
Verwaltung antwortet Bürger: Verkehrsberuhigung am östlichen Löbdergraben jetzt zu planen, „bringt wenig Sinn“
Fußgänger träumen davon, dass es am östlichen Löbdergraben demnächst ruhiger zugeht. Der Highway zwischen Schwarzem Bär und Rotem Turm soll verkehrsärmer werden, damit der neue Inselplatz-Campus guten Fußes erreicht wird. Doch nach den bisherigen Planungen wird dies frühestens ab 2028 klappen, wenn die Umfahrung Osttangente neu gebaut ist.
Vor dem Stadtrat sagte die Verwaltung jetzt Folgendes zum Zeitplan der Osttangente: Für den Straßenbau Am Eisenbahndamm/Am Anger braucht es ein Planfeststellungsverfahren. Erst nach dem Beschluss hierzu geht es an die Ausführungsplanung. Baustart für die durchgehend vierspurige Trasse wäre demnach frühestens 2025. Etwa drei Jahre Bauzeit in Etappen sind geplant. Beim Osttangenten-Bau ist der Löbdergraben dann eine notwendige Umleitungsstrecke.
Bürgermeister Christian Gerlitz (SPD) sagte im Stadtrat, dass es wenig Sinn bringe, detaillierte Planungen für den östlichen Löbdergraben jetzt schon aufzustellen. Erst müsse die Osttangente durchgeplant sein, die ja Voraussetzung für die Verkehrsentlastung des Löbdergrabens sei. Nachträgliche Änderungen kosteten immer auch Geld.
Konzept zur Aufwertung ist Wunsch der Politik
Der Jenaer Pascal Zillmann hatte sich in der Bürgerfragestunde erkundigt, wie weit die Vorplanungen für den östlichen Löbdergraben gediehen sind. Eigentlich sollten die schon im Gange sein.
Im Ausschuss für Stadtentwicklung war 2020 entschieden worden, dass ein Konzept zur Aufwertung des Areals zwischen Unihauptgebäude und Rotem Turm geschrieben wird und spätestens mit dem Planfeststellungsbeschluss zur Osttangente Planungen für die neue Allee zwischen Fischergasse bis Lutherplatz starten. Alles Trennende sollte demnach so weit als möglich zurückgedrängt werden. Beruhigung
und Verlangsamung des Verkehrs sind Stichworte.
Nach Auffassung der Stadtverwaltung wird die Bebauung des Inselplatzes nicht zu mehr Autos auf dem östlichen Löbdergraben führen, auch wenn der aus Süden kommende Kfz-Verkehr die Straße weiterhin als Zufahrt zum autofreien Inselplatz braucht. Der Durchgangsverkehr solle über die dann
vierspurige Umfahrung gelenkt werden. Dies könne zum Beispiel durch ein Linksabbiegeverbot an der Kreuzung vorm Schwarzen Bären Nachdruck erhalten.
Insbesondere der Grünen-Fraktion und dem Klimaschutzbeirat sind die Planungen der Osttangente heute ein Dorn im Auge. Sie stellen die Frage nach der Notwendigkeit des Straßenbauprojektes. Margret
Franz (Grüne) hatte 2022 im Ausschuss die Ablehnung der Entwurfsplanung so begründet: Die Welt habe sich geändert, das müsse man berücksichtigen und akzeptieren.
Gesamtkosten liegen jetzt bei etwa 30 Millionen Euro
Vor knapp drei Jahren hieß es im Ausschuss noch, dass die Osttangente ab 2023/24 gebaut wird. Damals lag die Kostenschätzung bei 21 Millionen Euro mit einer Förderquote von 70 bis 75 Prozent – und es gab keine Gegenstimmen.
Die Gesamtkosten inklusive Planung und Ausführung werden jetzt auf etwa 30 Millionen Euro geschätzt, bei einer etwas schlechteren Förderquote. Die Stadt argumentiert, dass neben der neuen vierspurigen Hauptstraße ja Flächen für Fußgänger und Radfahrer entstehen und viele Bäume kommen. Durch den Wegfall des städtischen Großparkhauses am Inselplatz wird die Straße zudem etwas günstiger, weil auch die unterirdische Parkhauszufahrt gestorben ist.