Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ganz ohne Faxen kommt die Stadt nicht aus
Noch 50 Fax-Geräte stehen in der Verwaltung. Warum Ausfälle hier quasi programmiert sind
Als der Reporter ein BeweisFoto für eines der wenigen verbliebenen Stadtverwaltungsfaxgeräte im Vorzimmer des Oberbürgermeisters schießen wollte, drängten OBReferentin Franziska Rode und OBSekretärin Sylke Walther auffällig in den Hintergrund. So wie: Dass ich bloß nicht mit der alten Technik zu sehen bin!
Tatsächlich hat auch in der Stadtverwaltung die digitale Welt die alte Technik verdrängt. Es gebe jedoch in der Verwaltung noch 50 Fax-Geräte, berichtete Arndt Döhler, Leiter Kommunale Informationstechnik und Telekommunikation. „Sie werden seltenst noch genutzt“, sagte Döhler. Er sprach das Problem der Umstellung auf elektronische Rechnungen in dem Zusammenhang an. Dazu würden Projekte laufen, die zum Beispiel das Weiterleiten von Rechnungen per Verbindungscode auf bestimmte Programme im Blick haben. Döhler schätzte ein, dass die alten Geräte gleichwohl helfen könnten, „im Zweifel über die Telefonleitung ein Fax zu schicken“. Stichwort Krieg in der Ukraine: Vor einem Jahr sei gemeinhin neu überlegt worden, ob man die Faxgeräte eingedenk möglicher großer Ausfälle des Netzes abschaffen solle. Dennoch sei die Technik „zwingend und unumkehrbar aussterbend“, sagte Bürgermeister Christian Gerlitz (SPD). Schon die Technik am Laufen zu halten, werde schwieriger. So sei die Software der Faxe nicht mehr pflegbar, weshalb Ausfälle programmiert seien.
Nicht immer mit „Bebpo“
Beim Rechtsamt spielen Faxgeräte noch eine Ausnahmerolle. Seit Anfang 2022 treibe der Fachdienst Recht das Projekt des „besonderen elektronischen Behördenpostfachs“(Bebpo) voran, berichtete Mitarbeiter Andreas Herzog. Stimmt, von den Gerichten kämen die zugehörigen Bearbeitungen teilweise noch als Fax zurück. „Aber das ist nicht nur eine Einbahnstraße.“
Auch in den Phasen digitaltechnischer Probleme müssten aus vielen Ressorts der Verwaltung justiziable Belange „teilweise sehr kurzfristig“und dann eben per Fax eingereicht werden. Dieser Weg der Ersatzeinreichung – neben dem postalischen – sei als rechtssicher anerkannt.
„Sie stauben ein“, sagte Schulverwaltungs-Chef René Ehrenberg über die Faxe in Jenas Schulen. Zum Zwecke des Erreichbarseins blieben die Geräte erhalten. In puncto Zugriffquote dürfe das aber bald vergleichbar sein mit dem Telegramm. Diesen Kommunikationskanal hat die Deutsche Post Ende 2022 gekappt. Mangels Nachfrage.