Thüringische Landeszeitung (Jena)
USA: Polizisten legen deutschen NBA- Star in Handschellen
Dennis Schröder soll in gestohlenem Auto gesessen haben. Polizeigewalt gegenüber Schwarzen häuft sich dramatisch
Nach dem Heimsieg gegen die San Antonio Spurs ist NBA-Profi Dennis Schröder auf dem Heimweg in eine Polizeikontrolle geraten. Der Van des deutschen Basketballnationalmannschaftskapitäns wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) gestoppt, weil der Verdacht bestand, der Wagen sei gestohlen. Der Point Guard der Los Angeles Lakers musste mit erhobenen Händen aussteigen, kurzzeitig wurden ihm Handschellen angelegt.
Ein Freund, der den Wagen fuhr, musste sich an einer Tankstelle mit gespreizten Armen und Beinen auf den Boden legen. Minuten später kam dann die Aufklärung: Es handelte sich um ein Missverständnis. Schröder saß hinten im großen Van. Nachdem er mit Nachdruck von der Polizei aufgefordert wurde, langsam auszusteigen, tat er das mit den Händen auf dem Kopf, wie der gebürtige Braunschweiger die Vorkommnisse auf seinem Youtube-Kanal schildert.
„Als ich bei denen war, haben sie meine Arme runtergemacht, haben mir Handschellen verpasst. Aber auch schon echt ruckartig. Und ich denk mir so: Hä, was ist passiert?“, berichtet der Sohn eines deutschen Vaters und einer gambischen Mutter. „Wenn ich euch sage, da waren am Ende 20, 25, 30 Autos. Also richtig Alarm. Ich sehe Schrotflinten,
Pistolen, Uzis und keine Ahnung, was die alles für Waffen hatten. Das war, als wäre ich ein Krimineller, der irgendetwas getan hat. Das war verrückt. Ich habe so was noch nie gesehen.“Die Polizisten hielten den Wagen für gestohlen. Schröder konnte dann aufklären, dass die Kennzeichen von seinem Cadillac stammten, den er ein Jahr zuvor verkauft hatte. „Am Ende haben sie es auch gut gemacht und uns geholfen. Dann hat sich alles geklärt. Zum Glück ist keinem etwas passiert. Wir sind dann gut nach Hause gekommen.“
In diesem Fall ist es noch glimpflich ausgegangen. Doch viele solcher Kontrollen endeten in der Vergangenheit in einer Tragödie. Zwischen 2017 und 2021 kamen laut „New York Times“400 Fahrer oder Beifahrer dabei durch Polizeigewalt zu Tode. In keinem Fall wurden die Cops mit einem Messer oder einer Schusswaffe bedroht. So war es auch am 7. Januar in Memphis/Tennessee. Der 29-jährige Tyre Nichols, ein Schwarzer, war wegen „rücksichtslosen Fahrens“angehalten worden. Ein Wort ergab das andere. Die Polizei setzte Pfefferspray ein. Nichols lief davon, wurde dingfest gemacht und dann nach Angaben der Anwälte der Familie binnen drei Minuten regelrecht totgeschlagen.
Der junge Mann erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Die Officer Tadarrius Bean, Demetrius Haley, Emmitt Martin III, Desmond Mills Jr. und Justin Smith, allesamt Afroamerikaner, wurden entlassen, verhaftet und wegen „Mord zweiten Grades“– vergleichbar im deutschen Strafrecht mit Totschlag – angeklagt. Ihnen drohen Haftstrafen zwischen 15 und 60 Jahren.