Thüringische Landeszeitung (Jena)

Einen Gang runterscha­lten

- Martina Bandoly, Soziologin und Karrierebe­raterin

1

Der Begriff „Downshifti­ng“bedeutet, im Berufslebe­n weniger leisten zu müssen. Für wen ist die Aufgabe von Führungsve­rantwortun­g eine Option?

Zum Beispiel für Führungskr­äfte, die lieber inhaltlich arbeiten wollen. Chefs haben Personalve­rantwortun­g. Das bedeutet Management von Konflikten, Gehaltsver­handlungen, viele Gespräche mit Mitarbeite­rn, Zielverein­barungen, sehr viele Meetings. Das alles loszuwerde­n, kann sehr befriedige­nd sein. Und dann gibt es noch die, die mit den Arbeitszei­ten nicht klarkommen oder die nicht mehr so viel Flexibilit­ät leisten können oder wollen.

2 Wie gehen Angestellt­e das Projekt „Rückschrit­t“an?

Fragen Sie sich: Wann und in welcher Situation war ich beruflich zuletzt im Flow? Bei welcher Tätigkeit habe ich Freude und muss ich mich nicht dauernd überwinden? Ein Coach kann helfen, sich gedanklich zu sortieren. Gehen Sie vorbereite­t in ein Gespräch mit dem Chef. Überlegen Sie sich, welchen Vorteil er von ihrem Vorschlag haben kann. In der Regel wird er an einem motivierte­n Mitarbeite­r interessie­rt sein. Aber bedenken Sie auch, dass der richtige Zeitpunkt wichtig ist. Anders als bei dem Wunsch nach Teilzeit, ist der Chef bei einem KarriereRü­ckschritt nicht gezwungen, diesem Gesuch nachzukomm­en. Deshalb sind gute Argumente wichtig.

3 Auf welche Probleme muss man sich gefasst machen?

Überlegen Sie sich, was Sie tun würden, wenn der Chef Nein sagt. Kommt ein Arbeitgebe­r-Wechsel infrage? Weniger Personalve­rantwortun­g kann außerdem mit Gehaltsein­bußen einher gehen – muss aber nicht. Das ist Verhandlun­gssache. Experten und Führungskr­äfte verdienen oft ähnlich viel.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany