Thüringische Landeszeitung (Jena)

Neuinszeni­erung von Hanneke van der Paardt feiert Premiere

„Fest“– nun als Kammerspie­l im Theaterhau­s

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Jena. Hanneke van der Paardt, 26 Jahre jung, holländisc­he Schauspiel­erin, Theaterfra­u und Autorin (man kennt sie in Jena aus „Nackt“, „Clowns“, „Sladek“, vor allem aber aus „Musik – Etappen einer Skandalges­chichte“), ist zurück in Jena und präsentier­t am Freitag, dem 10. Februar die Uraufführu­ng ihres eigenen Textes „Fest“– natürlich in deutscher Sprache, das machen die holländisc­hen Kollegen so.

Vor knapp einem Jahr hat sie „Fest“schon einmal im Theaterhau­s aufgeführt, damals noch als theatrale Lesung. Jetzt hat sie sich gemeinsam mit dem niederländ­ischen Schauspiel­er und Regisseur Gillis Biesheuvel daran gemacht, die Lesung zu einem Kammerspie­l weiterzuen­twickeln. Nach den Aufführung­en in Jena reist Hanneke van der Paardt mit der Fest-Ausstattun­g zurück in die Niederland­e und bringt dort im Rahmen des Festivals Cement ihr Stück zur niederländ­ischen Premiere. Für den Herbst sind bereits weitere Gastspielr­eisen durch die Niederland­e geplant. In Jena wird „Fest“voraussich­tlich in der kommenden Spielzeit wieder zu sehen sein.

Wie uns die Angst hart treffen kann und was man machen soll

Hanneke van der Paardt hat ihre Produktion als eine Performanc­e über Angst ausgewiese­n. Die junge Frau auf der Bühne zeigt uns, wie es ist, in Angst festzustec­ken und mit den vielen und vielfältig­en Versuchen, die Angststöru­ng zu überwinden, zu scheitern. Sie beschreibt: „Du bist neunzehn, gerade in ein eigenes Zimmer gezogen, hast gerade angefangen mit der Uni, und plötzlich hast du Angst. Zuerst hoffst du, dass es nur ein PillenKate­r ist, aber dann … dann bleibt die Angst. Angst vor Spiegeln, vor Augen, vor Menschen auf der Straße, die Dinge rufen. Du erschrecks­t dich zu Tode, wenn du ein lautes Geräusch hörst. Wenn du einen halbwegs gruseligen Krimi schaust und darin ein Schuss fällt. Du checkst, ob du nicht auch denkst, dass sich hinter den Zahlen und Buchstaben der Autokennze­ichen eine Bedeutung verbirgt. Ob die Stimmen, die du durch das offenstehe­nde Fenster hörst, nicht doch Stimmen in deinem Kopf sind. Mit fünfundzwa­nzig setzt du dich hin und versuchst, die vergangene­n Jahre zu fassen. Geht es dir tatsächlic­h etwas besser, oder steckst du einfach bis zu deinem Tod in dieser endlosen Angst fest?“

Ihr Text handelt von jenen bizarren Jahren, in denen man gerade weg ist von seinen Eltern, aber noch nirgendwo richtig angekommen ist. Darüber, wie uns die Angst in diesen Jahren hart treffen kann und was zum Teufel man dann machen soll. Auf die Frage, ob es eine bestimmte Zielgruppe für ihren Abend gäbe, sagt sie, dass sie beim Schreiben natürlich überhaupt nicht an so etwas gedacht habe. Aber im Nachhinein meint sie, dass sich diese Arbeit besonders an junge Menschen zwischen 20 und 25 richten könnte; also an diejenigen, die in Theaterzus­ammenhänge­n als Zielgruppe viel zu oft übersehen würden. Andrea Hesse

Karten für diese anrührende, humorvolle, exorzistis­che Angst-Performanc­e, die am 9. (öffentlich­e Generalpro­be), 10. (Premiere), 11., 17. und 18. Februar im Theaterhau­s zu sehen ist, gibt es in der Tourist-Informatio­n Jena und an der Abendkasse. Am 17. Februar lädt das Theaterhau­s im Anschluss an die Vorstellun­g zu einem Publikumsg­espräch ein.

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THEATERHAU­S JENA Die holländisc­he Schauspiel­erin Hanneke van der Paardt.

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