Thüringische Landeszeitung (Jena)
Kahlaer Pfundskerle bringen 21.661 Pfund auf die Waage
Wiegefest mit 117 Männern. Beim Gast aus Rudolstadt verschätzten sich einige Herren komplett
Kahla. Beim Kahlaer Wiegefest haben 117 Männer insgesamt 21.661 Pfund auf die Waage gebracht. Damit ist das Durchschnittsgewicht mit 185 Pfund trotz aller Widrigkeiten stabil geblieben. Bei der 159. Auflage des Festes – es sind nur Männer dabei – kamen im „Rosengarten“zudem 805 Euro für einen guten Zweck zusammen. Ein Baum soll von dem Geld an besonderer Stelle in Kahla gepflanzt werden. Historisch bedingt wird bei dem Fest in Pfund gewogen, für die Kilogrammangabe ist die Zahl zu halbieren.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem diesjährigen Fest“, sagte Ralf Grafe, der zum Organisatorenteam gehört. Während des Festes werden alle anwesenden Herren nach und nach auf die Bühne gebeten. Traditionell gibt es zuvor ein Eisbein-Abendbrot.
„Luft anhalten hilft jetzt auch nicht mehr!“
Die große Waage, auf die sämtliche Teilnehmer mehr oder weniger behände kletterten, stammte vom Alterspräsidenten des Vereins, dem Uhrmachermeister Christian Rembacz. Die mechanische Sackwaage könnte theoretisch bis zu 400 Pfund exakt wiegen, sie erreichte dieses Limit aber nicht. Der schwerste Mann brachte Freitagabend 308 Pfund mit, der leichteste Herr wog 139 Pfund.
Die Messergebnisse wurden wie immer ins Wiegebuch notiert. Zehn Ringordner mit Wiegedaten sind indu
zwischen im Besitz des Organisationsteams, darunter das erste offizielle Protokoll von 1865. Kommentare vom Publikum waren bei jeder Messung garantiert. „Luft anhalten hilft jetzt auch nicht mehr!“Oder: „Thomas, nimm’ das Portemonnaie
aus der Tasche!“, waren die Klassiker.
Herren, die über 200 Pfund lagen, konnten auf Zuspruch hoffen: „Junge, sei froh, du bist gesund!“Auch Moderator Sven Kühn fand für jeden Mann passende Worte: „Uwe, hast nicht umsonst den Bauch vorher noch mal gestreichelt!“Weil Sven Kühn selbst nur 150 Pfund zu bieten hatte, wurde er wiederum als „Luftkotelett“und „Hungerhaken“verhätschelt.
An den Tischen wurden überdies Männerthemen besprochen. Zum Beispiel die eigene Gewichtsabnahme „wegen der Liebe“, spezielle Eigenschaften von Frauen oder die aus privaten Gründen aufs kommende Jahr verschobene Hochzeit.
Seit einiger Zeit gibt es bei dem Fest ein „Wiegeobjekt“, als das sich in diesem Jahr Michael Lorenz aus Rudolstadt bereitstellte. Er hat einen Bruder in Kahla und konnte damit die Verbindung zur Stadt nachweisen. Alle Teilnehmer mussten das Gewicht von Michael Lorenz schätzen und nach der Messung für jedes Pfund Abweichung 10 Cent bezahlen. Dazu kamen 50 Cent Startgeld und weitere Spenden, so dass ein ordentlicher Erlös für den Baumkauf zusammenkam.
Bevorzugt werden als Wiegeobjekt etwas stabilere Herren ausgewählt, weil Leichtgewichte sich zu leicht schätzen lassen. Für Michael Lorenz lagen die Schätzungen zwischen 200 und 350 Pfund. Tatsächlich waren es 253 Pfund.
Dass am Kahlaer Wiegefest ausschließlich Männer teilnehmen dürfen, geschieht aus sozialer Verantwortung. So war es am Freitag zu hören. Die Kahlaer Frauen sollten den Abend zur freien Verfügung haben und es sich schön machen, während die Pfundskerle unter sich sind.