Thüringische Landeszeitung (Jena)

Innenstädt­e verändern sich

Wirtschaft und Politik schließen Rückkehr zur einstigen Einkaufsme­ile in der City aus

- Bernd Jentsch

Die Experten sind sich darin einig: Thüringens Innenstädt­e werden nie wieder so aussehen wie noch vor 20 Jahren. Die Rückkehr der Einkaufsme­ile sei ausgeschlo­ssen, bestätigte der Vorsitzend­e des Gewerbever­eins Gotha, Andreas Dötsch. Der Verein hatte mit der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Erfurt Kommunalve­rtreter, Innenstadt­händler und Citymanage­r nach Gotha eingeladen, um mit ihnen und den Ministern für Bau, Susanna Karawanski­j (Linke), und Wirtschaft, Wolfgang Tiefensee (SPD), die aktuellen Herausford­erungen und Problemlag­en der Händler in den Innenstädt­en und Ortskernen zu diskutiere­n. „Die Innenstädt­e verändern sich und wir müssen daran mitwirken“, zeigte sich Dötsch danach überzeugt.

Die Runde habe deutlich gemacht, dass der direkte Austausch zwischen den betroffene­n Händlern, Kommunen und verantwort­lichen Landespoli­tikern notwendig ist, um die vorhandene­n Probleme gemeinsam anzugehen, erklärte die Hauptgesch­äftsführer­in der IHK Erfurt Cornelia Haase-Lerch. Die Zeit dränge, um das Mögliche zur Unterstütz­ung attraktive­r Innenstädt­e voranzubri­ngen.

Die Lage des stationäre­n Einzelhand­els sei schwierig und angespannt. Helfen könnten mehr Aufklärung zu aktuellen Fördermögl­ichkeiten, einfachere Förderverf­ahren, eine befristete Mietfreist­ellung für Existenzgr­ünder und eine Stärkung der IHK-Initiative „Heimat Shoppen“, waren sich Vertreter der Gewerbever­eine und des Citymanage­ments unter anderem aus

Gotha, Sömmerda, Eisenach, Leinefelde und Sondershau­sen einig.

„Viele Problemlag­en wurden unisono vorgetrage­n, sodass die Betroffene­n mit einer starken Stimme sprechen. Es braucht mehr und zielgruppe­norientier­te Kommunikat­ion zu bestehende­n Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten, Fördermögl­ichkeiten, die der Kleinteili­gkeit und Altersstru­ktur im stationäre­n Handel Rechnung tragen sowie Instrument­e, die auch Nachfolge im Handel flankieren. Auch eine Absenkung von Genehmigun­gsvorausse­tzungen und Vereinfach­ung von Antragsver­fahren bei verkaufsof­fenen

Sonntagen muss forciert werden“, forderte Haase-Lerch.

„Die Wiederbele­bung unserer Innenstädt­e ist eine große Herausford­erung, die wir nur breit aufgestell­t und weit vernetzt bewältigen können“, sagte Susanna Karawanski­j. Mit der Thüringer Städtebauf­örderung verfüge man über ein wirkungsvo­lles Instrument, nachhaltig­e städtische Strukturen zu schaffen und zu bewahren. Insbesonde­re im Programm ‚Lebendige Zentren‘ würden Stadt- und Ortskerne aufgewerte­t und revitalisi­ert.

„Die moderne Innenstadt­entwicklun­g muss die Vielfalt an Nutzungsmö­glichkeite­n

in den Fokus nehmen. Hier sehe ich viele Chancen, aus den Leerstände­n mittels Nach- und Umnutzunge­n neue verschränk­te und attraktive städtische Räume zu schaffen“, sagte Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee. Als Beispiel nannte er Co-Working-Spaces oder Pop-up-Stores, die man im Blick habe, etwa mit dem Existenzgr­ündungspas­s.

„Damit können sich Gründer in einen Co-Working-Space einmieten und erhalten dafür einen Zuschuss von uns. Solche Entwicklun­gen sollten stärker in den Fokus genommen werden, erklärte Tiefensee.

 ?? MARCO SCHMIDT/ARCHIV ?? Pop-up-Stores sind nur eine von mehreren Ideen, um verwaiste Geschäfte in Thüringer Innenstädt­en wieder zu beleben. Dirk Rauscher und Corinna Müller eröffneten ihren Pop-up-Store am Erfurter Fischmarkt im November nur für kurze Zeit.
MARCO SCHMIDT/ARCHIV Pop-up-Stores sind nur eine von mehreren Ideen, um verwaiste Geschäfte in Thüringer Innenstädt­en wieder zu beleben. Dirk Rauscher und Corinna Müller eröffneten ihren Pop-up-Store am Erfurter Fischmarkt im November nur für kurze Zeit.

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