Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ein Pony als Bürgermeister
Seit einem halben Jahr „regiert“Patrick über Dorf in England
In roter Robe, eine goldene Kette samt Dorf-Orden um den Hals und in blitzenden Stiefelchen trottet Patrick im englischen Cockington durch den Park. Ein Spaziergänger zieht im Vorbeilaufen den Hut und grüßt. „Wie geht es dem Bürgermeister heute? Lang möge er leben!“Dieser scheint unbeeindruckt und sagt kein Wort. Was nicht ungewöhnlich ist – denn Patrick ist ein Pferd. Seit rund einem halben Jahr darf sich das Shetlandpony Bürgermeister des Dorfes Cockington in der südwestenglischen Grafschaft Devon nennen.
„Irgendjemand hat gesagt, Patrick sollte Bürgermeister sein“, erinnern sich Kirk und Hannah Petrakis, die lange im Ort einen Pferdeund Kutschenbetrieb hatten und bei denen das Pony zu Hause ist. Im Dorf-Pub „The Drum Inn“war Pony Patrick – benannt nach seinem Geburtstag am St. Patrick’s Day – damals schon eine Berühmtheit. In einem kleinen Gehege im Garten empfing er Kinder, Menschen mit Behinderungen und alle, die sich nach Gesellschaft sehnten.
Bei einer Spendenaktion wurde die Idee für sein Amt geboren. 220 Unterstützer unterschrieben eine Petition, es folgte eine feierliche Zeremonie samt Segnung, bei der sich sogar der örtliche Abgeordnete blicken ließ. Der frühere Bürgermeister von Cockington war einige Jahre zuvor gestorben, seitdem war der eher repräsentative Posten unbesetzt. Für das Ehepaar Petrakis hat sich das Leben seitdem ziemlich verändert. „Haben wir mit all der Aufmerksamkeit gerechnet? Dass Patrick in der ,Washington Post‘ landet? Nein, definitiv nicht.“Doch wie wohl alle Großen hat auch Patrick nicht nur Fans. Nur wenige Wochen nach Amtsantritt musste er seinen Amtssitz im „Drum Inn“räumen. Für sein Gehege gab es keine Baugenehmigung. Jemand reichte eine Beschwerde ein.