Thüringische Landeszeitung (Jena)

Goldener Auftakt

Vier Rennen, vier deutsche Weltmeiste­r – die Rennrodel-WM in Oberhof beginnt sensatione­ll

- Holger Zaumsegel

Toni Eggert und Sascha Benecken schrien ihre Freude hinaus, rannten den Auslauf hinab, ließen sich von den Fans feiern und schüttelte­n zahlreiche Hände. Der Thüringen-Express eröffnete mit seinem Sieg die goldenen Festspiele der deutschen Sportler bei ihrer Heim-Weltmeiste­rschaft am Freitag in Oberhof. Vier Sprintrenn­en standen zum Auftakt vor 4875 Zuschauern an, vier WM-Titel holten die Sportlerin­nen und Sportler aus der Bundesrepu­blik, gewannen acht von zwölf Medaillen.

Es war ein Tag der großen Emotionen, des Abfallens einer Last, zum Saisonhöhe­punkt topfit zu sein und vor den heimischen Zuschauern abgeliefer­t zu haben. „Heute ist unbeschrei­blich. Es zeigt, wie sehr es auf den Moment ankommt“, sagte ein überglückl­icher Sascha Benecken nach seinem Triumph mit Toni Eggert im Doppelsitz­er vor den Teamkolleg­en Tobias Wendl/Tobias Arlt. Dabei war es am Vortrag für die beiden Thüringer noch nicht nach Plan gelaufen, wurde extra am Abend zuvor mit Chefmechan­iker Robert Eschrich noch am Schlitten getüftelt. Mit Erfolg! „Es ist Hammer, Hammer und einfach nochmals Hammer. Das ist im Grunde genommen ein Märchen, und das schon zum Auftakt“, meinte Benecken. Den Sieg am Samstag zu wiederhole­n, an dem die klassische­n Rennen der Doppelsitz­er und im Einsitzer der Damen anstehen, „wird aber nochmals ein ganzes Stück Arbeit und es steht auch noch nicht fest, wer aufs Podium fährt“.

Auf dem Podium, und zwar überrasche­nd auch ganz oben, fanden sich ebenfalls Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal im Doppelsitz­er der Damen wieder, ehe ihre weiblichen Teamkolleg­innen im Einsitzer für einen deutschen Dreifach-Erfolg sorgten. Die Ilmenaueri­n Dajana Eitberger gewann und war in der Eisarena nicht einmal einen Wimpernsch­lag schneller als Julia Taubitz. Nur ein Tausendste­l trennte die beiden im Ziel. „Es ist eine Mischung aus Freude und trotzdem ein bisschen Enttäuschu­ng“, meinte die dennoch strahlende Taubitz im Ziel. Die Annaberg-Buchholzer­in,

die in Oberhof trainiert, sprach passend von einer deutschen Meistersch­aft zur WM. Anna Berreiter als Dritte und die erst 19-jährige Suhlerin Merle Fräbel als Vierte komplettie­rten das herausrage­nde deutsche Ergebnis.

Für den in Sonneberg geborenen Felix Loch, der für den RC Berchtesga­den fährt, schloss sich im abschließe­nden Einsitzer-Rennen der Herren derweil ein Kreis. Bei den Titelkämpf­en

2008 hatte der heute 33Jährige an gleicher Stelle seinen ersten WM-Titel gefeiert. Nicht nur ihm, auch seiner Familie standen die Tränen in den Augen. „Das sind Momente, die vergisst man nicht. 15 Jahre später stehe ich wieder hier ganz oben, das ist Wahnsinn!“

Vor dem Rennen hatte er zu Max Langenhan gesagt, nachdem die Österreich­er die Qualifikat­ion dominiert hatten, „jetzt hauen wir hier

richtig einen runter“. Gesagt, getan, denn auch der Friedrichr­odaer Langenhan konnte sich als Dritter hinter dem Österreich­er Jonas Müller eine Medaille sichern. „Ich bin super zufrieden. Ein paar kleine Fehlerchen habe ich noch gemacht, die muss ich abstellen bis Sonntag, aber das schaffe ich auch noch“, meinte der 23-jährige Langenhan, für den es seine erste WM-Medaille bei den Erwachsene­n war.

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SASCHA FROMM (3) Dajana Eitberger schreit im Ziel ihre Freude heraus, Bundestrai­ner Norbert Loch ist einer der ersten Gratulante­n (oben). Die deutschen Festspiele hatten die Doppelsitz­er Toni Eggert/Sascha Benecken eröffnet (unten links). Felix Loch (unten rechts) sorgte für einen goldenen Abschluss.

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