Thüringische Landeszeitung (Jena)
Bach: „Wir müssen zur Einigung beitragen“
Am Rande der Titelkämpfe kündigt der IOC-Präsident die mögliche Rückkehr russischer Sportler auf die internationale Bühne an
Die frühe Startzeit kurz vor halb neun an diesem Samstagmorgen wird Thomas Bach gehörig Überwindung kosten. Er wolle als „bekennender Oberhof-Fan zu dieser unchristlichen Zeit“aber trotzdem versuchen, „ein freundliches Gesicht zu machen“, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Rande der Titelkämpfe im Rennrodeln.
Sein Schmunzeln verriet – er genoss den Ausflug auf den winterlichen Rennsteig: „Hier zu sein ist eine Herzensangelegenheit.“Zwischen den Wettbewerben will Bach die modernisierten Sportstätten in
Augenschein nehmen und kündigte an: „Ich werde auf keinen Fall abreisen, ohne eine Thüringer Bratwurst gegessen zu haben.“
Doch auch an der neuen Bahn holte den 69-Jährigen die Debatte um die Rückkehr von russischen und belarussischen Athleten auf die internationale Sportbühne ein. Bei allem menschlichen Verständnis für die ukrainische Position, sagte er, würde es nicht den Werten und der Mission der olympischen Charta entsprechen, Athleten aufgrund ihres Passes auszuschließen. Daher sei es möglich, dass „russische und belarussische Sportler unter neutraler Flagge bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris starten“.
Der IOC-Präsident wies gleichzeitig auf die verbindende Kraft hin, die der Sport habe: „Wir müssen zur Einigung beitragen und nicht zur Vertiefung der Spaltung“, betonte er. Ein Boykott der Spiele in Paris, den der ukrainische Sportminister Wadym Hutzajt im Falle von Russlands Teilnahme angedroht hatte, stünde in diesem Fall „nicht im Einklang mit unserer Mission“.
Der Deutsche Olympische Sportbund kann sich eine Wiederzulassung von Athleten aus Russland und Belarus „nur unter strengen Voraussetzungen“vorstellen. Für Bundesinnenministerin Nancy Faeser ist der IOC-Vorstoß unterdessen der „völlig falsche Weg“, wie sie sagte.