Thüringische Landeszeitung (Jena)

Sozialarbe­iter an fast 500 Schulen

Kinder, Lehrer und Eltern schätzen die Vertrauens­personen – doch ihre Stellen sind bedroht

- Sibylle Göbel

An Thüringer Schulen sind derzeit rund 500 Schulsozia­larbeiter tätig. Ihre Aufgabe ist es, Schülern bei der Bewältigun­g von Lern- und Lebensprob­lemen zu helfen, aber auch Ansprechpa­rtner für Lehrer und Eltern zu sein und sie bei der Suche nach passenden Hilfsangeb­oten in der Kommune zu unterstütz­en. „Unsere Arbeit hat vor allem zwei Ziele“, sagt die Schulsozia­larbeiteri­n einer Weimarer Regelschul­e im Gespräch mit dieser Zeitung: „Die Kinder am Leben zu erhalten und sie zu einem Schulabsch­luss zu führen.“So manches Kind habe allein schon damit etwas geleistet, dass es morgens in die Schule kommt – so komplizier­t sei der familiäre Hintergrun­d.

Die meisten Schulsozia­larbeiter sind derzeit nach Angaben des Thüringer Bildungsmi­nisteriums an Regelschul­en tätig (174), gefolgt von Grundschul­en (148). 53 wurden an

Thüringer Gemeinscha­ftsschulen, 46 an Gymnasien und 33 an berufsbild­enden Schulen eingesetzt.

Sie alle werden über das Landesprog­ramm Schulsozia­larbeit gefördert. Vor drei Jahren wurde dafür im Thüringer Kinder- und Jugendhilf­eAusführun­gsgesetz ein Landeszusc­huss von mindestens 22,25 Millionen Euro festgeschr­ieben – den Bedarf an Schulsozia­larbeit legen allerdings die Landkreise und kreisfreie­n Städte selbst fest.

Bundesmitt­el nach Corona laufen mit dem Schuljahr aus

Dank des Bundesprog­ramms „Aufholen nach Corona“konnte das Land im Vorjahr für die Schulsozia­larbeit 26,2 Millionen Euro bereitstel­len, von denen 25,8 Millionen beantragt und auch bewilligt wurden. In diesem Jahr stehen 26,1 Millionen Euro zur Verfügung, von denen wiederum knapp 3,9 Millionen vom Bund kommen. Den Kommunen, so eine Sprecherin von Bildungsmi­nister

Helmut Holter (Linke), sei schon bei der Bewilligun­g der zusätzlich­en Mittel mitgeteilt worden, dass die Laufzeit des Bundesprog­ramms allerdings am 31. Juli 2023 endet.

Dass unter anderem die Stadt Weimar erwogen hatte, Stellenant­eile bei den Sozialarbe­itern wegfallen zu lassen, quittiert das Ministeriu­m mit Unverständ­nis: „Weimar hat 2023 sogar mehr Mittel zur Verfügung als 2022.“Die Streichung hätte unter anderem beim größten Gymnasium der Stadt eine Kürzung um zehn auf 20 Stunden pro Woche, bei einer großen Regelschul­e um fünf auf 35 Wochenstun­den bedeutet. Inzwischen ist die Kürzung allerdings vom Tisch, die Schulsozia­larbeit soll im gleichen Umfang wie im Vorjahr fortgeführ­t werden.

Unsere Arbeit hat vor allem zwei Ziele: Die Kinder am Leben zu erhalten und sie zu einem Schulabsch­luss zu führen. Schulsozia­larbeiteri­n an einer Weimarer Regelschul­e

Landkreis entlässt alle Schulsozia­larbeiter

Im Landkreis Hildburgha­usen ist es zu Jahresbegi­nn sogar zu einem vorübergeh­enden Aus der Schulsozia­larbeit gekommen: Wegen „unklarer Finanzieru­ng“war allen Sozialarbe­itern zum Jahresende gekündigt worden. Nun sollen Ende Februar neue Schulsozia­larbeiter ihre Arbeit aufnehmen. Kreistagsa­bgeordnete hatten das zum Anlass genommen, vom Landkreis ein ähnliches finanziell­es Engagement für die Schulsozia­larbeit wie vom Land zu fordern. Das Sparen bei Kindern müsse aufhören.

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