Thüringische Landeszeitung (Jena)
Triumph und Trübsal
Debütantin Kreher wird Skeleton-Weltmeisterin. Grotheer bei Briten-Sieg nur Zehnter
St. Moritz. Herzschlag-Gold bei der Skeleton-WM! Susanne Kreher jubelte, schaute fast ungläubig auf den unglaublichen Coup, der ihr da gelungen war. Die Debütantin aus Dresden setzte eine einmalige Siegesserie mit ihrem Überraschungstitel in St. Moritz fort. Seit 2016 stehen nur die deutschen SkeletonFrauen auf dem Podest ganz oben.
Eine einzige Hundertstelsekunde lag die frühere 800-Meter-Läuferin nach vier Läufen vor der Niederländerin Kimberley Bos. „Ich war ganz schön aufgeregt. Doch ich habe es ins Ziel gebracht. Jetzt gibt es ein Tattoo mit Bergen“, sagte die 24Jährige vom BSC Oberbärenburg.
Chancenlos blieben dagegen die deutschen Männer um Olympiasieger Christopher Grotheer, der als bester Deutscher enttäuschender Zehnter wurde. Zuletzt hatte es 2007 – übrigens auch in St. Moritz – ein derartiges Debakel sogar bei Männern und Frauen gegeben.
„Ich wollte nach meinen Riesenböcken in der Bahn am ersten Tag schon noch mal angreifen, hatte die Kufe gewechselt. Doch das war auch keine gute Idee“, sagte Grotheer, der nach einem Patzer am Start nur die 18.-beste Laufzeit fuhr.
Den Sieg feierte der ehemalige Taekwondo-Kämpfer Matt Weston aus Großbritannien. Italien bejubelte die erste Skeleton-Medaille der Historie durch Amedeo Bagnis. Beide Teams hatten sich tatkräftige
Unterstützung aus dem Ausland geholt. Die Briten hoben ihre Sportler mit dem lettischen Rekordweltmeister Martins Dukurs und dem auch vom deutschen Verband umworbenen österreichischen Experten Matthias Guggenberger auf Topniveau. Bei den Azzurri machten die deutschen Spezialisten Willi Schneider und Thomas Platzer die Schlitten schnell.
Grotheer, der für den BRC Thüringen startet, fand deutliche Worte nach der Pleite. „Wir haben die Entwicklung vor der WM verschlafen. Die Briten haben offenbar an den Kufen etwas gefunden. Bei Olympia hatten wir die Anzüge, die jetzt verboten sind, als Vorteil. Jetzt hat die Konkurrenz einen Vorteil“, so der entthronte Weltmeister, den später seine Frau Mary Ann und die kleine Tochter Elsa auf der Terrasse der Gunter-Sachs-Lounge trösteten.
„Vor der WM war ich drei Mal Zweiter und zweimal Erster. Ich habe das Fahren nicht verlernt. Bei den folgenden Rennen in Innsbruck und Sigulda will ich den Gesamtweltcup holen. Von der WM musst du schnell lernen und darfst nicht blauäugig so weitermachen wie zuvor“, meinte Grotheer.
Noch ist die WM für den Erlauer nicht vorbei. Am Sonntag wartet das Team-Rennen gemeinsam mit den Frauen. „Da dürfen wir Männer uns nicht noch mal blamieren. Nicht, dass da eine Frau schneller ist als ich“, hatte Grotheer seinen Humor schon wiedergefunden.