Thüringische Landeszeitung (Jena)
Johanna lebt acht Monate in Italien
Eine-Welt-Haus-Verein hilft jungen Leuten bei EU-Freiwilligendienst
Jena. Was Corona nicht alles ausgebremst hat! Eigentlich widmet sich der Jenaer Eine-Welt-Haus-Verein seit 2021 der zusätzlichen Aufgabe, als Entsende-Organisation mit EUFörderung den Aufenthalt junger Leute im Ausland mitzuorganisieren. Den Rahmen dafür gibt das Förderprogramm „Europäisches Solidaritätskorps“(ESK). „Es war keine Beratung möglich wegen Corona“, sagt Conny Bartlau, langjährige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, die im Ruhestand als Ehrenamtlerin im Verein dabei ist. Mit der Entsendung junger Jenaer und dem Aufenthalt junger Ausländer in unserer Stadt hat sie bereits jahrelang Erfahrung gesammelt im Verein Eurowerkstatt e. V.
Training mit italienischen Filmen
„Wir haben 2022 auf die jungen Leute gewartet“, sagt Conny Bartlau. Am 9. Januar sei nun der erste Jugendliche entsandt worden. Marcus Kramarczyk leistet für sechs Monate im nordspanischen Terrassa sechs Monate Freiwilligendienst in einer Freizeiteinrichtung.
Nächste Nutznießerin des EUProgramms beim Eine-Welt-HausVerein ist die 18-jährige Johanna Fischer. Die Jenenserin (also in Jena geboren), die in Großschwabhausen wohnt, hat im Sommer ihr Abi vollendet am Mellinger Lyonel-Feininger-Gymnasium. Sie reist am 13. Februar in die norditalienische Region Emilia-Romagna, um acht Monate in der zwischen Bologna und Rimini gelegenen 60.000-Einwohner-Stadt Faenza zu leben. Johanna darf innerhalb des ESK-Projekts „Learning for fun“italienischen Schulkindern bei den Hausaufaufgaben, bei Workshops helfen und ihnen ein wenig Deutsch-Unterricht geben. „Ich will aufzeigen, dass Lernen auch spaßvoll sein
kann.“Sie sei mit ihrer Familie schon viel gereist ins Ausland, wolle nun „wissen, ob ich das alleine hinkriege“. An ein späteres Studium denkt Johanna noch nicht konkret. Ihr schwebt zunächst eine Ausbildung zur Sprach-Korrespondentin vor.
Entsenden und aufnehmen
Nach dem Einser-Abschluss des Englisch-Abis und nach Französisch-Unterricht (ohne Abi-Prüfung) dürfte nun der Italienisch-Alltag dem Berufsziel sehr dienlich sein. Wie sie sich sprachlich vorbereitet auf die nächsten acht Monate? – Unter anderem, indem sie italienische Filme in Originalsprache schaut, berichtet Johanna.
Das ESK-Programm sei gut geeignet, um die Ziele des Eine-WeltHauses umzusetzen, sagt Conny Bartlau. Der Verein sei eigens für die Aufgaben einer Entsendeorganisation im Rahmen des EU-Programms akkreditiert worden. Und ja, nächstes Ziel sei es, sich auch als Aufnahme-Organisation akkreditieren zu lassen. Dazu verfügt der Verein nicht nur dank der Eurowerkstatt-Erfahrungen von Conny Bartlau über viel Knowhow. Zudem hat das Eine-Welt-Haus mit seinem „Weltwärts-Programm“innerhalb der vergangenen zehn Jahre über 50 jungen Jenaern einen Aufenthalt in der nicaraguanischen Partnerstadt San Marcos und 20 Nicaraguanern einen Aufenthalt in Jena ermöglicht, berichtete Vereinsmitstreiterin Teresa Popp. Nun warten Conny Bartlau und Teresa Popp auf weitere junge Leute, die das ESK-Programm nutzen möchten. Conny Bartlau findet es bemerkenswert, wie hochgesteckt das Interesse der EU-Oberen am Jugend-Austausch offenbar ist. Man müsse sich nur die Finanzierung vergegenwärtigen: Da würden pro Freiwilligen-Kopf und Jahr etwa 10.000 Euro für alle Belange des Aufenthalts bezahlt.
Bei Interesse an dem Programm, das alle Leute zwischen 18 und 30 nutzen können: Einfach kurzfristig eine Beratung vereinbaren über esk@eineweltjena.de oder über Festnetz-Telefon: 03641/44 30 57.