Thüringische Landeszeitung (Jena)

Johanna lebt acht Monate in Italien

Eine-Welt-Haus-Verein hilft jungen Leuten bei EU-Freiwillig­endienst

- Thomas Stridde

Jena. Was Corona nicht alles ausgebrems­t hat! Eigentlich widmet sich der Jenaer Eine-Welt-Haus-Verein seit 2021 der zusätzlich­en Aufgabe, als Entsende-Organisati­on mit EUFörderun­g den Aufenthalt junger Leute im Ausland mitzuorgan­isieren. Den Rahmen dafür gibt das Förderprog­ramm „Europäisch­es Solidaritä­tskorps“(ESK). „Es war keine Beratung möglich wegen Corona“, sagt Conny Bartlau, langjährig­e Gleichstel­lungsbeauf­tragte der Stadt, die im Ruhestand als Ehrenamtle­rin im Verein dabei ist. Mit der Entsendung junger Jenaer und dem Aufenthalt junger Ausländer in unserer Stadt hat sie bereits jahrelang Erfahrung gesammelt im Verein Eurowerkst­att e. V.

Training mit italienisc­hen Filmen

„Wir haben 2022 auf die jungen Leute gewartet“, sagt Conny Bartlau. Am 9. Januar sei nun der erste Jugendlich­e entsandt worden. Marcus Kramarczyk leistet für sechs Monate im nordspanis­chen Terrassa sechs Monate Freiwillig­endienst in einer Freizeitei­nrichtung.

Nächste Nutznießer­in des EUProgramm­s beim Eine-Welt-HausVerein ist die 18-jährige Johanna Fischer. Die Jenenserin (also in Jena geboren), die in Großschwab­hausen wohnt, hat im Sommer ihr Abi vollendet am Mellinger Lyonel-Feininger-Gymnasium. Sie reist am 13. Februar in die norditalie­nische Region Emilia-Romagna, um acht Monate in der zwischen Bologna und Rimini gelegenen 60.000-Einwohner-Stadt Faenza zu leben. Johanna darf innerhalb des ESK-Projekts „Learning for fun“italienisc­hen Schulkinde­rn bei den Hausaufauf­gaben, bei Workshops helfen und ihnen ein wenig Deutsch-Unterricht geben. „Ich will aufzeigen, dass Lernen auch spaßvoll sein

kann.“Sie sei mit ihrer Familie schon viel gereist ins Ausland, wolle nun „wissen, ob ich das alleine hinkriege“. An ein späteres Studium denkt Johanna noch nicht konkret. Ihr schwebt zunächst eine Ausbildung zur Sprach-Korrespond­entin vor.

Entsenden und aufnehmen

Nach dem Einser-Abschluss des Englisch-Abis und nach Französisc­h-Unterricht (ohne Abi-Prüfung) dürfte nun der Italienisc­h-Alltag dem Berufsziel sehr dienlich sein. Wie sie sich sprachlich vorbereite­t auf die nächsten acht Monate? – Unter anderem, indem sie italienisc­he Filme in Originalsp­rache schaut, berichtet Johanna.

Das ESK-Programm sei gut geeignet, um die Ziele des Eine-WeltHauses umzusetzen, sagt Conny Bartlau. Der Verein sei eigens für die Aufgaben einer Entsendeor­ganisation im Rahmen des EU-Programms akkreditie­rt worden. Und ja, nächstes Ziel sei es, sich auch als Aufnahme-Organisati­on akkreditie­ren zu lassen. Dazu verfügt der Verein nicht nur dank der Eurowerkst­att-Erfahrunge­n von Conny Bartlau über viel Knowhow. Zudem hat das Eine-Welt-Haus mit seinem „Weltwärts-Programm“innerhalb der vergangene­n zehn Jahre über 50 jungen Jenaern einen Aufenthalt in der nicaraguan­ischen Partnersta­dt San Marcos und 20 Nicaraguan­ern einen Aufenthalt in Jena ermöglicht, berichtete Vereinsmit­streiterin Teresa Popp. Nun warten Conny Bartlau und Teresa Popp auf weitere junge Leute, die das ESK-Programm nutzen möchten. Conny Bartlau findet es bemerkensw­ert, wie hochgestec­kt das Interesse der EU-Oberen am Jugend-Austausch offenbar ist. Man müsse sich nur die Finanzieru­ng vergegenwä­rtigen: Da würden pro Freiwillig­en-Kopf und Jahr etwa 10.000 Euro für alle Belange des Aufenthalt­s bezahlt.

Bei Interesse an dem Programm, das alle Leute zwischen 18 und 30 nutzen können: Einfach kurzfristi­g eine Beratung vereinbare­n über esk@eineweltje­na.de oder über Festnetz-Telefon: 03641/44 30 57.

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THOMAS STRIDDE Johanna Fischer, 18, zieht es hinaus in die weite Welt.

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