Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ort des Wissens für Jung und Alt
Die Volkshochschule Saale-Holzland-Kreis blickt auf ihre Gründung vor 30 Jahren
Dietmar Möller steht vor dem Hauptgebäude der Volkshochschule (VHS) des Saale-Holzland-Kreises in Hermsdorf und sagt nur einen Satz: „Die Gründung habe ich bis heute mit keiner Sekunde bereut.“Vor genau 30 Jahren unterzeichnete Möller gemeinsam mit dem damaligen Landrat Dieter Füser, Hermann Jacobi und Uwe Hermann, den Bürgermeistern Harald Kramer (Stadtroda) und Gerfried Manke (Hermsdorf) die Vereinssatzung für den VHS-Trägerverein. Bis heute existiert im Saale-Holzland die einzige Volkshochschule Thüringens, die von einem Verein getragen wird.
Dietmar Möller, der seit der Gründung mit einer kurzen Unterbrechung bis heute dem Verein vorsteht, erfüllt das kleine Jubiläum schon mit etwas Stolz, auch weil „der Laden wie am Schnürchen läuft“. Groß feiern werde man deshalb nicht, aber schon an das Jubilädacht um erinnern. Wie eine unbezwingbare Trutzburg steht sie in der regionalen Bildungslandschaft: Die Volkshochschule muss sich dennoch ständig neu erfinden. „Standen nach der Wende das Nachholen von Schulabschlüssen oder Umschulungskurse hoch im Kurs, so wandelte sich das Bildungsangebot mit dem Internet und der zunehmenden Digitalisierung um das Jahr 2000 grundlegend““, lässt Möller die Entwicklung kurz Revue passieren.
Plötzlich ganz wichtig: PC-Kurse
Plötzlich seien PC-Kurse gefragt gewesen, der Umgang mit dem Handy kam später neben den klassischen Kursen dazu. Sprachkurse waren voll belegt, „die Menschen verreisten immer häufiger.“Hinzu gesellten sich Kurse, bei denen sich alles um Gesundheit drehte. „Meinen Kurs Rückenschule besuche ich heute noch“, sagt Möller und lacht. Wie die anderen Volkshochschulen in Thüringen versteht sich auch die
Einrichtung im Saale-Holzland als Bildungsgrundversorger für alle interessierten Bürger, egal ob Alt oder Jung.
In sechs Fachbereiche aufgeteilt, können Interessierte ihr Wissen über Politik, Gesellschaft, Umwelt, Sprachen, Gesundheit, Arbeit oder Beruf erweitern, es gesellen sich Kunst, Kultur und Kreatives Gestalten dazu. 80 bis 100 Dozenten sind im Jahr für die VHS tätig, die Kurse finden nicht nur in Hermsdorf oder Eisenberg sondern auch in anderen Orten statt. „Die Volkshochschule muss zum Bürger kommen“, Möller.
Zwischen 2000 bis 2200 Kursteilnehmern zählt die VHS jedes Jahr, finanziert wird die Einrichtung über Mittel des Landes, des Kreises und aus Eigenmitteln. Rund 500.000 Euro stehen zur Verfügung, davon bringt die Einrichtung mit sechs Mitarbeitern rund 150.000 Euro aus eigener Kraft auf. Ständig wird über neue, auch dem Zeitgeist entsprechende Angebote nachge
und werden gute - manchmal auch ziemlich praktische Ideen auch in Kursen umgesetzt. So kann man an der VHS beispielsweise lernen, wie man Fisch selbst räuchern kann.
Sich immer wieder neu erfinden
Nah am Menschen, dies ist ein wichtiges Credo der Einrichtung, die seit vergangenem Jahr mit Timo Krafft auch einen Regionalkoordinator mit an Bord hat. Krafft bietet in Hermsdorf Interessierten gemeinsame Spaziergänge oder eine Quatschrunde unter vier Augen an. „So gelingt es uns auch, Menschen aus ihrer Einsamkeit zu holen, ja, sie für die Teilnahme an einem Kurs zu begeistern“, sagt Möller.
Doch auch beim Förderverein hat man längst erkannt, dass immer neue Wege beschritten werden müssen, um vor allem Jüngere für die VHS zu begeistern. „Wir müssen sichtbarer werden in einer Welt, die mit Informationen geflutet wird“, weiß auch Möller.