Thüringische Landeszeitung (Jena)
Gesammelt & aufgespießt
Im Friedenspfeifen-Café
Auch in den Jenaer Stadtratssitzungen gehört es dazu, sich gelegentlich verbal vors Schienbein zu treten. Oder im Laufe der Sitzung wegen des Winkelzugs der anderen Fraktion zu spüren, wie der kalte Kaffee hochkommt. – In den vergangenen Jahren gab es einen hervorragenden Ort, um sich gleich nach der Sitzung beim Bierchen oder Wein in die Augen zu schauen und zu versöhnen: das weniger als steinwurfweit vom Rathaus entfernte Café Central. Freilich war auch dieser Friedenspfeifen- und -zigaretten-Ort über viele Corona-Monate hinweg nicht nutzbar. Was muss da doch alles unbewältigt geblieben sein an Streit-Traumata!
Verständlich also, dass Bürgermeister Christian Gerlitz jüngst Genugtuung äußerte. Endlich sei nach der Stadtratssitzung das spätabendliche Nachsitzen wieder möglich. Nichtraucher Gerlitz nimmt der friedensstiftenden Rolle jener TalkRunden halber in Kauf, dass das „Central“eine Raucher-Lounge ist.
Auf die Frage nach dem Rauch, der in den Klamotten steckenbleibt, räumte er ein: „Eklig!“
In Frieden leben
Warum tut man, was man tut? Conny Bartlau, städtische Gleichstellungsbeauftragte im Ruhestand, geht immer noch ihrer ehrenamtlichen Passion nach, jungen Jenaern Aufenthalte im Ausland und jungen Ausländern Aufenthalte in Jena zu ermöglichen. FreiwilligendienstProgramme machen es preiswert möglich. Der Ost-Geborenen könnte man nun unterstellen, dass sie einfach die Türen zur Welt offenhalten will, die ihr selbst in DDR-Zeiten verschlossen geblieben waren.
Conny Bartlau sagte, in erste Linie wolle sie selbst in Frieden leben. Das heiße: Leute, die sich kennengelernt haben, hauen sich nicht die Köpfe ein.
Selbst nach der russischen Annexion der Krim im Jahre 2014 habe sie junge Ukrainer und Russen erlebt, die gemeinsam in einem Jenaer Zimmer wohnten.
Quersumma summarum
Der Autor dieser Zeilen ist ein wenig im „Knirsch-Modus“nach einem eigenen Beitrag über eine 50jährige Jenaerin, die mit ihren beiden 23 und 27 Jahre alten Töchtern am gleichen Tag Geburtstag hat. Klar also, dass da ein hübscher 100.
Geburtstag fällig war. Um die 100 zu erklären, war im Text von der „Quersumme“der Altersjahre die Rede. Mehrere Leser wiesen darauf hin, dass das mathematischer Mumpitz ist. „Quersumme“steht für das Addieren der nebeneinanderstehenden Ziffern; bei dem DamenTrio käme man also auf 19.
Richtig gewesen wäre: Summe. In Antwort-Mails versuchte der Autor, sich zu rechtfertigen: „Aufeinandergeprallt sind hier des Schreibers sprachgefühliger Zugriff (horizontal; zusammengenommen von links nach rechts) und der mit konkretem Verfahren verknüpfte mathematische Begriff.“Groß geholfen hat’s nicht gegen die eigene Zerknirschung.