Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kahlaer Pfundskerl­e bringen 21.661 Pfund auf die Waage

Wiegefest mit 117 Männern. Beim Gast aus Rudolstadt verschätzt­en sich einige Herren komplett

- Thomas Beier

Kahla. Beim Kahlaer Wiegefest haben 117 Männer insgesamt 21.661 Pfund auf die Waage gebracht. Damit ist das Durchschni­ttsgewicht mit 185 Pfund trotz aller Widrigkeit­en stabil geblieben. Bei der 159. Auflage des Festes – es sind nur Männer dabei – kamen im „Rosengarte­n“zudem 805 Euro für einen guten Zweck zusammen. Ein Baum soll von dem Geld an besonderer Stelle in Kahla gepflanzt werden. Historisch bedingt wird bei dem Fest in Pfund gewogen, für die Kilogramma­ngabe ist die Zahl zu halbieren.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem diesjährig­en Fest“, sagte Ralf Grafe, der zum Organisato­renteam gehört. Während des Festes werden alle anwesenden Herren nach und nach auf die Bühne gebeten. Traditione­ll gibt es zuvor ein Eisbein-Abendbrot.

„Luft anhalten hilft jetzt auch nicht mehr!“

Die große Waage, auf die sämtliche Teilnehmer mehr oder weniger behände kletterten, stammte vom Alterspräs­identen des Vereins, dem Uhrmacherm­eister Christian Rembacz. Die mechanisch­e Sackwaage könnte theoretisc­h bis zu 400 Pfund exakt wiegen, sie erreichte dieses Limit aber nicht. Der schwerste Mann brachte Freitagabe­nd 308 Pfund mit, der leichteste Herr wog 139 Pfund.

Die Messergebn­isse wurden wie immer ins Wiegebuch notiert. Zehn Ringordner mit Wiegedaten sind indu

zwischen im Besitz des Organisati­onsteams, darunter das erste offizielle Protokoll von 1865. Kommentare vom Publikum waren bei jeder Messung garantiert. „Luft anhalten hilft jetzt auch nicht mehr!“Oder: „Thomas, nimm’ das Portemonna­ie

aus der Tasche!“, waren die Klassiker.

Herren, die über 200 Pfund lagen, konnten auf Zuspruch hoffen: „Junge, sei froh, du bist gesund!“Auch Moderator Sven Kühn fand für jeden Mann passende Worte: „Uwe, hast nicht umsonst den Bauch vorher noch mal gestreiche­lt!“Weil Sven Kühn selbst nur 150 Pfund zu bieten hatte, wurde er wiederum als „Luftkotele­tt“und „Hungerhake­n“verhätsche­lt.

An den Tischen wurden überdies Männerthem­en besprochen. Zum Beispiel die eigene Gewichtsab­nahme „wegen der Liebe“, spezielle Eigenschaf­ten von Frauen oder die aus privaten Gründen aufs kommende Jahr verschoben­e Hochzeit.

Seit einiger Zeit gibt es bei dem Fest ein „Wiegeobjek­t“, als das sich in diesem Jahr Michael Lorenz aus Rudolstadt bereitstel­lte. Er hat einen Bruder in Kahla und konnte damit die Verbindung zur Stadt nachweisen. Alle Teilnehmer mussten das Gewicht von Michael Lorenz schätzen und nach der Messung für jedes Pfund Abweichung 10 Cent bezahlen. Dazu kamen 50 Cent Startgeld und weitere Spenden, so dass ein ordentlich­er Erlös für den Baumkauf zusammenka­m.

Bevorzugt werden als Wiegeobjek­t etwas stabilere Herren ausgewählt, weil Leichtgewi­chte sich zu leicht schätzen lassen. Für Michael Lorenz lagen die Schätzunge­n zwischen 200 und 350 Pfund. Tatsächlic­h waren es 253 Pfund.

Dass am Kahlaer Wiegefest ausschließ­lich Männer teilnehmen dürfen, geschieht aus sozialer Verantwort­ung. So war es am Freitag zu hören. Die Kahlaer Frauen sollten den Abend zur freien Verfügung haben und es sich schön machen, während die Pfundskerl­e unter sich sind.

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T. BEIER Als Wiegeobjek­t stellte sich Michael Lorenz zur Verfügung.

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