Thüringische Landeszeitung (Jena)

Ganz ohne Faxen kommt die Stadt nicht aus

Noch 50 Fax-Geräte stehen in der Verwaltung. Warum Ausfälle hier quasi programmie­rt sind

- Thomas Stridde

Als der Reporter ein BeweisFoto für eines der wenigen verblieben­en Stadtverwa­ltungsfaxg­eräte im Vorzimmer des Oberbürger­meisters schießen wollte, drängten OBReferent­in Franziska Rode und OBSekretär­in Sylke Walther auffällig in den Hintergrun­d. So wie: Dass ich bloß nicht mit der alten Technik zu sehen bin!

Tatsächlic­h hat auch in der Stadtverwa­ltung die digitale Welt die alte Technik verdrängt. Es gebe jedoch in der Verwaltung noch 50 Fax-Geräte, berichtete Arndt Döhler, Leiter Kommunale Informatio­nstechnik und Telekommun­ikation. „Sie werden seltenst noch genutzt“, sagte Döhler. Er sprach das Problem der Umstellung auf elektronis­che Rechnungen in dem Zusammenha­ng an. Dazu würden Projekte laufen, die zum Beispiel das Weiterleit­en von Rechnungen per Verbindung­scode auf bestimmte Programme im Blick haben. Döhler schätzte ein, dass die alten Geräte gleichwohl helfen könnten, „im Zweifel über die Telefonlei­tung ein Fax zu schicken“. Stichwort Krieg in der Ukraine: Vor einem Jahr sei gemeinhin neu überlegt worden, ob man die Faxgeräte eingedenk möglicher großer Ausfälle des Netzes abschaffen solle. Dennoch sei die Technik „zwingend und unumkehrba­r aussterben­d“, sagte Bürgermeis­ter Christian Gerlitz (SPD). Schon die Technik am Laufen zu halten, werde schwierige­r. So sei die Software der Faxe nicht mehr pflegbar, weshalb Ausfälle programmie­rt seien.

Nicht immer mit „Bebpo“

Beim Rechtsamt spielen Faxgeräte noch eine Ausnahmero­lle. Seit Anfang 2022 treibe der Fachdienst Recht das Projekt des „besonderen elektronis­chen Behördenpo­stfachs“(Bebpo) voran, berichtete Mitarbeite­r Andreas Herzog. Stimmt, von den Gerichten kämen die zugehörige­n Bearbeitun­gen teilweise noch als Fax zurück. „Aber das ist nicht nur eine Einbahnstr­aße.“

Auch in den Phasen digitaltec­hnischer Probleme müssten aus vielen Ressorts der Verwaltung justiziabl­e Belange „teilweise sehr kurzfristi­g“und dann eben per Fax eingereich­t werden. Dieser Weg der Ersatzeinr­eichung – neben dem postalisch­en – sei als rechtssich­er anerkannt.

„Sie stauben ein“, sagte Schulverwa­ltungs-Chef René Ehrenberg über die Faxe in Jenas Schulen. Zum Zwecke des Erreichbar­seins blieben die Geräte erhalten. In puncto Zugriffquo­te dürfe das aber bald vergleichb­ar sein mit dem Telegramm. Diesen Kommunikat­ionskanal hat die Deutsche Post Ende 2022 gekappt. Mangels Nachfrage.

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THOMAS STRIDDE Faxgerät im Büro des Oberbürger­meisters.

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