Thüringische Landeszeitung (Jena)
Pilotprojekt bringt grünen Strom direkt in die Oberleitung
Die Bahn installiert bei Weimar die erste Anlage, um Energie aus einer Photovoltaik-Anlage sofort in den Fahrdraht einspeisen zu können
Weimar. Es scheint simpel, ist technisch aber anspruchsvoll: die Oberleitung der Deutschen Bahn direkt mit Strom aus einer PhotovoltaikAnlage zu versorgen. Das ein solches Vorhaben funktioniert, soll ein Pilotprojekt bei Weimar zeigen. Die Solarelemente zur Stromerzeugung werden dafür entlang der Schienen in Richtung Gera installiert.
Ende Januar erteilte das Eisenbahnbundesamt sein Okay für den elektrischen Anschluss des Solarparks an die Oberleitung, um die Stromausbeute direkt einspeisen zu können. Bahnstrom hat die Besonderheit, dass er mit 16,7 Hertz arbeitet. Unser normales Stromnetz wird mit einer Frequenz von 50 Hertz betrieben. Die Deutsche Bahn erhofft sich von der Anlage mit ihrer direkten Anbindung an den Fahrstrom technologisch einen deutlichen Fortschritt für die zukünftige Ökostrom-Gewinnung zum Betreiben ihrer Züge.
Eine Bahnsprecherin bestätigt dieser Zeitung, dass mit der Anlage in Weimar erstmals Solarenergie direkt in die Oberleitung eingespeist werden soll. Die Anlage befinde sich aktuell im Zulassungsprozess. Damit setze die Bahn ihr Vorhaben fort, den Ökostromanteil kontinuierlich zu steigern. Derzeit liege der Ökostromanteil beim Strommix der Bahn bei 64 Prozent. Bis 2030 sollen 80 Prozent erreicht werden.
Neben Wind- und Wasserenergie setze die Bahn zunehmend auch auf die Sonne. Bereits seit 2021 werde Ökostrom aus einem Solarpark in Graz bei Plaue am See (Mecklenburg-Vorpommern) geliefert. Allein dessen Leistung könnte den Zugverkehr zweieinhalb Tage komplett nachhaltig versorgen, erklärt die Sprecherin. Ein weiterer Solarpark entstehe derzeit im schleswig-holsteinischen Wasbek. Er habe die Größe von 70 Fußballfeldern.
Ab wann genau die PV-Anlage in Weimar Strom in die Oberleitung liefern wird, steht noch nicht fest.