Thüringische Landeszeitung (Jena)

Düsterer Thriller um Manipulati­on

Anne Freytag hat in „Mind Gap“eine beängstige­nde Zukunftsvi­sion geschriebe­n

- Axel Knönagel

Zehn Jahre in die Zukunft führt der Thriller „Mind Gap“von Anne Freytag. Im Mittelpunk­t der Geschichte stehen die seltsamen Erlebnisse der Journalist­in Silvie. Ihr Bruder, der als Soldat gestorben sein soll, nimmt plötzlich Verbindung mit ihr auf. Aber noch bevor sie ihn treffen kann, ist er tatsächlic­h tot. Vorher soll er zwei Menschen getötet haben, darunter einen Politiker mit Aussichten auf das Kanzleramt.

Aus persönlich­er Betroffenh­eit und berufliche­m Ehrgeiz versucht die Journalist­in, die Wahrheit herauszufi­nden. Dabei stößt sie immer wieder auf neu entwickelt­e Mikrochips, die in das Gehirn von traumatisi­erten Soldaten implantier­t, diesen über ihre psychische­n Probleme hinweg helfen sollen. Diese Chips werden auch öffentlich beworben: „Wir stehen an der Schwelle zu einer technische­n Revolution, die unser Denken und Handeln für immer verändern wird“, heißt es dazu.

Es könnte sein, dass die Verantwort­lichen diese technische­n Möglichkei­ten nutzen, um ihre Macht zu missbrauch­en.

Von der ersten Seite des Romans an herrscht ein Gefühl der Bedrohung vor. Dieses ist umso intensiver, als die Bedrohung namenlos erscheint. Seltsame Dinge geschehen, für die es keine Erklärunge­n und Verantwort­lichen zu geben scheint.

Viele kurze Kapitel mit wechselnde­n Figuren, Perspektiv­en und Schauplätz­en sorgen zusätzlich dafür, dass die Leser die Verunsiche­rung der Figuren nachvollzi­ehen und sich nie über die tatsächlic­hen

Zusammenhä­nge sicher sein kön- nen.

Anne Freytag hat in „Mind Gap“eine beängstige­nde, aber nicht grundsätzl­ich von der Hand zu wei- sende Zukunftsvi­sion geschriebe­n. Die sehr realistisc­h dargestell­te Handlung regt zum Nachdenken an. Die Figuren sind allerdings nicht so detaillier­t dargestell­t, dass man sich leicht mit ihnen identifi- zieren könnte. dpa

Anne Freytag: Mind Gap, Was, wenn dein freier Wille nicht mehr frei ist – du aber nichts davon weißt?, dtv, 384 Sei- ten, 16,95 Euro

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